Kapitel28-Die Cousinen

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Seit einer Stunde waren sie nicht mehr auf dem Highway, sondern sie fuhren immer weiter ins nirgendwo. Immer weniger Häuser, wo sie vorbeifuhren, immer mehr Bäume und Felder. Schnell hörte die feste Straße auf und sie fuhren über einen Schotterweg. Der Staub, der durch das Auto hochgewirbelt wurde, verursachte dem Brillenträger eine gedämmte Sicht. Weit in der ferne konnte er nun das große Haus erkennen, wie es einsam dort stand und nur von ein paar Bäumen umringt wurde. Er nahm genervt seine Kopfhörer ab und steckte sie weg. Nun fuhren sie auf das große Grundstück, da sah er auch schon, wie seine Tante herauskam. Sie war nett, keine Frage, doch in vielen Dingen war sie wie sein Vater. Auch was Homosexualität anging. Sie empfand es immer für falsch, da Gott es ja anders vorgesehen hatte.

Da parkten sie nun, immer noch leichter Staub, der in der Luft lag. Seine Eltern stiegen aus und umarmten sich liebevoll. Nur Richard Tozier saß noch immer genervt auf seinen Platz. Da klopfte es an seiner Scheibe, sein Blick sah seine Tante, wie sie lächelnd dort stand. Richie aber wollte nicht aussteigen, er kurbelte nur das Fenster runter und grinste ziemlich gespielt zurück. Etwas verwirrt über diese Begrüßung, sah sie ihn an „schön dich wieder zu sehen Richard. Grace und Zoe warten schon!“ Sofort hätte Richie sich ein Grab geschaufelt, doch dann nickte er nur und kurbelte das Fenster wieder hoch, um dann ganz auszusteigen.

Das letzte mal, das er hier war, war vor zwei Jahren. Doch diese zwei Wochen waren eine Katastrophe. Seine gleichaltrige Cousine Grace, war immer nervig. Sie klebte förmlich an Richie und nervte ihn die ganze Zeit. Nachts konnte er fast nicht schlafen, da sie ihn mit unnötigem zeug wach hielt. Sie zwang ihn, seine Fingernägel zu lackieren, was er mittlerweile nicht mal hässlich fand.

Da widmete sich seine Tante wieder zu seinem Vater. Gelangweilt und genervt, lehnte Richie sich ans Auto und sah sich etwas um. Etwas weiter weg, an einem Schuppen, sah er jemanden mit einem großen Sack in der Hand. „Richie, gehe doch mal zu Grace und helfe ihr mit dem Sack!“ Da nickte er und lief zu ihr. Um so näher er kam, um so mehr war er überrascht.

Grace hatte sich deutlich vom Aussehen geändert. Ihre dunklen braunen Haare hingen knapp gewellt über ihre Schultern, keine Brille war mehr zu sehen und ihre Figur hatte sich ziemlich verändert. Sie sah weiblicher aus und ihre damals kleinen Brüste, hatten sich gut entwickelt und saßen perfekt. Etwas sprachlos stand er nun neben ihr „gut das du da bist Richie, hilf mir hier mal!“, ohne ihn anzusehen griff sie nach dem einen Ende, als auch Richie das andere Ende nahm. Zusammen trugen sie es Richtung Haus und stellten diesen dann im großen breiten Flur ab.

Da richtete sie ihren Blick auf ihren Cousin. Auch sie starrte ihn an. „Richie!“, meinte sie und lief auf ihn zu. Ohne ihn vorzuwarnen, griff sie mit ihrer rechten Hand in sein Gesicht, um es sich so genauer anzusehen. „Richie, was ist denn mit dir passiert! Deine Wangenknochen und so riesig. Ich wusste nicht, das auch solche Idioten hübsch werden können!“ Dann ließ sie wieder von ihm ab und lächelte leicht. Richie hatte damit nun wirklich nicht gerechnet. Kein hysterisches aufschreien, kein umarme, gar nichts. Etwas überfordert nickte er nur, als sie anfing weiter zureden „du hast doch bestimmt eine Freundin oder? Wenn ja, musst du mir alles erzählen! Mom hat deine Matratze und alles schon fertig gemacht!“ Da kam wieder das leichte überdrehte zum Vorscheinen.

Richie packte sich beschämt am Hinterkopf, er wollte es erst mal für sich behalten, das er schwul war. „Ne, ich habe keine Freundin!“, sie nickte nur, dann hörte man jemanden die Treppe runter rennen. Schnell kam die 11-Jährige Zoe zum Vorscheinen. Sie krallte sich an Richie und freute sich sichtlich. „Hey Zoe!“, meinte Richie und drückte sie nur leicht. Als sie sich löste, sprang sie auf und ab und lachte laut, ehe sie dann laut Tschüss rief und in den Garten rannte. Da kamen seine Eltern und seine Tante ins Haus. In der Hand die Koffer. Seine Tante hatte einen, den er ihr schnell abnahm. Sofort lief Grace die Treppe hoch, da kam Richie hinterher. Schnell waren sie in dem recht großen Zimmer, was voller Fotos an den Wänden war.

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