*Kapitel 41 Wladimir Kovoijky und Nikolaij Wladimirowitsch Stoijov

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Montag 20:30 Uhr
Sankt Petersburg, in Russland
Am herrschaftlichen Anwesen von Wladimir
In seinem prachtvollen Haus

Wladimir Kovoijky und Nikolaij Wladimirowitsch Stoijov

Wladimir wanderte in seinem prachtvollen Haus ziellos umher. Ab und zu hörte er einen seiner Butler oder ein Zimmermädchen herumschleichen. Doch sehen konnte er sie nicht. Das war das erste was ein Angestellter von Wladimir beherrschen musste. Egal in welcher Branche er war.

Wladimir sollte und wollte ihn oder sie nicht sehen. Und wenn ihm einmal jemand unerwünscht, unangekündigten oder unverhofft unter die Augen kam - vor allem wenn er so mies gelaunt war wie jetzt - dann Gnade ihm Gott. Nein alle Götter. Von allen Religionen.

Nur James durfte ihm immer unter die Augen kommen. Denn er hatte seinen vollsten Respekt und dank. Er liebte diesen Butler. Er war der Butler seiner Frau gewesen und damals als er sie kennen gelernt hatte war sein Blick so gnadenlos gewesen, so ehrlich und verhasst. Und das nur, weil er sich als junger Mann so unsterblich in die wunderschöne Ballerina verliebt hatte. Aber wer konnte es Wladimir verübeln? So bildhübsch wie seine Anita auch war. Und dann als sie gestorben ist hatte James alle seine Söhne aufgenommen. Mit sechs Jahren und zwei Neugeborene. Dabei hatte er einen eigenen auch noch gehabt um den er sich nun ganz alleine kümmern musste nachdem Anita nicht mehr die Ersatz-Mutter für den Sohn ihres besten Freundes sein konnte. Anita wollte Wladimir immer verheimlich, dass James ihr bester Freund war. Doch so dumm war er nicht. Er hat es ihr gegönnt. Sie war jung und Wladimir mochte James.

Wladimir blieb vor dem Kamin im Wohnzimmer stehen. Wie er hier her gekommen war wusste er nicht mehr. Denn vor kurzem war er eigentlich noch draußen auf dem Flur gewesen und ist den Gang mit den Bildern und Kunstgegenständen gefolgt.

Und dennoch stand er jetzt wieder vor dem Kamin seiner geliebten Gattin und betrachtete sein Lieblingsbild. Das auf dem sie eine Pirouette drehte. Danach hatte er sie geküsst. Das erste Mal.

Letzte Woche Dienstag war wieder dieser furchtbar traurige Tag im Jahr gewesen. Letzte Woche Dienstag vor dreizehn Jahren starb seine geliebte Frau. Seine geliebte Anita. Am Samstag davor allerdings hatten die Zwillinge Geburtstag gehabt. Ihm war zu Ohren gekommen, dass sie sich sehr brav verhalten hatten. Und dass aus Steve langsam ein echter Musterknabe wurde.

Dass das alles eine glatte Lüge war wusste er nicht. Nur das mit Steve war wahr.

Wieder betrachtete er das Foto seiner Anita. Dann blickte er nach rechts und da stand ein Foto von Nikolaij. Wie er eine Pirouette drehte. Das hatte ihm die Schule zukommen lassen. Für seine großzügigen Spenden. Ihm wurde erzählt, dass sein Sohn Nikolaij ein wundervoller Lehrer war. Er unterrichtete jede Woche einmal oder zweimal junge Mädchenklassen. Freiwillig und ohne Bezahlung. Einfach als Aushilfslehrer. Und jetzt war er auf Tournee. Wladimir war so unglaublich stolz auf seinen ältesten Sohn. Er trug das Erbe seiner Mutter weiter und das war eine große Ehre.

Andererseits würde Wladimir sich langsam wünschen, dass Nikolaij sich mehr für die Geschäfte seines Vaters interessierte als für die Bühne. Er würde wollen, dass er Caseys einen Antrag machte. Sie sollten heiraten. Und wenn Nikolaij sie nicht fragen würde dann würden es ihr Vater und er tun. Besser gesagt, sie würden es ihr erzählen. Fragen war nur höflich ausgedrückt.

Es war für beide Familien das beste so. Und für die Kirche. Natürlich. Wladimir lächelte boshaft und zynisch in sein Spiegelbild neben dem Kamin. Es war ja eigentlich kein Spiegel. Sondern ein Bild von ihm. Das wurde vor acht Jahren gemacht. Und er sah immer noch verdammt gut aus, fast so jung wie damals.

Er nahm das Bild von Nikolaij vom Kamin und Strich mit zwei Fingern darüber. Sein ältester Sohn war sein ganzer Stolz. Er war gut aussehen. Gebildet. Gefährlich. Begabt. Er würde gewissenhaft mit dem Erbe umgehen. Er war diszipliniert und auch wenn Wladimir es nicht gerne zugab. Nikolaij war bei weitem bestimmt gefährlicher und hinterhältiger als sein Vater selbst.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IWhere stories live. Discover now