1. Kapitel - Die Fahrt

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"Jetzt beeile dich Oliver! Ihr müsst los sonst verpasst ihr den Reisebus!" Schrie meine Mutter wütend die Treppe hinauf, während ich unschlüssig im Flur herum stand und überlegte welche Schuhe ich denn nun anziehen sollte.

"Dein Bruder ist ein unzuverlässiger Mensch" Schimpfte Mom, extra Laut, damit Oliver es auch ja hören konnte.

Wenige Sekunden später kam er die Treppe herunter gerannt und hätte dabei nicht leiser sein können.

Tadelnt blickte sie zu ihm auf.

Er war mindestens einen Kopf größer als sie und hatte dunkelbraune, fast schwarze Haare. Mit einem frechen grinsen sah er Mom mit seinen dunkelgrünen Augen an.

In den Händen hielt er jeweils eine Reisetasche. Die schwarze gehörte ihm, meine war lila.

Er trug ein cremefarbenes, leicht zerknittertes Hemd, welches oben nicht ganz zugeknöpft war, weshalb man etwas von seiner Brust erkennen konnte. Außerdem eine schwarze Röhrenjeans, die er etwas weiter unten trug.

"Wie läufst du nur wieder herum, hab ich dich wirklich so schlampig erzogen?" Wütend machte sie die zwei obrenen Knöpfe seines Hemdes zu und musterte ihn dann eingehend. Man sah ihr an das sie mit dem gesamt Bild ihres Sohnes alles andere als zufrieden war, doch sie scheuchte ihn nur zu mir in den Flur. Dort griff er nach seinem schwarz-rot karriertem Hemd, band es sich um die Hüften und schlüpfte in seine weißen Nike Air force.

Während Mom die Taschen ins Auto trug - Was Olivers Aufgabe eigentlich gewesen war, da er jedoch meinte das seine Haare nicht richtig saßen war er eilig im Bad verschwunden - hatte ich mich endlich für weinroten Springerstiefel entschieden.

Dann konnte es endlich los gehen. Jetzt konnte sie kommen die Klassenfahrt, besser gesagt Abschlussfahrt. Das letzte Beisammensein der 12a! Dann würden alle Studieren oder anderes machen, zumindest trennten sich unsere Wege.

"Ahhhiiii ich freue mich so Amelia!!" Schrie Oliver begeistert - Man bedenke das er ein Jahr älter war als ich - und stieg eilig aus dem Wagen. Ich tat es ihm gleich.

Oli holte die Taschen aus dem Kofferraum und gab sie dem Busfahrer, dann verabschiedeten wir uns von Mom.

"Passt ja auf euch auf, ich hoffe ihr habt alles eingepackt" Sanft lächelnd strich sie meinem Bruder und mir über die Wange. "Dein Vater kann diesmal nicht kommen und dir dein 'Hektor' bringen"

"Mom!?" Rief ich wütend aus und breitete die Arme aus "Da war ich zehn, hatte Bauchweh und braucht mein Stoffelefanten!" Versuchte ich mich zu verteidigen, doch meine Familie brach in schallendes Gelächter aus.

Diese Geschichte erzählte meine Mutter jedem, sogar die Frau von der Wäscherei wusste es.

Als ich zehn war fuhr ich mit meiner Klasse auf Klassenfahrt an die Nordsee, da wir aber mit der Fähre fahren mussten wurde ich seekrank....den Rest könnt ihr euch hoffentlich denken.

Beleidigt drückte ich Mom zum abschied einen Kuss auf die Wange und stieg ohne sie noch eines Blickes zu würdigen in den Bus. Dort setzte ich mich neben Elsa und umarmte sie stürmisch.

Meine beste Freundin hatte lange schwarze Haare, blutrote Lippe und eisblaue Augen, weshalb manche sie auch gern 'Schneewittchen' nannten.

"Letzte Klassenfahrt Amy" Meinte sie fröhlich. Unsere Wege würden sich nicht trennen. Elsa, Oliver und ich würden an der gleichen Universität studierien, wahr das nicht fantastisch!?

'Amy' war mein Spitzname, schon seit der siebten, ich wusste bis heute nicht ob ich ihn mochte oder nicht.

Elsa trug eine schwarze Mütze auf der mit weißen Großbuchstaben 'FUCK YOU!' stand.

Sie trug genau wie ich ein fan Top von 'two door cinema Club', darüber eine blaue Jeansjacke, während ich eine leicht durchlöcherte schwarze Hotpans an hatte, trug sie dieselbe in langer Version. Elsa war stolz auf ihre roten, alten Shucks, wo sich bereits die Sole löste, sie konnte sich einfach nicht von den Dingern trennen.

"Nur schade das wir nicht wie die B nach Rom fliegen" Sagte sie enttäuscht und sah aus dem Fenster.

"Ach Quatsch, Rom wäre viel zu warm geworden, also wenn du mich fragst, ich mag die Berge!" Rief Oliver, ohne ein fünkchen Ironie in seiner Stimme zu hören.

Tja, unsere Familie liebte nun mal das wandern.

Sofort stieg Elsa die röte ins Gesicht, schon so lange war sie in Oli verliebt und doch traute sie sich nicht ihn darauf anzusprechen.

Mein Bruder pflanzte sich mit dem rotschopf Ben - Seinem besten Kumpel - hinter uns und begannen sich über irgendein Fußballspeil zu unterhalten.

LANGWEILIG!

Dachte ich nur und wandte mich mit einem Kopfschütteln von ihnen ab.

Mein Bruder und ich hatten ein recht normales Verhältnis, wir stritten uns nie. Er war sozusagen mein bester Freund und ich war seine beste Freundin, um es kitschig auszudrücken.

"Arschloch-Arlarm" Murmelte Elsa und sah abwertend zum Eingang des Busses, ich folgte ihrem Blick.

Ihr kennt das doch, jeder hat solch einen Typen in der Klasse den man absolut nicht ab konnte. Ein klassisches Arschloch eben! Und genau das war Manson. Schon mit einem hämischen grinsen betrat er den Bus, mit seinen Freunden. Es waren wirklich seine Freunde, Jakob und Ludwig waren alles, bloß nicht MITLÄUFER. Sie hielten zwar immer zu ihm, aber das taten Freunde eben so. Sie hatten auch ihre eigene Meinung, Jakob war der schlechteste aus der Klasse und Ludwig der schlauste.

Manson steuerte geradewegs auf uns zu. Selbstbewusst fuhr er sich durch seine hellbraunen schulterlangen Haare und blickte mit seinen braunen Augen spöttisch zu uns herab. Er hatte sein rotes Cap falsch herum aufgesetzt und kaute auf seinem Lippenpicing herum. Er trug ein dunkelblaues Kaputzenshirt und eine Röhrenjeans. Lässig steckte er die Händ in die Hosentasche ohne dabei schüchtern zu wirken.

"Na sieh mal einer an Pinkie und Schneewittchen auch am Start, ja" Pinkie war sein Spitzname für mich und eine Anspielung auf meine Haare, dabei waren sie nicht mal pink, sondern lila!

Es war übrigens ein Spitznamen den ich alles andere als mochte!

"Stell dir mal vor Manson, ich weiß nicht ob es dir schon aufgefallen ist, aber wir sind in einer Klasse du Pfeife!" Zischte Elsa gehässig. Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah hochnäsig zu ihm herauf.

Manson ballte die Fäuste, lachte aber nach wenigen Sekunden und entspannte sich wieder. Der Typ war mir ein Rätsel, wie schaffte er es nur immer sich so schnell zu beruhigen?

Beeindruckend.

Ludwig und Jackob setzten sich vor uns auf die beiden Sitze, während Manson neben uns Platz nahm, nur noch der Gang trennte uns von einander.

"Ist das dein ernst Manson?" Meinte ich genervt, musste er sich ausgerechnet zu uns setzen, okay der Bus war nicht grad der leerste, dennoch, hinten waren mindestens noch drei Plätze frei!

"Aber sicher Pinkie, dies sind die letzten Tagen die wir zusammen verbringen werden und diese werde ich nutzen um sie dir so schrecklich wie möglich zu machen" Er zwinkerte mir zu und ich verzog angewidert das Gesicht.

Arschloch!

Lappen!

Dummheit in Person!

Idiot!

Der Bus füllte sich, der Lehrer machte seine Ankündigungen, der Busfahrer die Belehrung und dann ging es los.

Drei Stunden in den Harz.

"Oliver" Hörte ich plötzlich zwei weibliche Stimmen hinter mir. Nele und Jamie. Mal ehrlich meine Bruder hatte bestimmt schon einen Fanclub, so viele wie auf ihn standen.

Fuck You! I love my BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt