Kapitel 11

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Als ich an diesem Tag das erste Mal die Augen aufschlug, konnte ich nicht glauben, was ich sah. Ich lag mitten im Wald auf einer Lichtung und musste hier die ganze Nacht verbracht haben. Wage erinnerte ich mich an mein gestriges nächtliches Erlebnis und fasste mir verwirrt an den Kopf, bevor ich langsam aufstand.
Meine Haare fielen mir ins Gesicht, und ich hielt augenblicklich die Luft an.
Meine Haare waren rot. Rot, rot, rot. Das waren sie schon immer gewesen, doch jetzt...
Ich besaß keine weißen Strähnen, und wenn ich welche besäße, dann sicherlich nicht aus einem komischen Traum. 
Doch anders konnte ich mir meine jetzige Situation nicht erklären, denn was dort direkt vor meinen Augen hing, war zweifellos eine weiße Strähne.

"Oooookaaaayyyy Elizabeth, jetzt knallst du langsam durch.." Ich strich meine Haare hinter meine Ohren, klopfte zweimal auf meine Oberschenkel, um den Dreck von meiner Hose zu entfernen und atmete tief durch, bevor ich mich auf den Nachhauseweg machte.
Durch den Balkon konnte ich schlecht rein- ich war schließlich kein besonders guter Kletterer. Also beschloss ich, an der Tür zu klingeln und mein Schicksal anzunehmen- Gott, meine Mutter würde mich sowasvon zur Sau machen.

Mich auf eine Standpauke gefasst machend, stand ich nun vor der weißen Villa meiner Mutter, und wog ab, ob es sich nicht vielleicht doch lohnen würde, den Balkon hochzuklettern.
Seufzend begab ich mich Richtung Eingangstür- doch was ich dort sah, hatte ich nicht erwartet. Genau jetzt stand dort Xander und konnte mich, die wunderschöne Elizabeth- hust, hust- in meiner überaus reizenden Abendbekleidung, mit Dreck im Haar und einer neu gewonnenen weißen Strähne beobachten, während ich vermutlich gleich an den Haaren ins Haus gezogen werden würde- Mal wieder hatte er den Moment meines Tages abgepasst. Bis eben hatte er sich wohl in einem Gespräch mit meiner Mutter befunden, jetzt jedoch musterte er mich mit aufgerissenen Augen von oben bis unten, während mir nichts Besseres einfiel, als ein schiefes Grinsen von mir zu geben.

"Elizabeth?!", unterbrach meine herzallerliebste Mutter schrill unseren Blickkontakt. "Beweg' deinen Hintern sofort rein, meine Liebe! Oh, dir wird das Grinsen noch vergehen!"
Sofort setzte ich einen ernsten Blick auf, und lief langsam auf sie zu. "Mutter, ich.."
Doch sie ließ mich gar nicht erst ausreden, sondern zog mich augenblicklich am Arm in die Villa.
"Mr. Wright, Sie warten unten im Saal. Meine Tochter und ich haben noch etwas zu besprechen."
Sie sprach das "Tochter" so scharf aus, dass ich Angst hatte, ihre Zähne würden ihr gleich einzeln herausfallen.

Nachdem Xander sich mit einem noch immer geschocktem Blick Richtung Saal begeben hatte, zog meine Mutter mich in ihr Arbeitszimmer.
"So mein Fräulein, jetzt kannst du mir erklären, was um alles in der Welt sich dazu getrieben hat, mit deiner Schlafrobe einfach so ohne meine Erlaubnis rauszugehen?!" sie holte tief Luft, und langsam lief ihr Kopf rot an. "Ich glaube ich lasse dir zu viele Freiheiten?!"

Klatsch, der erste Schlag gegen mein Kinn.

"Mom, ich.." mit Tränen in den Augen versuchte ich mich zu erklären, doch sie schenkte mir kein Gehör.

"Ich kann nicht glauben, was ich für ein verdammtes Wesen großgezogen habe!!"

Klatsch, der zweite Schlag.

Hoffentlich nur, würde Xander nichts davon mitbekommen...

Der Klang meiner Violine~ MateOù les histoires vivent. Découvrez maintenant