Hilfe?

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Am nächsten Morgen stieg ich eher weniger motiviert in Emmetts Auto. Abgesehen davon, dass wir gleich Schule hatte, musste ich seit gestern Abend Isabella ertragen. Sie hatte bei Edward übernachtet und ich musste die ganze Zeit leise sein, damit sie schlafen konnte!
Mies gelaunt schmiss ich die Tür zu, lehnte meinen Kopf an die Lehne und schloss die Augen. Innerlich zählte ich langsam bis zehn. Wenn ich wütend oder traurig war, konnte ich mich schlecht beherrschen, vor allem im Umgang mit Blut und demnach auch mit Menschen. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich seit Bens Tod meinen Durst kaum noch unter Kontrolle.
Meine Geschwister hatten es leider auch bemerkt, da ich nur noch bei ihnen war und jeglichen Kontakt mit Menschen vermieden hatte. Jasper meinte zu mir, dass ich mit Carlisle darüber reden sollte, da es auf einer Schule nicht vorteilhaft war, sich nicht kontrollieren zu können. Ich fand die Idee gar nicht gut, Carlisle sollte so etwas nicht erfahren. Ich wollte ihm keine Probleme machen.
Plötzlich merkte ich, wie sich der Sitz neben mir absenkte. Resigniert öffnete ich die Augen. Jasper saß jetzt neben mir und schaute mich wieder mit diesem durchdringenden Blick an.
,, Du solltest wirklich mit Carlisle darüber reden. Er würde dich für ein paar Wochen aus der Schule nehmen. Das würde dir gut tun..", redete er auf mich ein.
,, Ich schaff das. Wirklich", versuchte ich ihn zu beruhigen. Aber er kannte mich zu gut.
,, Warum willst du dir nicht helfen lassen?", fragte er, während Emmett den Motor startete und los fuhr.
,, Weil alles in Ordnung ist", versuchte ich es erneut. Eigentlich wollte ich nur mich selbst überzeugen, aber irgendwie funktionierte es nicht. Eigentlich hatte ich ein wirklich schönes, neues Leben, ich hatte eine Familie, die sich um mich kümmerte, Seth, der mich liebte und unglaubliche Vampirfähigkeiten. Manchmal fragte ich mich, wie ich ohne Gedankenlesen auskommen konnte.
Aber die Vergangenheit wollte mich einfach nicht loslassen. Ein Teil von mir schrie nach Ben und ein anderer wollte ihn vergessen. Nicht selten suchte ich die ganze Schuld bei mir.
Ich wurde aus den Gedanken gerissen als Edward mir die Tür öffnete.
,, Wie lange willst du den noch hier sitzen bleiben? Die anderen sind schon vorgegangen!", lachte er und zog mich aus dem Auto. Ausnahmsweise stand Isabella mal nicht bei ihm, sondern war mit meinen Geschwistern vor gegangen. Wie lange stand Edward schon vor dem Auto? Wie viel hatte er gehört?
,, Du musst dir nicht Schuld an allem geben. Es stimmt nicht!", beantwortete Edward meine Frage indirekt, er hatte eindeutig zu lange vor dem Auto gestanden.
,, Halt dich aus meinen Gedanken. Sonst redest du auch nur noch kaum mit mir. Dann bleib lieber gleich bei Isabella", murrte ich und ging an ihm vorbei zum Schulgebäude.
,, Bist du immer noch so eifersüchtig?", fragte er sarkastisch lächelnd, was mich, ganz nebenbei, extrem wütend machte. Schnell blieb ich stehen und drehte mich um.
,, Ich bin nicht eifersüchtig! Schon lange nicht mehr. Ich habe bloß kein Bock mehr auf sie. Sobald sie da ist bin ich Luft für dich. Und falls sie mal nicht da ist, hast du immer besseres zu tun!", knurrte ich und wollte weiter gehen, als Edward doch wieder seinen Mund öffnete.
,, Du hast dir gerade selbst widersprochen. Du bist eifersüchtig, dass kannst du nicht leugnen!", lächelte er und lehnte sich locker gegen Emmetts Jeep.
,, Du bist so ein Arsch geworden" stöhnte ich und ging nun endgültig in die Schule. Blöderweise hatte ich nicht damit gerechnet, dass Edward so hartnäckig war. Es hatte zwar schon geklingelt, aber Edward lies trotzdem nicht von mir ab.
,, Du bist ganz schön zickig geworden, weißt du das?", sagte er provozierend und hielt meinen Arm fest, damit ich stehen blieb.
,, MAN EDWARD!", schrie ich ihn an und wollte mich aus seinem harten Griff lösen. Warum war er bloß so viel stärker?
,, MAN EDWARD!", ahmte er meine Stimme nach und lachte doof. Dann wurde er endlich wieder ernst.
,, Sam... Erstens,ich bin dein großer Bruder, ich darf dich ärgern und zweitens, du brauchst wirklich nicht denken, dass du mir egal bist. Natürlich habe ich jetzt weniger Zeit für dich, aber ich versuche es zu bessern und-", sagte er, wurde aber von mir unterbrochen.
,, Erstens, hör auf mich zu Ärgern! Zweitens, das sagst du so oft und trotzdem hältst du es nie ein! Eigentlich unterhalten wir uns nur noch richtig, wenn du mich von Seth abholst!", fauchte ich ihn wütend an. Warum kam er gerade jetzt wieder so an?!
Es liefen noch genug Menschen, trotz Pausenende, hier herum und ich wusste wirklich nicht, wie lange ich das so wütend noch aushalten würde.
Dann auf einmal war Edward mir egal, ich spürte nur, wie der Durst in mir aufstieg und ich mich nach einem Opfer umsah.
,, Jetzt habe ich dich da, wo ich dich haben wollte. Wir gehen jetzt nach Hause!", riss mich mein Bruder aus meinen Gedanken und wollte mich aus dem Gebäude ziehen. Noch wütender als vorher riss ich meine Hand weg.
,, Dafür hast du mich provoziert? Dafür, dass ich einsehe, dass ich kaum noch Selbstkontrolle habe?", flüsterte ich vor Wut brodelnd.
,, Ja", antwortete er und zog mich endgültig wieder aus dem Gebäude.
Völlig perplex lies ich zu, dass er mich in sein Auto setzte und los fuhr. In meinem Kopf ratterte es, was sollte das bitte von ihm?!
,, Sonst hättest du das nie eingesehen! Erst wenn es dann zu spät wäre... Du lässt dich zu leicht provozieren!", sagte Edward wieder im normalen Ton. Allerdings brachte mich das wieder auf 180.
,, Das sagst du so einfach! Du hast auch nicht gesehen, wie eine geliebte Person vor deinen Augen stirbt! Du hast ein perfektes Leben!", schrie ich ihn wieder an. Edward sagte nichts, dachte allerdings,, Lass es einfach raus, danach geht's dir besser".
Langsam fühlte ich mich komplett verarscht und hätte vor Wut platzen können.
,, WAS MUSS ICH MACHEN, DAMIT DU MICH VERSTEHST!", brüllte ich und bemerkte jetzt erst, dass wir gerade auf unsere Auffahrt fuhren.
,, Ich versteh dich, aber du willst dir nicht helfen lassen. Nur so konnte ich dir seit langen mal wieder helfen, zwar auf doofe Weise aber hättest du lieber jemanden gebissen?", erwiderte Edward direkt und stieg aus dem Auto. Keine Sekunde später öffnete er auch meine Tür und wartete darauf, dass ich ausstieg.
Seine Worte halten in meinem Kopf. Irgendwie hatte er ja Recht... ich gab niemanden mehr die Chance mir zu helfen. Vielleicht ging es wirklich nur so.
Immer noch verwirrt grübelnd stieg ich geistesabwesend aus und lief neben Edward zur Haustür. Er öffnete sie mit den Worten:,, Redest du mit Carlisle heute Abend darüber? So wie es auch Jasper vorgeschlagen hat?"
Einen Moment herrschte Stille, sollte ich Carlisle wirklich von meiner mangelnden Kontrolle erzählen? Könnte er mir helfen? Edward wollte mir ja schließlich auch nur helfen, auch wenn es ziemlich fies von ihm gewesen war. Ed hatte wohl oder über mal wieder Recht, ich lies kaum noch jemanden an mich ran, außer vielleicht Jasper und Seth.
,, Ja, werde ich", versprach ich Edward und schloss die Tür hinter mir.

Sind Veränderungen immer schlecht? - Die neue Cullen (Twilight fanfiction)Where stories live. Discover now