Kapitel 25 - Tagebücher sind böse, weißt du das nicht?

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Dean war nicht begeistert, als er sah, dass ich zwei Bücher mitgebracht hatte.

„Nora, bitte lass die Sachen hier", bat er mich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es hat einen guten Grund, warum sie hier fest verschlossen gelagert waren."

„Soo fest waren sie aber nicht weggeschlossen", widersprach ich. Oder versuchte es zumindest, denn er verstärkte die ablehnende Haltung nur noch. „Ich habe nur ein bisschen Parsel gebraucht."

Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Locken. „Hätte das nicht Warnung genug sein sollen?"

„Aber stell dir nur vor, dass diese Zaubertrankrezepte noch nützlich sein könnten. Menschen helfen können."

„Ebenso gut können sie aber auch zur Vernichtung von einigen beitragen." In seinen dunklen Augen lag ein trauriger Ausdruck.

„Zur Vernichtung?", wiederholte ich spöttisch. „Wie das denn? Mit Warzenentferner?"

„Dann gib die Bücher vorher wenigstens Snape und lass sie von ihm überprüfen", gab er sich geschlagen. Dagegen hatte ich nichts mehr einzuwenden, denn das hatte ich ohnehin vorgehabt. Nur vielleicht beim Tagebuch nicht, das würde er mir wohl nicht mehr zurückgeben. Und nach unseren Erfahrungen von letztem Jahr wäre es eigentlich auch nicht das Schlechteste.

„Sicher, dass du noch weiter nach Geheimgängen suchen möchtest?", hakte mein Freund mit einem Schaudern nach, das wohl nicht nur der Temperatur geschuldet war.

„Vielleicht finden wir noch einen Gang zurück an die Oberfläche. Den könnten wir nämlich gut gebrauchen", erinnerte ich ihn und brachte ihn so zum Schweigen. Hier festsitzen wollte er nämlich noch weniger, als mit schwarzer Magie in Berührung kommen.

Die nächsten Säulen ließen sich allesamt öffnen, enthielten aber keinen Weg nach draußen. Dafür fanden wir andere Dinge.

Beim ersten Raum stieß ich schon früher auf festen Boden als bisher. Sobald ich beide Füße daraufgesetzt hatte, begann er aber zu wackeln. Ich schwankte und versuchte, mein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Ohne, dass ich es gewollt hatte, kippte ich gegen die Leiter und klammerte mich daran fest. Dann rumpelte es unter mir. Wie letztes Jahr, als ich unter etlichen Trümmern eingeklemmt worden war.

Starr vor Angst und gefangen in den Erinnerungen daran krallte ich mich an den kalten, scharfen Stufen fest. Erst nach einigen verstrichenen Momenten traute ich mich, meinen eisernen Griff etwas zu lockern. Das Licht meines Zauberstabs erhellte die absolute Finsternis unter mir.

Große Steinbrocken lagen quer im Raum verteilt und bildeten riesige Haufen. Mit meinem Gewicht hatte ich offenbar eine kleine Lawine ausgelöst. Die Vorstellung, erneut verschüttet zu sein, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Wenn es sich vermeiden ließe, hielt ich mir hier nicht länger auf als unbedingt notwendig und kletterte erst recht nicht auf den Trümmern herum.

Etwas berührte meine Schulter und schüttelte mich leicht. „Geht es dir gut?" Deans Gesicht war im Halbdunkel nur grob zu erkennen. Er hing mit dem Oberkörper im Loch und beugte sich zu mir hinunter. Als ich nicht sofort antwortete, packte er mich unter der Achsel und zog mich zu sich nach oben. Etwas musste ich mich aber auch anstrengen.

„Komm, das hat hier keinen Sinn mehr", beschloss er. „Du probierst jetzt einfach weiterhin, Geheimgänge unter den Säulen zu entdecken, aber wenn wieder nur ein Loch im Boden ist, kletterst du nicht mehr runter. Erstens wollen wir schließlich nach oben und zweitens möchte ich nicht, dass dir etwas zustößt. Du bist nun nicht gerade der Inbegriff von Vorsicht."

„Dann setzen wir die Erkundungstour aber bitte ein anderes Mal fort, einverstanden?", bettelte ich.

Er verdrehte die Augen, grinste aber. „Nora, ich glaube ich kenne niemanden, der starrsinniger ist als du."

Eleonora Black und Askabans Gefangener ∥ Ⅲ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt