33. Kapitel

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„Du wolltest nochmal mit mir reden?" erinnerte Levi mich.

Wir saßen auf der kleinen Ledercouch im Wohnzimmer und warteten auf unser Essen.

„Ja." sagte ich kleinlaut.

Ich hatte mir diesen Moment tausend Mal vorgestellt, aber jetzt wo er gekommen war, wurde ich nervös.

Die ganze Zeit hatte ich nicht einmal daran gedacht, dass Levi vielleicht gar nicht so viel für mich empfand, wie ich es mir wünschte. Vermutlich empfand er nur Lust für mich und wollte nur mit mir ins Bett.

Ich hatte vergessen, was Alex und Ella mir über ihn erzählt hatten. Meine Gefühle hatten wieder einmal meinen Verstand vernebelt und aus meiner Vergangenheit hatte ich gelernt, dass das sehr gefährlich war.

Nachdenklich sah ich Levi von der Seite an. Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lehnte sich an die Couch an. Sein Oberschenkel berührte leicht meinen. Die Augen hatte er geschlossen. Seine langen Wimpern berührten fast seine Wange. Er sah friedlich aus.

„Dann schieß mal los."

Ich beobachtete wie seine Lippen die Worte formten und bekam eine Gänsehaut, als ich daran dachte, dass sie mich schon berührt hatten.

Meine Hände fingen an zu schwitzen, als ich überlegte, wie ich es ihm am besten erklären sollte.

„I-ich habe viel nachgedacht über das was du Mittwoch zu mir gesagt hast." ich räusperte mich. Warum war ich jetzt so nervös?

„Gut. Solltest du auch." seine Grübchen zeigten sich, weil er zu lächeln begann.

Ich schnaubte.

„Und was ist dabei rausgekommen?" er öffnete die Augen und sah mich an.

„Du hattest definitiv recht. Ich bin feige." nervös rieb ich meine Hände aneinander.

Levi fuhr mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Es kribbelte in meinem Bauch. Mein Herz fing an noch schneller zu schlagen. Er hatte so viel Macht über mich und das wollte ich ihm jetzt auch noch sagen. Wie dumm von mir.

„Warum?" seine Stimme war rau.

„Es ist halt schwer für mich wieder jemandem zu vertrauen, verstehst du?" ich blickte zu ihm auf.

Seine Augen strahlten so viel Verständnis aus. Er nickte.

Ich öffnete gerade wieder meinen Mund, um noch mehr zu sagen, als es an der Tür klingelte.

Levi schloss kurz die Augen. Ich zuckte zusammen. Er wirkte wütend.

„Wir reden gleich weiter." er erhob sich von der Couch und rannte raus in den Flur, um dem Pizzaboten die Tür unten aufzumachen.

Kurz darauf hörte ich, wie er sich bedankte und eine andere männliche Stimme etwas für mich Unverständliches darauf erwiderte. Dann fiel die Tür wieder ins Schloss und Levi kam mit einem Pizzakarton ins Wohnzimmer.

„Der arme Typ musste erst durch den Regen laufen und dann die Treppen hochsteigen." sagte er kopfschüttelnd und stellte den Karton vor mich auf den Tisch.

„Willst du Besteck, einen Teller oder irgendwas anderes?" fragte er.

„Ein paar Servietten wären gut." ich lächelte gezwungen.

Er nickte und holte ein paar aus der Küche. Dann ließ er sich wieder neben mich auf die Couch fallen, fuhr sich einmal durch seine braunen Haare und öffnete die Pizzaschachtel. Ein leckerer Geruch erfüllte den Raum. Ich fing fast an zu sabbern.

Wir beide nahmen uns ein großes Stück von der bereits zugeschnittenen Pizza, die noch warm war.

„Du kannst jetzt ruhig wieder weiterreden." forderte er mich auf.

Ich kaute extra langsam damit ich nicht sofort antworten musste.

„Warum ist es schwer für dich wieder jemandem zu vertrauen? Wurdest du schon mal verletzt?" bohrte er nach, wobei er sich bereits sein zweites Stück Pizza nahm.

„Ich habe mich bei meiner letzten Beziehung sehr in der Person getäuscht. Meine Naivität und Verletzlichkeit wurden dann schamlos ausgenutzt." ich schluckte, weil ich alles nun wieder durchlebte.

„Aber das war meine eigene Schuld, denn ich hätte dieser Person nie vertrauen sollen."

„Ich glaube nicht, dass es deine Schuld war." sagte Levi. Seine Worte wärmten mein geschundenes Herz.

Ich blickte zu ihm rüber.

„Es war aber meine Entscheidung. Hätte ich ihm nie vertraut, wäre alles nie passiert."

„Man kann sich nicht entscheiden, ob man jemandem vertraut und ob man Gefühle für ihn hat. Das passiert einfach, Ida. Dagegen kann man nichts machen."

„Doch i-ich hätte mich mehr wehren sollen. Ich hätte deutlicher nein sagen sollen. Ich hätte mich von ihm trennen sollen, als er anfing mich dazu zu drängen."

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mir Tränen die Wangen runterliefen. Erst als Levi sie mit seinen Fingern auffing, spürte ich sie.

„Tut mir leid. Ich sollte nicht vor dir heulen." meine Stimme brach.

„Hör auf dich zu entschuldigen."

Seine flache Hand lag an meiner Wange. Es fühlte sich so verdammt gut an. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Er umfing mich mit seinen Armen und drückte mich fest an sich.

„Es ist okay, Ida."

Levi versuchte für mich stark zu sein. Dabei schlug sein Herz wie wild.

Als ich mich wieder von ihm löste und ihm in die Augen sah, konnte ich sehen, wie sehr ihm meine Worte zusetzten. Schmerz spiegelte sich in ihnen. Er presste die Lippen fest aufeinander.

„Ich wollte dir nie vertrauen, weil ich mich zu sehr vor den Konsequenzen gefürchtet habe." sagte ich.

„Aber ich konnte mich kaum dagegen wehren. Denn es passiert einfach, richtig?"

„Genau." er lächelte, aber es erreichte nicht seine Augen. Sie wirkten immer noch traurig.

Ich seufzte und schmiegte mich wieder an ihn. Er hielt mich fest in seinen Armen, so als ob er mich nie wieder loslassen wollte.

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