6|Unangenehme Fragen und ein unbekannter Gastgeber

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Colbie Caillat: Bubbly

Noah

"Wie bitte?", Cassidy blickt mich aus großen Augen an.

"Falsche Antwort! Auf eine Party wie diese kommst du nie mehr.", antworte ich.

"Aha."

Aha, ist das ihr ernst? Ich unterbreite ihr gerade eine Einladung zu einer von Robin Rodriguez Partys und das einzige was sie dazu zusagen hat ist Aha?!

"Du solltest ihm besser um den Hals fallen und dich überschwenglich bedanken, sonst springt dir Noah an die Kehle, Cass!", mischt sich Liz spöttisch ein.

Ich verdrehe die Augen:"Hahaha, sehr witzig!", warum nur verstehe ich den Humor den Mädchen haben, nie ?

"Ist doch war!", Liz funkelt mich herausfordernd an.

"Jetzt tu doch nicht so, als wüsstest du nicht was es für eine...Ehre ist auf Robins Party zu dürfen!"

Ich könnte mich selbst Ohrfeigen! Eine Ehre. Pah!

"Eine Ehre, ja?", meine beste Freundin zieht eine Augenbraue hoch.

"Ja, nein, ich meine..."

"Jetzt hört auf euch zu streiten und erklärt mir lieber was so besonders an den Partys von diesem Robert ist!", unterbricht mich Cassidy ungeduldig.

"Robin!"verbessere ich sie.

"Ja ja schon gut. Also was ist jetzt so besonders an den Feiern?"

"Es ist nichts besonderes daran, abgesehen von den Unmengen an Alkohol und halbnackter Gäste!", meint Liz trocken.

Cassidys Mundwinkel zucken in die Höhe:"Ach? Solche Partys gibt es bei euch?"

"Klar doch."erwidere ich triumphierend.

"Leider!", stöhnt Liz.

"Du klingst ja begeistert.", lacht die Amerikanerin.

"Ich halt einfach nicht viel von solchen Partys.", verteidigt sich meine Freundin.

"Robert Rodriguez.", murmelt Cassidy, während sie seinen Namen in die Suchleiste bei Google eingibt.

"Filmressigeur?", Liz deutet grinsend auf den Bildschirm.

"Versuch es mal mit Robin Rodriguez London.", schlagel ich vor, kann mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Allerdings ist auch diese Suchanfrage sinnlos. Und egal welche Schlagworte wir benutzen, es kommt kein brauchbares Ergebnis:"Der wird doch wohl wenigstens nen Insta Akkount haben!"

Cassidy fährt sich durch die Haare:"Ich versteh das nicht. Man muss doch irgendwas über den finden."

"Er will eben nicht gefunden werden."l, murmelt Lizi, die auf meinem Bett liegt und die Augen geschlossen hat.

Ich drehe mich mit dem Schreibtischstuhl zu ihr um:"Aber warum?"

"Wenn ich jeden Freitag eine Party mit haufenweise Drogen schmeißen würde, wäre ich auch nicht scharf darauf, dass alles über mich im Internet steht!", schnaubt sie.

Einen Moment ist es ganz still im Raum, dann steht Liz von meinem Bett auf und geht zur Tür:"Ich geh dann mal."

Ehe ich irgendwas sagen kann, ist sie weg.

"Das war ja mal ein Abgang."meint Cassidy und zupft ihre Bluse zurecht.

"Jap." mehr sage ich nicht.

"Wie lange seit ihr denn schon befreundet?"

"Schon immer. Unsere Eltern waren...sind befreundet.", antworte ich bereitwillig."

"Interessant. Und da war nie mehr?", sie durchbohrt mich mit ihrem Blick.

Irgendwie überrumpelt mich ihre Frage und ich entgegne erst einmal nichts.

"Ich meine ob ihr noch nie was miteinander hattet?", hakt sie nach.

Ich stehe auf und gehe im Raum auf und ab:"Nein. Da war nie mehr."

"Aber du hättest gerne mehr?", bohrt sie weiter.

"Äh was? Nein, natürlich nicht.", sammle ich leicht überfordert mit ihrer Direktheit.

"Dann ist ja gut.", sie lächelt mich kokett an.
Ich bringe nur ein blödes Grinsen zustande.

"Naja, ich muss dann auch. Wir seh'n uns.", Cassidy zwinkert mir noch einmal zu und verlässt dann den Raum.

Die nächsten zwei Stunden versuche ich mehr oder weniger erfolgreich mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren, aber meine Gedanken kreisen andauernd um Cassidys Worte. Ich meine ob ihr noch nie was miteinander hattet? Nein, hatten wir nicht. Oder? Natürlich nicht. Da war nie mehr. Nicht einmal ein Kuss. Und da wird auch nie mehr sein. Sie ist meine beste Freundin!

"Noah kommst du bitte zum Essen!"l, tönt die Stimme meiner Mutter von unten herauf.

Ich bin nur zu froh eine Ausrede dafür zuhaben, mein Mathebuch allein zulassen.

In der Küche herrscht wie immer das reinste Chaos. Meine Mutter steht an der Küchenzeile auf der sich Schüsseln, Schneidebretter und Teller stapeln und rührt in einem Topf.

Mein Vater sitzt am Tisch und liest den Sportteil der Zeitung. Serafine blättert in irgendeiner Klatschzeitung.

Ich greife dannach und beginne laut vorzulesen:"So küsst du richtig! Der perfekte Zungenku...", weiter komme ich nicht, denn sie reißt mir die Zeitung wütend aus der Hand:"Spinnst du? Das ist meine!"

"Wofür brauchst du den eine Anleitung für den perfekten Zungenkuss?", will meine Mutter wissen.

Serafine sieht aus, als würde sie jeden Moment vor Wut platzen:"Kann man in diesem Haus denn kein bisschen Privatsphäre haben?!"

"Findet dein ach so toller Freund, dass du miserabel küsst?", spottet Linda, schaut aber nicht von ihrem Handy Display auf.

Ich beschließe Serafine aus ihrer misslichen Lage zubefreien, schließlich hab ich sie ja erst reingebracht:"Man kann sich ja nie genug vorbereiten. Aber falls du Hilfe brauchst: Ich bin Meister im..."

"Wie wäre es mit einem Themawechsel?", unterbricht mich Dad.

Während des Essens schweifen meine Gedanken wieder zu Cassidys Worten ab. Will ich denn mehr? Nein! Außerdem würde Liz definitiv nicht mehr wollen. Ihr fällt es sowieso schon schwer jemandem zuvertrauen. Und von Beziehungen hält sie nichts. Man muss sich dem anderen zu sehr öffnen und davor hat sie Angst. Natürlich hat sie mir das nie so gesagt, aber ich weiß es. An Liebe glaubt sie auch schon lange nicht mehr, ich kann es ihr nicht verdenken. An ihrer Stelle würde es mir wahrscheinlich genauso gehen. Also hat sich das Thema sowieso schon erledigt!

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Sterben Muss Man SowiesoWhere stories live. Discover now