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Das Knacken am anderen Ende der Leitung ließ den Braunhaarigen aus seinen Gedanken hochschrecken. „Dado?", fragte er leise. Sein Herz klopfte unnormal schnell und das nicht nur, weil er erschrocken war. Es war auch, weil maudado endlich an das Handy gegangen war und die Sorge um seinen besten Freund. „Z...Zombey?", kam es sehr leise zurück, fast hätte der Angesprochene es nicht verstanden. Es klang irgendwie gebrochen und traurig, wie maudado seinen Namen gesagt hatte. Was war nur mit ihm los, fragte sich Micha in Gedanken. Er wollte nicht mit der Tür in das Haus fallen. Micha wollte nicht, dass maudado wusste, dass Manu ihn zum Anrufen gebracht hatte.  „Wo bist du? Ich mache mir Sorgen um dich!", meinte der Braunhaarige in sein Handy. Am anderen Ende der Leitung seufzte der Blonde auf und setzte sich auf eine Parkbank. Wie sollte er ihm erzählen, wo er war? Und wie sollte er ihm erzählen, was sein Problem war? Er, sein bester Freund, war doch sein Problem.  „Hi Zombey, ich glaube ich liebe dich, weil ich immer an dich denke und wir uns schon fast zweimal geküsst hätten. Ach ja, wir kennen uns eigentlich auch schon in der Realität, du warst erst heute bei mir und bist dann wegen Manus Video gegangen.", würde wohl eher schlecht ankommen. Er war eine Weile herumgelaufen. Frische Luft hat ihm schon immer beim Denken geholfen und jetzt war er umso mehr erleichtert, dass frische Luft so viel brachte. Dadurch hatte er einen klaren Kopf bekommen. Okay, nicht ganz, aber er hatte seine Gedanken ein wenig sortieren können und das war doch das Entscheidende. Maurice wollte Zombey sagen, dass er ihn liebte. Danach konnte Micha den Blonden auch gerne hassen. Es war nur wichtig für ihn, dass sein bester Freund es wusste. Sobald Micha wusste, dass Maurice ihn liebte, würde er herausfinden, wie es für Micha war. Die Chance, dass der Braunhaarige seine Liebe erwiderte war für ihn nicht wirklich hoch. Das dachte er, doch wissen tat er es nicht. Dem Blonden sein Herz klopfte schneller und stärker als sonst. „Maudado?", kam es besorgt aus dem Telefon. Oh, stimmt, Micha war ja noch als Zombey am Telefon. „Alles gut. Ich musste einfach nur frische Luft schnappen und meine Gedanken ordnen. Es ist etwas kompliziert zu erklären und ich weiß auch nicht wie du dazu stehst.", erklärte Maurice und starrte dabei auf den Brunnen, der vor ihm stand. Dieser spritzte Wasser in die Luft und in Tropfen fiel das Wasser zurück in das Becken. Es war beeindruckend, vor allem weil das Becken aus Beton bestand und viele verschiedene Verzierungen hatte. Jede einzelne war von der Planung gleich, doch hatte jede Verzierung eine andere Macke. Das Becken musste aus der Antike oder, was wahrscheinlicher war, sehr viel früher stammen. Damals gab es noch keine fast perfekte Technologie, wo alles identisch war. Dieses Becken stellte wunderbar die Menschen dar, fiel dem Blonden ein. Sie waren die selbe Art, doch war jeder einzelne Mensch auf der Welt unterschiedlich. Keiner hatte komplett die gleichen Merkmale wie ein Zweiter. Selbst eineiige Zwillinge waren nicht komplett gleich. Meist war es nur der Charakter der sie unterschied oder ein Muttermal, dass der andere nicht hatte. Jeder hatte wie die Verzierungen auf diesen Becken einen Makel, doch machten eben diese Makel den Menschen doch so besonders. Die Makel waren das, was einen Menschen ausmachte und meist musste es nicht mal etwas Schlimmes sein. „Egal was ist, ich bin für dich da, maudado. Du bedeutest mir so viel, ich könnte dich gar nicht hassen.", sagte Micha sanft und wer ihn kannte wusste, dass jedes Wort so gemeint war, wie er es gesagt hatte. Maudados Herz klopfte noch mehr. Er war ihm zu wichtig? Diese Worte waren doch nicht real, oder? Vorsichtig kniff der Blonde sich in den Arm und stellte fest, dass dies ganz gewiss kein Traum war. Maudado war Zombey wichtig. Jetzt musste er nur noch hoffen, dass es auch in der Wirklichkeit so war. „Ich denke ich bin homosexuell.", kam es schnell aus dem Mund von Maurice und er wagte gar nicht auf die Antwort hinzuhören. Was wenn er ein homophobes Arschloch war? Maurice schüttelte den Kopf. Die letzte Möglichkeit konnte er direkt ausschließen. Immerhin nahm er mit Furdis auf und dieser war schwul. Außerdem passte es gar nicht zu dem Braunhaarigen. Stille herrschte am anderen Ende der Leitung. Der Braunhaarige saß nun etwas bequemer in seinem Schreibtischstuhl und sah nachdenklich aus. Maudado hatte ihm gestanden, dass er schwul war. Diese Worte hatten Michas Herz höher schlagen lassen. Höher als sonst. War er etwa auch schwul? Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr musste er die Frage mit „Ja." beantworten. Immer wenn er in Maurices Nähe war, klopfte sein Herz. Es schlug Purzelbäume, wenn er den Blonden sah und in seinem Bauch kribbelte es dann immer so angenehm. Wenn der Blonde bei ihm war, wollte er sich immer die kühle Hand schnappen und sie nie wieder loslassen. Er wollte sie mit seiner Hand umschlingen und verbinden. Doch war dieses Gefühl nicht nur bei einer Person. Nein, so ähnlich war es auch bei maudado. Liebte er also zwei Jungs? „Ich bin es auch, maudado.", kam es dann überraschend aus Micha heraus. Er blinzelte ein paar Mal. Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Es war ihm so selbstverständlich über die Lippen gekommen. „Wirklich?", fragte maudado erstaunt am anderen Ende. Man hörte deutlich heraus, dass er das überhaupt nicht erwartet hatte. „Ich habe es auch erst gerade beschlossen, oder so etwas in der Art.", gab Zombey ehrlich zu und kratzte sich etwas unsicher am Kopf. „Darf...darf ich fragen warum?", kam es schüchtern als Antwort zurück. „Vielleicht ein anderes Mal. Ich habe das Rohmaterial bisher nicht gefunden und muss deswegen jetzt weitermachen.", wich er der Frage aus. Micha wusste nicht mal, warum er dies tat. Enttäuscht nickte der Blonde. Was hatte er sich erhofft? Hatte er ernsthaft geglaubt, dass Zombey jetzt sich die Gefühle von der Seele redete? Sowas sah dem Braunhaarigen nicht ähnlich. Hatte Maurice vielleicht gehofft, dass er seine Liebe war? Wieder sah der Blonde auf den Brunnen und seufzte. Micha hatte sich schon längst mit einem „Caio maudado." verabschiedet und aufgelegt. Warum war das Leben so kompliziert? Wieso konnte nicht einfach alles so laufen, wie man es sich wünschte? Das Leben war kein Wunschkonzert, sagten die Eltern einem immer. Leider musste Maurice zugeben, dass seine Eltern vollkommen Recht hatten. Nichts im Leben lief nach Plan ab, zumindest nicht nach seinem.

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