Kapitel 3

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Das schrille Geräusch seiner Klingel ließ ihn panisch aufschrecken.

Wer konnte das schon wieder sein? Ob es wohl Patrick war?

Zwei Tage waren seit ihrem kläglichen Versuch gemeinsam essen zu gehen vergangen. Zwei lange und einsame Tage ohne Patrick.

Der andere hatte sich nicht mehr gemeldet und war auch nicht vorbei gekommen. Kein Wunder, zumindest dachte Manuel das.

Er hatte sich im Restaurant so peinlich und kindisch verhalten, dass Patrick sich sicher für ihn geschämt und über ihn geärgert hatte.

Tränen stiegen Manuel in die grünen Augen. Er hatte die Gelegenheit gehabt, mit dem Mann seiner Träume essen zu gehen und ihn kennen zu lernen und er hatte es natürlich versaut. Typisch er.

Ein erneutes Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken, doch bevor er panisch werden konnte, war da eine weiche und warme Stimme. "Keine Angst, Manuel. Ich bin's nur, Patrick."

Der Langhaarige war so erleichtert, dass er gegen die Wand sackte und zugleich kam er nicht umhin, sich zu fragen wie es sein konnte, dass Patrick bereits jetzt so gut zu erahnen wusste, was gerade in ihm vorging. "Manuel?"

"Ich komm gleich.." würgte der angesprochene matt hervor und wankte Richtung Tür.

Erst eine gefühlte Ewigkeit später konnte er die Tür aufmachen.

Es war wirklich Patrick und er war nicht alleine- wenn man es denn so nennen konnte. Der junge Mann trug zwei große Einkaufstaschen und musste wohl in seinem, Manuels, Gesicht die Verwirrung gesehen haben, denn er antwortete noch bevor Manuel die Frage stellen konnte.

"Ich hatte noch deine alte Einkaufsliste und wenn du auch nur die Hälfte von dem isst, was ich esse, müsstest du schon seit ein paar Tagen nichts mehr zu essen haben..."

Manuel nickte sprachlos, denn die Schlussfolgerung war richtig. Er hatte Hunger.

"Gut." Patrick zauberte aus einer der Taschen zwei etwas ramponierte Schokomuffins. Allein von dem Geruch und Anblick begann Manuels Magen zu knurren, das Wasser lief ihm im Mund zusammen.

"Als kleine Entschädigung dafür, dass ich dich in das Restaurant genötigt habe. Ich hab es nur nett gemeint und wollte mich dir nicht aufdrängen. Lässt du mich rein, damit wir das ganze ausräumen können?"

Manuel nickte und machte bereitwillig Platz für ihn, ohne daß ganze in Frage zu stellen.

Sie räumten gemeinsam die Einkäufe aus und weg, dabei berührten sich ihre Hände mehr als nur einmal zufällig.

Manuel fiel auf, dass Patrick ein kleines Regenbogenbändchen ums Handgelenk trug, aber das musste ja nichts heißen.

Manuel ertappte sich trotzdem dabei zu hoffen, dass Patrick vielleicht ein winzigkleines bisschen an Männern interessiert war- auch wenn das noch lange nicht bedeutete, dass er mal mit ihm ausgehen würde.

Sie saßen gemeinsam bei Manuel in der Küche, Patrick hatte beide Hände um seine Kaffeetasse gelegt und Manuel konnte den Blick nicht von dem kleinen Bändchen lösen, erst recht nicht, seit er gesehen hatte, dass Patrick keinen Ehering trug und es auch keinen hellen Ring an seinem Ringfinger gab, der darauf hingewiesen hätte, dass er ihn nur abgenommen hatte.

Der Kurzhaarige musste es schon lange bemerkt haben, aber er sagte nichts dazu.

Irgendwann überwand Manuel sich dann doch, weil die Stille viel zu erdrückend und peinlich war.

"Was.. Äh... Was sagt eigentlich deine Freundin... Oder so.. dazu, dass du mit einem fremden Typen essen gehst?"

Patrick lachte leise und Manuel wurde rot. Er wusste sofort, dass Patrick gemerkt hatte, dass er nur herausfinden wollte, ob er Single und an Männern interessiert war.

"Nichts. Bin seit ein paar Monaten wieder Single, mein Freund und ich.... Sagen wir, es war ein unschöne Ende. Haben uns getrennt, bevor ich dann hier her gezogen bin. Neuanfang und so."

"Das.. Oh, das tut mir leid für dich." Doch sein kleines und dummes Herz platzte fast vor Glück. Patrick war wieder Single und vor allem war er Männern nicht abgeneigt. Nicht dass das irgendwas hieß, so verzweifelt sich auf jemanden wie ihn einzulassen war jemand wie Patrick nicht, aber... Zumindest war es kein Ding der Unmöglichkeit.

"Und wie sieht es bei dir aus, Manuel?"

Der angesprochene schüttelte nur hastig den Kopf, denn darüber wollte er nun wirklich nicht reden, und begann mit seinen Haaren zu spielen. Er wollte nichts davon erzählen, dass er schon ewig Single war und davor nur ätzende On-Off Beziehungen mit Idioten gehabt hatte. Und er wollte auch nicht sagen, dass er auf Männer stand. Gut, daß war Patrick vermutlich eh klar, aber wenn er es ihm jetzt auch noch unter die Nase rieb... Nein, damit würde er den Älteren nur endgültig vergraulen.

Es war einige Momente still und obwohl er die Tischplatte ansah spürte Manuel den brennenden Blick auf sich, dann sagte Patrick wieder was.

"Sorry, das ist wohl ne dumme Frage... Aber darf ich dir die Haare flechten?"

Der Langhaarige schreckte auf und ließ sofort seine Haare los. "Warum?" fragte er argwöhnisch. Es klang misstrauischer als beabsichtigt, doch Patrick sah darüber hinweg.

"Ich hab meiner kleinen Schwester früher fast jeden Morgen die Haare gemacht, weil meine Eltern keine Zeit hatten. Aber jetzt ist das.... Nicht mehr nötig."

Patricks Stimme hatte sich nur ein kleines bisschen verändert, aber Manuel wusste sofort, dass er da besser nicht weiter stochern sollte.

Stattdessen holte er lieber eine Bürste und Haargummis aus dem Bad.

Patrick stellte sich hinter ihn und plötzlich war Manuel verdammt froh, dass er sich die Haare erst heute Morgen gewaschen hatten.

Die Finger und die Bürste in seinen Haaren waren sanft und vorsichtig, er wusste sofort, dass Patrick verdammt gut darin war, Haare zu flechten.

"Meine Schwester war vier Jahre jünger als ich... Wie sieht es bei dir aus? Hast du Geschwister?"

Manuel wollte eigentlich nicken, erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, dass er still halten musste und presste nur ein leises "Ja, aber wir haben kaum Kontakt." hervor.

Die Zeit verging wie im Flug. Sie plauderte und Patrick flocht ihm die Haare.

Erst Minuten später bekam Manuel sich selbst im Spiegel zu sehen.

Der Kurzhaarige hatte ihm die Haare zu zwei Bauernzöpfen geflochten.

Es sah einfach nur albern aus, weil es überhaupt nicht zu seinem kantigen Gesicht passte, aber Manuel schluckte die Tränen runter.

"Ich schneid mir die Haare ab." verkündete er und stand auf, um eine Schere zu holen, doch Patrick hielt ihn auf.

"Nur deswegen? Hey, Manuel... Wenn du das nicht magst, dann ist das doch gar kein Problem....Schneid dir bitte nicht deine Haare ab, erst recht nicht meinetwegen. Du hast so schöne Haare.... "

Manuel musste stark schlucken, doch er blieb bei Patrick stehen. Mit ungelenken Bewegungen zog er sich die Gummis aus den Haaren und zerrte grob die Zöpfe auf.

"Du gehst jetzt besser." seine Stimme zitterte und war nur mühsam beherrscht.

Patrick wich zurück und hob die Hände, wie um ein wildes Tier zu beschwichtigen. "Manuel.... "

"Nein! Geh!"

Patrick zog sich langsam zurück und Manuel konnte noch das Schloss der Haustür knacken hören, dann sank er gegen die Theke und begann zu Schluchzen.

Es schüttelte seinen mageren Körper, ein Weinkrampf folgte dem nächsten, er brüllte wie ein verwundetes Tier, doch Patrick kam nicht wieder.

Er befolgte nur die 'Anweisung' und trotzdem.... Wollte Manuel eigentlich nur von ihm in die Arme genommen werden.

Drama Baby. Was soll ich euch sagen, ihr kennt mich. Ich lieb's und ich kann euch versichern, es wird noch mehr Drama geben. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und hoffe, dass bei euch das Wetter so herrlich ist wie bei mir.

CONTROL ~ Kürbistumor Where stories live. Discover now