suns and stars - S. M. & C.C.

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"I wish I could fix it, I wish I knew what to say
But everything feels like a lie these days."
-Julia Michaels
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Camila

Offiziell existierten fünf Phasen der Trauer und ich durchlief vier gleichzeitig, während mir mit jeder Sekunde, die in dem beschissen sterilen Behandlungszimmer verstrich, bewusst wurde, dass die fünfte mein Herz nicht nur auslassen würde, sondern es auch seit jeher getan hatte: Akzeptanz.
Ich hatte hatte jedes Pfund zu viel auf meinem Körper schon immer verabscheut und das, noch bevor es entstanden war. In dem Augenblick, in dem mir die Frau vor mir eröffnet hatte, dass ich Mutter eines wundervollen Wesens werden würde, mischte sich zu überwältigender Freude und Erwartung in Magie nur eines: Die Angst vor dem Hässlichen.
Und hässlich konnte ich ausgezeichnet.
Obgleich mir seit der ersten Sekunde klar gewesen war, dass ich für meine kleine Familie alles in meiner Macht stehende tun würde, lag auf der Hand, dass eines nicht dazu zählen würde: Mein Äußeres zu akzeptieren. Das Gegenteil von schön war selten nicht meine Schuld. Lauren und der Rest der Band hatten mir das - besonders kurz vor meinem Ausstieg - immer wieder deutlich vor Augen geführt, ohne ein Wort zu sagen. Das war auch nur nicht von Nöten gewesen. Der Segen: Herzen konnten still sprechen. Der Fluch: Herzen konnten still sprechen.
Haselnuss. Haselnuss-Augen, Haselnuss-Haare, eine Herbst-Stimme, die Wohl und Ruhe hieß, Sicherheit, ein Monitor, auf dem das Leben eben noch verrückt gespielt hatte und jetzt stillstand. Sie brachten mir Verlust bei und ich wusste nicht, ob ich Haselnüsse je wieder mögen sollte.
Ich fing an, zu schweigen, obwohl ich Worte von mir gab. Der Schmerz musste nicht in der Stille liegen. Er lag im Versagen, das so laut brüllte, dass meine Seele ihre Stimme verlor. Ich hörte auf, mich selbst finden zu wollen, ach verflucht sei ich gewesen, zu denken, ich hätte es jemals auch nur versuchen können.
Schlaf. Vielleicht würde er mich entführen. Vielleicht verdiente ich, zu wissen, dass ich nicht für immer schlafen müsste. Vielleicht könnte ich besser träumen.

Acht Tage. Nach acht Tagen erwachte ich und glaubte, die Augen aufzuschlagen, ähnelte dem Tod. Ich fiel in Arme, die mich nicht länger halten sollen. Und ich sah Schwarz. Schwarz und jeden Freund davon. Alles wurde nichts. Und ich zerbrach. Ich schrie. Und irgendwann wollte ich nie wieder verstehen, was geschehen war, doch es hörte nicht auf. Das würde es niemals.

Ein Schluchzer.

„Ich habe unser Baby verloren."

Ein Schrei.

„Es tut mir so leid, Shawn."

Sein Kuss. Sein Heilen. Überall.

„Nein, mein Schatz. Nein, Nein."

Ich sah ihn an. Acht Tage später sah ich ihn wirklich an. Und verdammt sei ich, wenn ich mich nicht jedes Mal, wenn seine Seele auf meine traf, von Neuem in ihn verliebte.
Er küsste mich. Er blieb. Shawn blieb immer.

„Es tut mir so...."

„Camila." Er sprach meinen Spitznamen aus, so als würde ihm erst jetzt bewusst, dass er tatsächlich existierte. „Mila."
Seine Finger berührten meine Tränen und jeder Sprenkel in seinen Augen verbot mir das Weitersprechen.

„Nein, Baby. Es gibt nichts, das dir leid tun müsste. Niemals. Lass mich dich einfach nur halten. Bitte, lass mich das für dich tun." In seinen Augen stand alles, dessen Namen ich jemals vergessen hatte.
Eine Weile lang atmeten wir einvernehmlich. Und es fühlte sich seltsamerweise nicht wie etwas an, worin ich versagen könnte.

ONE SHOTS - s.m. & c.c.Where stories live. Discover now