Kapitel 39 - Licht und Dunkelheit

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Balthasar versuchte mit aller Macht sich gegen Daeon zu behaupten. Auch wenn er wusste, das er Unterlegen und seine Chancen geringen waren, wollte er nicht an eine mögliche Flucht denken. Lieber starb er in diesem Kampf, als mit der Schande zu leben, vor dem Halbblut geflohen zu sein. Während Balthasar viele brachiale Schläge von Daeon einstecken musste, gingen seine eigenen Angriffe stets in die Leere. Das Halbblut war viel zu schnell, sodass offensive Attacken nichts brachten. Balthasar versuchte daher, auf Abstand zu bleiben und nutzte Zaubersprüche, sowie sein Umfeld, um fiese Fallen zu formen, die Daeon verlangsamen, schwächen und aufhalten sollten. Das klappte zunächst auch ganz gut, doch Daeon gelang es viel zu schnell, sich wieder zu befreien. Balthasar fluchte. Wie sollte er sich aus dieser Situation retten ohne in Schmach leben zu müssen? Sicher war sich Balthasar, das alles einfacher wäre, wenn dieser verdammte Mondgott nicht wäre. Bei diesem Gedanken runzelte Balthasar die Stirn. Wie war es überhaupt möglich, das Daeon die Macht des Mondes in sich tragen konnte? Der Mondgott war ein Wesen des Lichtes und Daeon gehörte der Dunkelheit an. Eigentlich müsste der Schatten in ihm, die fremde Macht sofort verstoßen. Warum aber tat er es nicht? Lag es daran, weil Daeon ein Halbblut war? Nein, auch seine Mutter, die eine Formwandlerin war, gehörte der Dunkelheit an, das ergab also keinen Sinn. Viel eher steckte wohl die Liebe zu Cassandra dahinter. Licht und Dunkelheit hatten sich ineinander verliebt, was total absurd und lächerlich war, doch es war geschehen. Balthasar zog eine angewiderte Grimasse und dachte an die Worte der Priesterin. Das Kind zwischen den beiden, würde vermutlich das mächtigste Wesen auf Erden werden, jedenfalls stark genug um die Welten zu retten. Balthasar war sich nicht sicher, wie enorm die Macht eines Kindes sein würde, das aus Licht und Dunkelheit bestand, doch es würde seine eigene Macht gewiss bei weitem übersteigen. Er gierte danach, dieses Kind sein eigenen nennen zu können. Denn damit, würde er die Welten beherrschen können. Daher musste er einen Weg finden, das Halbblut zu bezwingen um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Das Beste wäre wohl, alles auf eine Karte zu setzen. Wie er nämlich inzwischen bemerkte, war Daeon zwar stärker und wich den Attacken aus, aber wurde er doch mal getroffen, war seine Verteidigung ziemlich lachhaft. Ein gezielter Treffer, gepaart mit genügend Macht, könnte vielleicht genügen um zu Siegen. Balthasar beschloss es zu riskieren und sorgte dafür, das Daeon in eine seiner Fallen lief, aus der er sich nun verbissen zu befreien versuchte. Balthasar nutzte diesen Moment aus und sammelte all seine Macht zusammen, er wusste, wenn er verfehlte, hatte er verloren, doch dieses Risiko nahm er in kauf. Seine Macht entströmte ihm und formte sich zu einer gewaltigen energiegeladenen Kugel. Entschlossen schleuderte er diese Macht auf Daeon, just in dem Augenblick als dieser sich aus der Falle befreien konnte. Doch es war zu spät, - Daeon wurde frontal getroffen und es kam zu einer gewaltigen Explosion, die alles im nahen Umkreis zerstörte und in Schutt und Asche legte. Selbst Balthasar war von der Wucht erschrocken, wurde von der Druckwelle erfasst und meterweit davongeschleudert. Brachial schlug er gegen einen Felsen, der von der Druckwelle gespalten wurde. Keuchend kämpfte sich Balthasar in dem Gesteinshaufen wieder auf die Beine und spähte zu der riesigen Wolke aus Staub und Dreck. Das war heftiger als erwartet und ein höhnisches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, da er die Aura seines Bruders nicht mehr wahrnehmen konnte. Die Schattenmacht von Daeon war offensichtlich versiegt. Schallend begann Balthasar zu lachen.
"Am Ende, war ich doch der bessere, nicht sehr verwunderlich, immerhin bin ich der reinrassige", prahlte er und wandte der staubigen Wolke seinen Rücken zu, wissend, das von Daeon nichts mehr übrig war. Fröhlich spähte er umher und besah sich die Zerstörung, ehe er versuchte Cassandra zu erspüren. Doch es gelang ihm nicht, er hatte all seine Kraft verbraucht und war nun nicht einmal mehr fähig sich zu Teleportieren. Es würde einige Stunden dauern, bis er sich regeneriert hatte. Dies milderte seine Freude jedoch nicht. Er war bereit, sich in Geduld zu üben und er fühlte sich in jenen Moment trotz seiner Schwäche völlig unbesiegbar. Höhnisch grinsend stellte er sich vor, welche Qualen er das Weib erleiden lassen würde, sobald er seine Macht zurück und sie gefunden hatte. Doch es war als habe die Dunkelheit seine Gedanken gelesen, denn ein unheimliches und sehr bedrohlichen Grollen drang zu ihm. Balthasar erstarrte und wirbelte ruckartig herum. Die Wolke aus Staub und Dreck begann sich langsam zu lichten und gab den Anblick auf Daeon frei. Balthasar traute seinen Augen nicht, nicht nur das Daeon noch lebte, er hatte nicht einmal eine einzige Schramme abbekommen. Selbst seine Kleidung war völlig intakt und alles an ihm war in ein silbriges Licht gehüllt. Der Gott des Mondes hatte diese Missgeburt geschützt! Balthasar wusste, dies war sein Ende. Unfähig war er, irgendwelche Zauber zu wirken, unfähig sich in Sicherheit zu Teleportieren. Nichts konnte ihn mehr vor seinem Ende bewahren und so wehrte er sich nicht als sich Daeon auf ihn stürzte, ihn an der Kehle packte und brachial zu Boden schmetterte.
"Während du tatsächlich geglaubt hast, gesiegt zu haben und ich deinem dämlichen Gelächter lauschen konnte, kam mir eine Idee, wie du dein Leben aushauchen wirst", flüsterte Daeon ihm bedrohlich zu und in jenen Moment fürchtete Balthasar ihn sehr. In Daeon brodelte noch immer eine unglaubliche Wut und Balthasar wusste, das er von seinem Bruder keine Gnade zu erwarten hatte. Er hätte ihn niemals unterschätzen dürfen, es wäre besser gewesen, er hätte Selina niemals angerührt! Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Balthasar, wie der Schatten aus dem Rücken seines Bruders drang und sich zu mehreren scharfen Dolchen formte, die kurz darauf wuchtig auf ihn niedersausten und sich tief in sein Fleisch bohrten. Balthasar brüllte auf vor Schmerz, doch daran Sterben konnte er nicht. Das hatte Daeon auch nicht beabsichtigt, er hatte etwas viel Schlimmeres vor. Balthasar entfuhr ein Laut des Entsetzens als er es begriff und spürte. Der Schatten, der so brachial in ihn gedrungen war, begann unablässig etwas in ihn zu pumpen, etwas, das ihn auf der Stelle lähmte, - Schattengift! Alles in Balthasar schien seine Funktionen einzustellen, das Gift nahm alles von ihm in Besitz. Balthasar konnte sich zwar bei Sinnen halten, doch er war nicht einmal mehr fähig zu blinzeln. Er war verloren und sein eigener Schatten konnte sich nicht gegen die fremde Macht behaupten. Er würde daran zugrunde gehen. Doch als sich Daeon mit einem höhnischen Grinsen zu ihm beugte, wusste er, dass sein Tod noch viel grausamer sein würde.
"Und nun, wirst du einen der schlimmsten Flüche erlegen, die es in unserer Welt gibt", raunte Daeon ihm zu und Teleportierte sich mit ihm davon. Im nächsten Moment fand sich Balthasar gelähmt am Boden liegend vor, nahe einer Klippe und unter ihm ruhte das verfluchte Rote Meer. Balthasar dämmerte, was Daeon vorhatte und allen Stolz vergessend, wollte er um Gnade flehen. Doch kein Ton kam ihm über die Lippen, seine Stimmbänder verweigerten sich ihm. Jegliches Flehen hätte sowieso nichts genützt, denn der kalte Blick, mit dem Daeon auf ihn nieder sah, bezeugte kein Mitleid. Zwischen ihnen hatte es nie Zuneigung gegeben, nichts, das Daeon von seinem grausigen Vorhaben noch hätte abhalten können. Wortlos packte Daeon ihn und zerrte ihn näher an den Rand der Klippe heran.
"Für das, was du Selina angetan hast, für die Qualen, die du Cassandra bereitet hast, wirst du auf ewig unter diesem Fluch leiden und niemals mehr Ruhe finden", flüsterte Daeon ihm zu und dann stieß er ihn über die Klippe hinweg. Balthasar spürte wie er in die Tiefe stürzte, sah, wie sich die Klippe mit seinem Bruder immer mehr entfernte und dann schlug er im Roten Meer ein. Sofort begann der Fluch zu reagieren. Das Meer, das bis eben noch völlig ruhig gewesen war, begann tosend hohe Wellen zu schlagen und stürzte sich über sein Opfer her. Balthasar wurde in die weiten tiefen gerissen, jegliches Blut wurde ihm entzogen und sein Herz kam zum Stillstand. Balthasar verstarb und seine Schattenmacht begann für immer zu erlöschen.

Die Braut des Schattens (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt