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Jaebum

Bei seinen Worten erwärmte sich mein Herz. Ein kleines Lächeln schmückte mein Lippen, was er sowieso nicht durch die Dunkelheit, die uns umgab, sehen würde. Er seufzte leise, hatte seine Augen nach einigen Sekunden dann doch geschlossen. Innerlich hoffte ich, er würde schnell einschlafen. Doch das war nur eines meiner vielen Wunschdenken. Schließlich musste ihn etwas quälen, weshalb er nicht einschlafen konnte und der Verdacht erschlich sich mir, dass es etwas mit seiner Mutter oder seiner Familie zu tun hatte, weswegen er nicht zur Ruhe kam. Nicht um sonst begann er zu zittern, wollte nach Hause gehen und gleichzeitig doch hier bei mir bleiben.

Es war zu einfach eine Schlussfolgerung zu treffen. Ich kannte ihn nicht, um irgendetwas von ihm herzuleiten. Es war einfach nicht mein Recht. Und doch tat es weh, wenn er mir heute so hilflos erschien und ich nicht wusste warum.

Ich stützte meinen Kopf ab, beobachtete ihn genaustens. Seine dunklen Haare fielen ihm strähnenweise in sein Gesicht, verdeckten seine schmalen, geschlossenen Augen. Seine Lippen zum winzigen Spalt geöffnet, deuteten seine regelmäßig werdende Atmung an, was sich an dem hochatmen einer dünnen Strähne auf seinen Lippen bemerken ließ.

Ein erneutes Lächeln auf meinen Lippen. Meine freie Hand strich ihm seine störende Haarsträhne vorsichtig weg, mit Bedacht, dass ich den Jungen nicht aufwecken würde, wenn er schon zu Schlaf fand. Allerdings hatte er es gespürt, verzog sein Gesicht ein wenig und seufzte nach kurzem.

"Ich kann immer noch nicht schlafen.", beschwerte er sich leise, hatte aber seine Augen noch immer geschlossen.
"Ist das oft so?" Er zuckte mit den Schultern. "Ich denk nicht, nein."

Ich gab ein verständliches Brummen von mir. Er drückte sich an mich, was mich überrascht die Luft einziehen ließ. Er wirkte schwach, gleichzeitig so stark, wie er hier an mir lag. Ich wollte ihn beschützen, jedoch wusste ich nicht wie.

"Ich hab Angst nach Hause zu gehen.", durchbrach er nach einiger Zeit die Stille. Ein kleines Seufzen verließ meine Lippen. Meine Hand fuhr ihm durch seine Haare, streichelte ihm dann seine Wange entlang.
"Magst du darüber reden?", flüsterte ich ihm leise zu. Sein Griff verstärkte sich; sein Kopf schüttelte sich leicht an meiner Brust. "Nicht jetzt, Jaebum."
"Aber bist du si-"
"Ich will nicht darüber reden. Das würde nur alles schlimmer machen, denke ich.", unterbrach er mich, "Sei einfach für mich da. Das reicht schon."

Ein erneutes Seufzen kam über meine Lippen. Was sollten wir jetzt machen? Youngjae schien nicht schlafen zu können diese Nacht. Wenn wir durchmachen würden, hätte ich in der Uni unglaubliche Probleme mit meiner Konzentration und würde nur die Hälfte von allem mitbekommen. Außer ich würde eine Ausnahme machen, nicht hingehen und jemanden fragen, ob mir jemand seine oder ihre Aufzeichnungen geben würde. Das tat ich bisher noch nie, aber irgendwann würde es immer Mal ein erstes Mal geben.

"Was würdest du jetzt machen wollen?", murmelte ich noch halb in meinen Gedanken. Der Kleine grummelte nur neben mir, schien zu überlegen. Vielleicht sollten wir rausgehen, etwas unternehmen, auch wenn es mitten in der Nacht war und alles schlief. Außer wir.

"Film gucken oder einfach liegen bleiben oder...keine Ahnung. Ich weiß nicht. Vielleicht schlafe ich doch noch ein..."
"Du quälst dich seit drei Stunden in den Schlaf. Ich glaube nicht, dass das etwas mit Schlaf und dir noch etwas wird.", grinste ich und knipste das Nachtlicht an. Müde rieb sich Youngjae die Augen, gezeichnet von dunklen Schatten. Er begann mit schmollen.

"Aber d-du musst doch morgen wieder raus und b-brauchst deinen Schlaf."
"Und wenn, du bist hier gerade Wichtiger als ich. Notfalls kann ich auch jemanden fragen, ob er mir den Stuff aus der Uni gibt. Es ist ein Tag. Das ist nun nicht die Welt. Fühl dich nicht wegen mir schlecht, Youngjae.", erwiderte ich, konnte einen genauen Rosaschimmer im dämmrigen Licht auf seinen Wangen erkennen. Sein Kopf richtete sich nach unten, während ich im nächsten Moment sein Kinn wieder anhob und ihn anlächelte. Sein Blick wich meinem aus. Ich kicherte, auf Grund der Schüchternheit des Jüngeren.

"YAH! JAEBUM! HÖR AUF, DU IDIOT."
Er schlug mich mich mehrmals gegen meinen Arm, verursachte, dass ich lachte und er ebenso mit einstimmte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, dass es ihm gut zu sein schien. Was in seinem Kopf ablief, war etwas anderes.

Nach kurzem, als er sich von seinem Lachen erholt hatte, legte er seinen Kopf auf meine Schulter ab, sodass ich seine ruhiger werdende Atmung an meiner Haut spürte und in meinem Ohr hörte.

"Also, was ist nun dein Plan, Kleiner?"

𝗣𝗿𝗼𝘁𝗲𝗰𝘁𝗼𝗿 ✧ 2JAEWhere stories live. Discover now