Kapitel 15 - Severus Snape, die Dragqueen

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Mein Pate saß auf einem der Sessel in dem langen, holzgetäfelten Raum. Bei unserem Eintreten blickte er von seiner Lektüre auf. Überrascht streifte sein Blick mich, dann setzte er sein gewöhnliches, gehässiges Grinsen auf und begutachtete uns alle mit glitzernden Augen.

Bevor Lupin die Tür hinter sich schließen konnte, stand er auf und ging, allerdings nicht ohne ihn vor Neville zu warnen, der laut ihm nur etwas auf die Reihe bekam, wenn Hermine ihm Anweisungen ins Ohr flüsterte. Mein Mitschüler lief rot an. Wieder einmal verstand ich nicht, wie Severus so nett zu mir sein konnte, aber so schrecklich zu meinen Freunden.

„Ich hatte ja gehofft, dass Neville mir direkt beim ersten Schritt behilflich sein kann", sagte Lupin und lächelte leicht. „Und ich bin mir absolut sicher, dass er es mit Bravour meistern wird."

Die Lippen des Zaubertränkelehrers wurden schmal und Neville noch röter. Doch mein Vormund verabschiedete sich mit einem letzten, verächtlichen Blick.

Lupin lotste uns zu einem Schrank am Ende des Raums, der sonst wohl nur für Ersatzumhänge benutzt wurde. Das Möbelstück fing an zu wackeln, als er sich näherte.

„Keine Sorge", beruhigte uns Lupin und hob die Hände. „Es handelt sich nur um einen Irrwicht."

Neville machte in Gedanken wohl schon mal sein Testament und Eva wich einen Schritt zurück. Der Verteidigungslehrer begann mit seinem Vortrag und berichtete, dass Irrwichte sich bevorzugt in dunklen, engen Räumen aufhielten.

„Weiß jemand denn schon, was ein Irrwicht ist?", fragte er in die Klasse. Sofort schoss Hermines Hand in die Luft.

„Es ist ein Gestaltwandler", erklärte sie. „Seine Gestalt passt er der größten Angst des Zauberers oder der Hexe an, der er begegnet. Daher sind sie auch besonders schwer zu klassifizieren, wenn man sich noch nicht mit den eigenen Ängsten beschäftigt hat."

„Sehr richtig, Hermine." Lupin lächelte sie an und sie strahlte angesichts seines Lobs. „Das heißt aber auch, dass wir aktuell einen großen Vorteil haben. Kannst du dir vorstellen, welchen, Harry?"

Er zuckte bei der Nennung seines Namens etwas zusammen. Auch ich hätte damit gerechnet, dass Lupin wieder Hermine aufrufen würde, die fast schon auf- und abhüpfte, um drangenommen zu werden. Trotzdem überwand er seinen Schreck und antwortete: „Wegen unserer Anzahl wird er nicht wissen, auf wen er sich konzentrieren soll und welche Gestalt er annehmen soll, Sir?"

„Vollkommen richtig." Hermine ließ ihre Hand sinken und stellte sich wieder normal hin. Lupin erzählte von einer Begegnung, bei der ein Irrwicht versucht hatte, allen Ängsten der Gruppe zu entsprechen und sich in eine halbe Schnecke verwandelt hatte. Ich fragte mich, wer den Angst vor Schnecken hatte. Und hoffte gleichzeitig, dass meine größte Angst nachvollziehbarer war.

Er erklärte, dass Gelächter einem Irrwicht den Garaus machte und der Zauber dazu nur ein Hilfsmittel. Einmal übten wir ihn, bevor es an den praktischen Teil ging. Am ganzen Körper schlotterte Neville schon und traute sich kaum, den Schrank auch nur anzusehen.

Lupin fragte ihn nach seiner größten Angst. Nach etlichen Versuchen, in denen nur unverständliches Geflüster aus seinem Mund kam, sagte Neville schließlich: „Professor Snape."

Das sorgte bei fast allen für Gelächter. Nur Professor Lupin und ich behielten ernste Mienen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein Pate es wollen konnte, dass ein Drittklässler ihn als seine größte Angst bezeichnete. Vielleicht sollte ich ihm meine Meinung dazu mitteilen.

Der Lehrer hingegen überlegte und fragte Neville schließlich nach den Klamotten seiner Großmutter. Wenn er alles richtig machte, dann würde der Irrwicht in Severus Gestalt auftauchen, aber gezwungen sein, die Kleidung von der alten Frau zu tragen.

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now