Kapitel 43 - Zurück in die Vergangenheit

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Die Schwärze lichtete sich erst später wieder. Doch wie viel Zeit vergangen war, konnte ich nicht sagen. Es konnten Minuten oder Tage sein, wer konnte das schon beurteilen. Laute Stimmen trugen einen Kampf aus, hinderten mich am weiterschlafen. Ich konnte sie nicht zuordnen, aber es waren definitiv verschiedene Personen.

Die Augen aufzuschlagen ging einfacher als vorhin, wann auch immer das gewesen sein mochte. Sie brauchten einen Moment, um sich an den hellen Kerzenschein zu gewöhnen. Als ich wieder scharf sah, blickte ich mich um.

Ich lag in einem Bett auf der Krankenstation – wie so oft. Auch die anderen Betten um mich herum waren belegt, direkt neben mir saß Hermine im Schneidersitz auf ihrer Pritsche und machte ein ernstes Gesicht. Zwar sagte sie nichts, folgte der Diskussion aber dennoch aufmerksam.

Etwas weiter weg lagen Harry und ein bewusstloser Ron, dessen Bein mittlerweile eingegipst und hochgelagert war. Sirius Patensohn wirkte ebenfalls nicht gerade glücklich mit der Situation. Und wenn weder er noch Hermine es waren, würde ich wohl auch nicht allzu begeistert sein.

Meine zaghaften Bewegungen waren nicht unbemerkt geblieben. Hermine wandte den Kopf zu mir und stieß erleichtert aus: „Merlin sei Dank, du bist wach!"

Augenblicklich wuselte Madam Pomfrey zu mir und steckte mir ein Stück Schokolade in den Mund, den ich soeben geöffnet hatte, um nach Sirius zu fragen. Stattdessen musste ich würgen und zerkleinerte den Brocken mühsam. Auf mein Röcheln und Husten hin drehten sich auch die Personen um, die miteinander gestritten hatten.

Ich erkannte Severus und Dumbledore, aber auch den Zaubereiminister Fudge. Was auch immer er hier tat. Dieses Jahr kam er wohl nicht wegen der Festnahme von Hagrid.

Den Schokoladenbrei schluckte ich hinunter und fragte gleich das Allerwichtigste: „Wo ist Sirius?" Er lag in keinem der Betten. Einerseits ein gutes Zeichen, offenbar benötigte er nicht so viel Pflege wie wir. Andererseits ein schlechtes Zeichen, weil er sicherlich an unseren Betten gewacht hätte. So schätzte ich ihn zumindest ein. Was nur zwei Schlüsse zuließ: entweder hielt man ihn von uns fern oder – und diesen Gedanken wollte ich gar nicht erst in Betracht ziehen – er hatte nicht überlebt.

„Sehen Sie, das meinte ich vorhin, Albus", sagte der Zaubereiminister Großbritanniens und deutete anklagend in meine Richtung. „Sirius Black hat sie offenbar allesamt mit einem Zauber belegt."

„Er ist unschuldig!", rief ich erzürnt und wollte aufstehen. Mit Nachdruck schon Madam Pomfrey mich wieder auf die Matratze. „Sie müssen ihn freilassen!"

Fudge seufzte. „Das haben wir in der letzten Stunde nicht zum ersten Mal gehört, Mädchen."

Über das Gesicht meines Paten huschte ein Schatten. Für ihn war es nicht nachvollziehbar, wieso der Minister mich ebenso unglaubwürdig hielt wie die anderen. Er kam zu meinem Bett und stellte sich auf die andere Seite, gegenüber von Madam Pomfrey. Die Krankenschwester kontrollierte die Verbände an meinen Händen. Zischend sog ich die Luft ein, als sie den Mull von der Wunde löste. Aus einem kleinen Tiegelchen erneuerte sie die stinkende Paste darauf. Es roch, als hätte darin ein kleines Tier sein Ende gefunden.

„Muss das sein?", murrte ich und unterdrückte einen Schrei, als sie das Prozedere bei der linken Hand wiederholte. Sie war schlimmer betroffen, weil ich sie vorhin zur Unterstützung über die andere gelegt hatte. Als ich noch die Ratte gehalten hatte. Das erinnerte mich an etwas, das ich nicht länger für mich behalten konnte: „Peter Pettigrew hat die Morde begangen! Er steckt mit dem Dunklen Lord unter einer Decke!"

Beim späteren Namen von Tom Riddle zuckte Cornelius Fudge zusammen. „Aber woher kennen Sie denn solche Ausdrücke? Ich verbitte mir, dass weiterhin solche Anschuldigungen verbreitet werden! Es geziemt sich nicht, schlecht über die Toten zu sprechen, besonders wenn sie einen Merlinorden von mir höchstpersönlich verliehen bekommen haben!"

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWhere stories live. Discover now