1.Oktober:Das Klavier

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Es war nun fast 5 Jahre her, dass ich blind geworden bin. Doch auch wenn ich nicht sehen kann, merke ich das Mitleid von aller. Immer werde ich wie ein rohes Ei behandelt und das zu Unrecht. Denn ich komme gut alleine klar, es hat zwar eine Weile gedauert, die üblichen Sachen alleine machen zu können, ohne das Augenlicht. Doch irgendwie bin ich auch froh, denn es hätte schlimmer kommen können. Hätte ich das Gehör verloren, hätte ich mich sofort aus dem Fenster gestürzt. Denn die Musik, ist meine größte Liebe. Ich brauche niemanden sonst. Ich lebe seid 3 Jahren alleine, auch wenn meine Eltern von der Idee nicht sehr begeistert waren. Jetzt denke ich, ich hätte auf sie hören sollen...

Es war heute. Die Sonne wollte gerade untergehen. Ich spürte ihre warmen Strahlen in meinem Gesicht, als ich auf meinem Klavier Clair de Lune spielte. Doch dann hörte ich ein dumpfes  Geräusch, dass sicher nicht von diesem klassischen Lied stammte. Mein Klavier verstummte und ich strich mit meiner Hand über das weiche Holz. Die Vibration der letzten Noten zitterte noch hindurch. 

Ich drehte mich nach links, wo ein kleiner Holztisch stand, ich erinnerte mich, dass ich dort mein Handy ablag. Doch als meine Hand über den Tisch fuhr, fühlte ich nichts. Es war weg. Ich nahm war, wie sich jemand auf leisen Sohlen näherte. Anhand des Gewichts der Schritte, musste die Person ungefähr 190 cm groß gewesen sein. Ich lehnte mich wieder zurück zu meinem Klavierhocker. Es war definitiv eine weitere Person in meinem Wohnzimmer.
Panik fühlte jeden Centimeter meines Körpers. Eine sichtbare Reaktion wäre das schlimmste für mich gewesen, also spielte ich mein Lied weiter. Was sollte ich jetzt tun? Fragte ich mich.  Wo ist mein Handy? Fragte ich mich. Es war klar, dass ich Hilfe holen musste. Dann kam ich darauf. 

"Alexa, ruf' Mama an!" rief ich.

"Mama wird angerufen." antwortete die roboterhafte Stimme.

Der Unbekannte gab ein lautes Schnaufen von sich, das aber mittendrin verstummte.

"Hallo, Schatz, schön, dass du anrufst!" begrüßte mich meine Mutter am Telefon."

"Hallo, Mama, weist du noch wie wir früher Sherlock Holmes gesehen haben?"

"Ja."

"Weist du noch wie Sherlock mit seiner Geige seinen Schmerz ausdrückte?
"Ich weis es noch, ja."

"Und das Taxi, wo sich der Mörder versteckte? Ich hab den Song gelernt. Höre es dir an."
 
Ich fing an "The game is on" zu spielen. Doch ich wurde immer schneller, so schnell, dass es nur noch durcheinander war. Ich konnte nur hoffen, dass Mama das Zeichen verstand.


"Schatz, alles okay bei dir?"

Ich zögerte. Sollte ich ja oder nein sagen? 

"Ich bin mir nicht ganz sicher."

"Was ist denn los?"

"Da bin ich mir auch nicht ganz sicher."

"ALEXA ANRUF BEENDEN!" Brüllte der Unbekannte, der sich so zu bekennen gab.

Ich sprang auf und lief so schnell ich konnte zur Tür. Doch der Einbrecher warf eine Klinge in meinen Unterschenkel. Ich fiel zu Boden und hielt mein Bein. Er lachte: "Nicht so schnell, Kleines." Plötzlich erkannte ich die Stimme. Er war es. Der letzte Kontakt mit ihm liegt zwei Jahre zurück. Nämlich am Tag, wo wir beide unser Abitur machten. Vor Schmerz kugelte ich mich zusammen wie ein Igel. Er stampfte zu mir und zog mich aus meiner Position, sodass ich hilflos auf meinen Rücken vor ihm lag. "Auf diesen Tag warte ich schon seit Jahren." erklärte er und zog die Klinge aus meinem Bein. "W-Warum?" fragte ich voller Angst. "Warum?" wiederholte er und stach die Klinge in meine Brust, nur knapp verfehlte er mein Herz. "Ich will mein Eigentum einfordern, deswegen bin ich hier." erklärte er hysterisch. Er warf meinen paralysierten Körper über seine Schulter und legte mich auf das Klavier. "Und noch immer spielst du Klavier. Auch noch so, wie ich es dir beigebracht habe?" 

"Was willst du wiederhaben, was dir gehört?" fragte ich schwach. 

Er lachte sanft. Das Lachen, dass ich früher so liebte ist zudem geworden, was ich jetzt am meisten fürchte. Und das Messer, das noch immer in meiner Brust steckte, führte er weiter nach rechts und traf mein Herz.

"Das Herz was in deiner Brust ruht gehört mir."

Ich weis nicht was es war, doch am Ende konnte ich wieder sehen. 

Das Zimmer war in orangener Farbe der Sonne getaucht und Ich sah ihm in die Augen. Ich habe nicht gesehen wie seine wachenden braunen Augen über die Jahren sich in puren Wahnsinn verwandelten. Und wenn ich es gesehen hätte, hätte es mich bewahrt? Nein. Er schnitt mich auf und holte es heraus und das Blut tropfte auf mein Gesicht. Er biss ab und schluckte es herunter, das Blut lief ihm aus dem Mund.


Scheiß Kannibale 

Diesen Oktober// Kurzgeschichten (Basiert auf wahren Geschichten)Where stories live. Discover now