Wir fahren nach Prag.

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Papa hat mich bis zum Schluss bei sich, nachdem er sich Chris vorgeknöpft hat. Der Arme, ein wenig tut er mir leid... Aber nur ein wenig. Mein Bauch kribbelt so sehr, wenn ich nur an die nächsten Tage denke. 

Wir fahren nach Prag. Meine Favoriten Stadt ist das nicht, aber immerhin darf ich mit auf die Klassenfahrt. Mit Papas Einstellung ist das gar nicht mal so einfach. In der dritten Klasse mal, wurde eine Klassenfahrt organisiert. Papa fand das unerhört, wie man mit so kleinen Kindern überhaupt wegfahren kann ohne die Eltern mitzunehmen, damit jemand aufpassen kann, denn Lehrer sind dazu nicht fähig. Damit hat er sich sicher keine Freunde gemacht und ich durfte zu Hause bleiben... Also in der Schule, in einer anderen Klasse, denn das war ja viel sicherer...

Wie auch immer. Chris ist schon bei den Lehrkräften und bespricht etwas mit denen. Wie er so dasteht, so erwachsen... Er ist ja auch älter als ich, steht auch irgendwie fest im Leben. Eigentlich dürfte ich mir keine Hoffnungen machen, aber die mache ich mir, denn ich weiß jetzt, dass Chris auch Gefühle für mich hat. Ich muss es ihm einfach richtig schwer machen. 

Die meisten Mitschüler sind schon im Bus, aber Mama und Papa wollten mich so gerne bis zum Schluss hier haben. Auch Alex ist schon im Bus. Hm, Chris dreht sich nun von den Lehrern weg, die sich zum Bus begeben und winkt mich zu sich. Oh, es geht los. 

,,Viel Spaß, mein Schatz", wünscht Mama mir und Papa nicht so viel davon. Dann gehe ich schnellen Schrittes zum Bus, wo Chris schon auf mich wartet. Eigentlich möchte ich gerne, dass Chris vor mir läuft, damit ich mich neben ihn setzen kann, aber als Betreuer lässt er mich vor. Sehr edel. Oh man, fast sechs Stunden neben Chris... Das ist doch ein wahrer Traum. 

,,Hier! Gina, hier ist frei!", ruft Alex und zerstört damit meine Träume auf den Platz neben Chris. Mich dem zu entziehen wäre sicher sehr unnötig. Naja und die schlechteste Möglichkeit ist es auch nicht, daher setze ich mich neben Alex und lasse Chris an mir vorbeiziehen. 

,,Oh man, ich kann nicht glauben, dass Chris wirklich hier ist. Was ist das für eine verkehrte Welt?", staunt Alex noch immer und ich habe genau die gleichen Gefühle. Es ist so verdammt cool. In dieser Sache hat Papa so was von alles richtig gemacht. 

,,Ich hoffe, dass Chris sich nun von Papas Blick lösen kann. Wenigstens nur für eine Woche", teile ich ihr meine Hoffnungen mit. Alex lehnt sich in ihrem Sitz zurück und schließt ihre Augen.

,,Dafür sorgen wir schon." Damit ist alles gesagt und ich freue mich klammheimlich. Chris ist inzwischen bei den Lehrern angekommen. Ich sehe nur seinen Hinterkopf. Es ist zu schade. Ich hätte ihn die Fahrt über nerven können. Jetzt sitze ich neben Alex, die ihre Zeit über schläft. 

-

Ich kann im Gegensatz zu den meisten Anderen nicht ruhig schlafen. Ganz hinten im Bus sitzen die dümmsten Leute der Klasse und schreien herum, trinken Kurze, obwohl das verboten ist und ich rieche etwas ekelhaftes... Ich drehe mich rum und beobachte die Gruppe von Jungen und Mädchen, die aus 14 Personen besteht. 

Zu denen habe ich mich nie zugehörig gefühlt. Meinen Papa hätte ich damit sicher ärgern können, aber so wie Mama in ihren jungen Jahren war ich nie. Ich mag es, wenn mich in der Schule wenige beachten und wenn möglich auch nur Alex. Natürlich ecken wir ab und an mal an, aber es ist nie was ernsteres passiert. Wir machen ja alle unser Abi, da kann man etwas Fairness erwarten. 

Als ich mich rumdrehe, sehe ich in Chris Augen, die den Radau hinter mir auch bemerkt haben. Lange überlegt er nicht, steht auf und geht erstmal zum Busfahrer. Natürlich kann ich nicht verstehen was er zu ihm sagt, aber er sagt etwas. Das kann ich an seinen Lippenbewegungen erkennen. Als er mit dem Busfahrer fertig ist, redet er kurz mit den Lehrern, die nicken. Daraufhin geht es schnurstracks an mir vorbei, ganz hinten zu den coolen Leuten. 

Ich will Dich!Where stories live. Discover now