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"Denkst du wirklich, es ist einen gute Idee?", hörte ich ihn sagen. Verwirrt öffnete ich meine Augen und richtete mich vorsichtig auf.
"Was willst du denn sonst machen?" Dann war es ruhig. Ich kannte die Stimmen, aber ich konnte sie keinem Gesicht zu ordnen. In mir stieg die Angst, denn ich hatte Sorge, dass jemand bei mir eingebrochen war. Aber es konnte auch jemand sein, der meinen Schlüssel hatte. Als Einziges fiel mir nun Seungmin ein und direkt wurde ich hellhöriger.

"Ich glaub, er ist wach." Es war nur ein flüstern, aber ich konnte es dennoch laut und deutlich hören. Wie perplex saß ich da und wartete ab, was als nächstes passieren würde. Nur was würde ich machen, wenn es doch ein Serienmörder wäre, der Seungmin erpresste?

"Weil du so laut bist!"
"Jisung, jetzt halt doch mal den Mund!"

Sofort sprang ich auf und zog die Tür vor mir auf. Vor mir stand tatsächlich Jisung, zusammen mit Hyunjin und Seungmin in Gepäck. Was zur Hölle hatten sie hier zu suchen? Und was wollten sie vor allem so spät hier?
Alle von ihnen hatten einen geschockten Blick aufgesetzt, so, als hätten sie es nie kommen sehen, dass ich sie tatsächlich mitbekam. Obwohl die Wahrscheinlichkeit sogar sehr hoch war, weil ich teilweise einen sehr schlechten Schlaf hatte. Zusammen mit der Tatsache, dass mich meine Gedanken wach hielten, war das also wirklich vorherzusehen, dass dieser Fall eintreten würde.

"Es ist nicht das, wonach es aussieht!" Seungmin war der Erste, der sich traute etwas zu sagen. Wirklich klug war seine Aussage allerdings nicht. Ganz und gar nicht.

"Leute, was zur Hölle tut ihr hier?", fragte ich mit rauer Stimme, was nur ein einziges Kratzen an Wörtern war. Nicht sonderlich verständlich und ebenso wenig angenehm zum zuhören. Die Drei sahen sich an und tauschten sich undefinierbare Blicke aus. Keinen einzigen ihrer Ausdrücke davon konnte ich deuten, sodass es mich wirklich nervte, was hier veranstaltet wurde.

"Es war Jisungs Idee!", kreischte Hyunjin, zeigte auf den Übeltäter. Ich rollte nur mit den Augen. Was ein Idiot.
"Yah! Ich hab das nicht ernst gemeint! Du sagtest, dass Seungmin mir helfen kann und wenn du so unschuldig wärst, dann wärst du ja nicht hier."
"Ich versteh nur Bahnhof. Wahrscheinlich sollte ich mich einfach wieder ins Bett legen und weiterschlafen. Wir reden morgen drüber."
"Minho, das ist jetzt kein Zeitpunkt, um Witze zu reißen.", fauchte Seungmin und sah mich finster an. Die Tatsache, dass er eher aussah, wie ein kleines, eingeschnapptes Kind, was sein Spielzeug weggenommen wurde, musste ich wohl nicht erwähnen. Das lag deutlich auf der Hand und war mehr als offensichtlich, als sein zu großgeratener Freund anfing zu quietschen.

"Vielleicht wollten wir dich überraschen und dir anonyme Nachrichten da lassen.", klärte mich Jisung auf. Doch ich wusste nicht genau, was ich davon halten sollte. Es sollte nett gemeint sein, aber wenn du am Morgen aufwachst und siehst, dass irgendjemand in deiner Wohnung war, um dir anonyme Texte zurückzulassen, war es plötzlich nicht mehr so süß. Nein, es war sogar beängstigend und am liebsten würdest du deine Koffer packen und fliehen.

"Das ist echt..."
"Genau Minho, total süß!" Hyunjin sah mich großen Augen an, doch ich schüttelte den Kopf.
"Beängstigend... Ich wollte beängstigend sagen."
"Und total süß!"

Hilfesuchend blickte ich zu meinem besten Freund, der seinem Freund wiederum einen auf den Deckel gab. Dann sah ich zu Jisung, der enttäuscht den Boden mit seinen Augen anvisierte und deutlich zeigte, dass ihn meine Worte scheinbar trafen. Ich verstand wirklich nicht, was er mit dieser Geste bewirken wollte. Anscheinend war ich zu müde, um es zu verstehen. Mit verschränkten Armen und im Türrahmen gelehnt, musterte ich die Jungen, musste allerdings nach wenigen Sekunden beginnen mit lachen. Wie kleine, verängstigte Kinder standen sie vor mir und warteten darauf, dass ihr Mutter anmeckerte.

"Ey, was lachst du?", keifte Hyunjin und war drauf und dran mich töten zu wollen. Ich schüttelte nur meinen Kopf und musste nur noch mehr lachen, während ich ihn auf Abstand hielt. Als ich mich wieder gefangen hatte, wandte ich mich an den Jüngsten: "Wieso bist du eigentlich hier? Du bist bestimmt noch keine Achtzehn und deine Eltern bekommen einen Herzinfarkt, wenn sie sehen, dass du nicht seelenruhig in deinem Bettchen schläfst."
"Die kriegen eh nichts mit.", murmelte er, schmollte.
"Deswegen stehst du... Warte, wie spät haben wir es überhaupt?"
"Es ist gleich sechs Uhr am Morgen.", meinte Seungmin.
"Muss deine Mutter dich nicht wecken?"
"Meine Eltern verlassen das Hause, noch bevor ich aufstehe. Allgemein sehe ich sie nicht allzu oft, weil sie sich den Arsch abrackern.. Es gibt zwar Tage, da sehe ich sie, wenn sie mal früher von der Arbeit kommen, aber oft ist eben nicht.", erklärte er und seufzte. Irgendwie erinnerte er mich an mich selbst, denn meine Eltern taten das auch, vorwiegend aber, weil sie wollten, dass ich studieren ging. Sie waren total enttäuscht, als ihn von meinen Plänen erzählte. All die Anstrengung war in ihren Augen umsonst gewesen. Manchmal waren die Parallelen, die ich mit Menschen hatte, ziemlich gruselig. Und gleichzeitig wusste ich, wie sich Jisung fühlte, wenn man die eigenen Eltern kaum sah.

"Wir sollten besser gehen.", meinte dann Seungmin, als sich eine unangenehme Stille über uns gelegt hatte. Ohne etwas darauf erwidern zu können, gingen sie im Entenmarsch aus meiner Wohnung. 

𝗜𝗻𝘀𝗲𝗰𝘂𝗿𝗶𝘁𝘆 ✧ MINSUNGWhere stories live. Discover now