In den nächsten Tagen verbrachte Carlisle damit herauszufinden, wie Renesmee und ich uns unterschieden. Er zeigt mir sein Arbeitszimmer, wobei mich das eher an ein VIP Krankenhauszimmer erinnerte. Überall standen Geräte, von denen ich die Namen nicht wusste. Er fragte mich die verschiedensten Fragen ab und hatte darum gebeten, ehrlich zu antworten.
Er tastete meinen Kiefer ab, um herauszufinden, ob ich giftig war. Seine Finger im Mund zu haben erwies sich als nicht sonderlich schön. Da ich nie zuvor einen Menschen gebissen hatte, wollte er der Sache auf den Grund gehen.
Er zeigte mir, wie man das Gift am Besten aus den Fangzähnen herausbekam. Es war ähnlich wie bei einem Wissenschaftler, der Gegengifte herstellen wollte und das Gift der Schlangen zapfte.
Ich versuchte es, doch nichts geschah. Irgendwann war mir dann Spucke ausgegangen. Ich schaute in den Becher und sah, dass der Becher zwar voll war, doch kein Gift war in ihm.
Ist ja eklig, sagte ich leise zu mir, doch Carlisle hörte es und grinste.
Ich schätze mal das heißt, dass du nicht giftig bist, antwortete er und holte ein kleine Taschenlampe raus, die man normalerweise im Krankenhaus benutzte. Damit leuchtete er mir in die Augen. Du hast wie bei Nessie die Augenfarbe deiner Mutter geerbt. Ich frage mich, ob sie sich verändern würde, wenn du Blut trinken würdest. Er sprach mehr zu sich als zu mir, doch bei dieser Aussage setzte mein Herz einen kurzen Moment aus.
Ich soll Blut trinken? Mein Atem beschleunigte sich, dann ebenso mein Herz. Carlisle, ich möchte nicht unhöflich sein, aber... Weiter kam ich nicht, denn er legte eine Hand auf meine Schulter und sagte: Keine Sorge, Clara, du musst nichts tun, was du nicht willst. Es erstaunt mich sogar, dass du noch nie daran gedacht hast, Blut zu trinken, da du ja viel eines Vampiren an dir hast.
Dann hielt er eine Hand nahe an mein Herz Darf ich?, fragte er höflich und ich nickte. Er lauschte meinem Herzen und tastete danach meinen Hals ab. Seine Hände waren warm auf meiner Haut, sie hatten die selbe Temperatur. Nun dein Herzschlag ist schneller, als das eines Menschen, auch die Lunge ist kräftiger. Brauchst du Luft zum überleben? Ich überlegte, das hatte ich noch nie ausprobiert, da Atmen für mich selbstverständlich und leicht war. Also hielt ich die Luft an. Carlisle beobachtete das Spiel und als ich nach fünf Minuten weder blau anlief, noch umfiel, kam er zum Entschluss, dass ich nur wegen der Gewohnheit atmete.
Er notierte sich alles in einem schwarzen Notizbuch, dann bat er mich mit nach draußen zu kommen. Er führte mich hinter das Haus nahe des Flusses auf eine Wiese.
Draußen warteten bereits Edward und Emmett. Letzterer war der lustigste Vampir der mir je begegnet war. Er war groß und bullig wie ein Bär, seine Haare waren schwarz und wenn er lachte, zeigte er alle seine Zähne, sodass es aussah, als würde er dich gleich verspeisen wollen. Seine Gabe war die Stärke, die auch sein Körper preisgab. Er hatte gewaltige Muskeln.
Ich schätze mal, dass ich gegen ihn antreten muss?!, deutete ich und grinste. Emmett lachte laut auf und spannte seinen Bizeps an.
Bereit zu verlieren, Kleines? Ich verdrehte die Augen. Natürlich hatte er Spaß an dieser Sache.
Carlisle blieb neben Edward stehen, sodass Emmett und ich uns gegenüber standen.
Wenn das für dich in Ordnung ist, dann würde ich deine Stärke und Schnelligkeit testen. Edward ist der Schnellste von uns, deswegen macht ihr gleich ein kleines Wettrennen.
Ich schluckte laut und schaute den großen, bulligen jungen Mann vor mir an. Ich nehme dich auch nicht zu hart ran. Er zwinkerte mir zu und im selben Moment ging er auf mich los.
Im letzten Moment wich ich ihm aus, doch er hatte schon gewendet und kam mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf mich zu. Er versuchte mich zu packen, doch ich war flink und dünn und duckte mich durch seine Arme hinweg. Sein Blick war überrascht, dass er mich nicht erwischt hatte. Wieder ging er auf mich mit einem dicken Grinsen los, doch ich schubste ihn beiseite und er pralle gegen einen Baum. Der Baum ächzte und knackte, doch er hielt stand. Noch bevor er sich umdrehen konnte, sprang ich hoch und packte ihn von hinten. Seinen rechten Arm auf den Rücken gedreht und den Linken von Körper weghaltend, stieß ich mich vom Baum ab, schmiss Emmett auf den Boden und drückte ihn mit meinem Knie und meiner gesamten Kraft auf den Boden, sodass er sich nicht bewegen konnte.
Er versuchte sich zu befreien, doch er zappelte nur ein wenig herum, sodass ich mein Knie noch tiefer in seine Wirbelsäule bohrte und er schließlich liegen blieb. Ein schneller Kampf für mich, noch dazu leicht. War ich wirklich so stark? Ich hatte meine Kräfte nur mit meinem Vater gemessen, doch er war rücksichtsvoll gewesen.
Gelächter ertönte und ich sah auf. Um uns herum, hatte sich die ganze Familie versammelt, dahinter standen ein paar Wölfe, darunter Embry und Jacob. Auch sie lachten und hatten ihren Spaß.
Du kannst jetzt runter von mir gehen.., ertönte es unter mir. Ich schaute Emmett an und ließ ihn los. Er war es wohl nicht gewohnt zu verlieren und hatte einen beleidigten Gesichtsausdruck.
Tut mir leid Emmett. Ich wusste nicht, dass ich stärken als Vampire bin. Oder dich. Ich hielt ihm die Hand hin, er ergriff sie und war mit einem Ruck oben. Statt meine Hand loszulassen, ergriff er sie feste und holte mit seinem Bein aus. Er schlug meine Füße vom Boden, ein kurzer Aufschrei kam aus meiner Kehle und ich lag auf dem Boden und schaute gen Himmel.
Wieder ertönte Gelächter und ich lachte diesmal mit.
Du bist unfair man! Ich hab dir auf geholfen und du schlägst mir die Beine weg, ich versuchte beleidigt zu klingen, doch das Lachen konnte ich nicht mehr verbergen.
Gut gespielt, Kleines. Er half mir hoch und ich schaute zu Carlisle, der sich ein paar letzte Notizen machte.
Dann schaute er Edward an und nickte ihm zu.
Das würde ich nicht machen, sie ist verdammt schnell!, sagte Embry laut hinter uns und ich kicherte. Trotzdem sah mich Edward an und fragte: Bereit? Ich nickte und er fügte noch hinzu. Bis zur Klippe und wieder zurück. Wer als Erster wieder zurück ist! Mit diesen Worten preschte er vor und hinterließ einen zarten Windstoß, sodass ich verdattert zurück blieb.
Ich schüttelte den Kopf und rannte los. Um mich herum waren grüne Tannen und die Vögel über uns sangen ihre schönen Lieder, doch ich achtete nur darauf, Edward zu überholen.
Nach wenigen Sekunden war ich direkt hinter Edward, dieser schaute nach hinten und beschleunigte. Es erinnerte mich an die Nacht, als Embry und ich zum Haus der Cullens gerannt waren. Auch ich beschleunigte und war schon kurz darauf Kopf an Kopf mit Edward.
Ich sah die Klippe, drehte rechtzeitig, um nicht von ihr zu stürzen und rannte zurück. Edward immer noch neben mir, schaute mich an. Sein Blick war überrascht und neugierig, dass ich soweit mithalten konnte, doch ich schnitt eine Grimasse und legte Endspurt ein. Ich überholte ihn und war ihm weit voraus, als ich Carlisle sah und vier Sekunden vor Edward das Ziel erreichte.
Applaus ertönte und ich sah, dass alle eine überraschten aber auch glücklichen Gesichtsausdruck hatten. Ich war schneller als Edward gewesen, wobei er der Schnellste seiner Familie war. Auch ich lachte und sah Edward an.
Das war nicht schlecht. Wie hast du den Spurt am Ende noch hingekriegt, ich dachte ich hätte dich schon ans Limit gebracht! Auch er lachte und gesellte sich zu Nessie und Bella.
Ich hab noch nicht mal alle gegeben, also bitte! Wieder lachte ich, doch das Lachen erstarb kurz. Ich hatte seit Jahren nicht mehr so gelacht und das zu hören, macht mich glücklich und gleichzeitig traurig. Konnte Mutter hören und sehen, dass ich seit langem wieder glücklich war? Bedrückt schaute ich auf den Boden, um nicht zu schluchzen. Ich lachte ohne Beschwerden und fühlte mich frei wie lange nicht mehr. Das hatte sie sich immer für mich gewünscht.
Bei den Cullens fühlte ich mich bereits nach zwei Tagen so wohl, wie sonst nirgendwo.

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Unendlichkeit.
FantasyClara zieht nach Forks und geht dort auf die High School. Sie ist einzigartig, da sie halb Vampir halb Werwolf ist. Dann trifft sie die Cullens, die nach zwei Jahrzehnten wieder in Forks sind, aber sie sind nicht allein. Die Quileute sind dieses Mal...