[Nachhilfe]- Kapitel 4

475 15 2
                                    

Als Stiles am Nachmittag die Bibliothek betrat, sah er sich zunächst nach einem freien Platz um. Cora würde erst in einer Stunde Zeit haben und zu ihm stoßen. Sie hatte ihm aber den Auftrag gegeben, schon einmal seine Aufzeichnungen durchzulesen und alles, was er nicht verstanden hatte, mit rot zu markieren. Also setzte sich Stiles an einen der Tische und packte seine Aufzeichnungen aus. Doch als er bemerkte, dass diese oft unvollständig waren, atmete er einmal tief durch. Dann sah er sich in der Bibliothek um. Er war fast alleine hier. Vorsichtig stand er auf, bedacht kein Geräusch zu machen und ging nach oben zu den Regalen, wo die Abschlussklassen sich verewigten. Stiles lächelte bei dem Gedanken. Er und seine Freunde würden sich hier dieses Jahr auch verewigen dürfen. Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand, als er an Scott dachte. Er mochte Kira, schenkte ihr Vertrauen, was nicht jeder von ihm bekam. Doch irgendwie war er im Moment der Meinung, dass dieses Vertrauen falsch gewesen ist. Natürlich freute er sich für Scott und auch für sie. Aber sie drängte sich zwischen die zwei Freunde. Stiles strich gedankenverloren aber das Regal mit den Initialen. "Na du, wolltest du nicht deine Aufzeichnungen durchschauen?" fragte eine Stimme hinter ihm. Stiles zuckte zusammen und drehte sich so schnell um, dass ihm fast schwindelig wurde. "Cora! Warum erschreckst du mich so?" fragte Stiles mit rasendem Herzen, versuchend sein Herzschlag wieder zu normalisieren. Doch Cora antwortete nicht auf seine Frage und sah ihm stattdessen über die Schulter. "Stalkst du meinen Bruder?" fragte sie belustigt und zeigte auf Stiles Finger, die direkt unter dem D.H. lagen. "Äh was?" brachte Stiles nur unwissend hervor und sah nun auch, dass seine Finger unter den Initialen lagen. "Nein, das war nur Zufall" sagte er und machte sich auf den Weg nach unten. Cora hob fragend die Augenbraue und sah Stiles wissend an. "Wirklich" betonte dieser, als er bemerkte, dass Cora ihm nicht gefolgt war. "Und du findest ihn nicht mal ein bisschen attraktiv?" fragte sie, also die beiden sich zu Stiles Rucksack an den Tisch gesetzt hatten. Stiles sah Cora nur fragend an. "Komm schon Stiles. Ich hab damals gehört, wie du Danny gefragt hast, ob er dich attraktiv findet und auch, wie du Scott gefragt hast, ob du attraktiv für Schwule bist. Ich weiß, dass du mindestens bi sein musst" sagte Cora und schnappte sich Stiles Hefter. Stiles hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, welche Sexualität er hatte. War er doch immer fest davon ausgegangen, dass er hetero war. Ein Schnipsen vor seinem Gesicht brachte ihn wieder in die Realität zurück. "Stiles, deine Aufzeichnungen sind ja komplett unvollständig. Ist ja klar, dass du da nichts verstehst. Und wenn ich ehrlich bin, so weit wie du immer mit deinen Gedanken abdriftest, wundert mich das auch nicht wirklich" sagte Cora und begann zum Ende hin immer mehr zu grinsen. Sie kramte in ihrer Tasche herum, bis sie einen schwarzen Papphefter hervorzog und aufschlug. "Also..." begann sie und erklärte Stiles fast die komplette Geschichtstheorie, die sie dieses Jahr schon behandelt hatten. Stiles schrieb alles mit. Nach ca. eineinhalb Stunden schmiss Stiles den Stift weg und sah Cora bittend an. "Okay, wir können auch morgen weiter machen." Stiles atmete erleichtert aus und packte seine Sachen ein. "Mist, ich hab meinem Bruder nicht bescheid gesagt." hörte Stiles Cora schimpfen, als er seine Tasche zumachte. Cora rannte geradewegs aus der Tür, ohne sich von Stiles zu verabschieden. Verwirrt blickte er ihr hinterher. Als auch er schließlich aus auf dem Parkplatz ankam sah er nur noch, wie Cora und ihr Bruder in den schwarzen Camaro einstiegen und losfuhren. Doch als sie an Stiles vorbei fuhren, hielten sie nochmal an. Cora stieg schnell aus steckte Stiles einen Zettel zu, umarmte ihn schnell und gab ihm im wieder einsteigen ein kurzes Tschüss. Verwirrt sah Stiles dem schwarzen Auto hinterher und begab sich dann zu seinem Jeep. Was er nicht sah, dass Cora zufrieden grinste und den Gesichtszügen ihres Bruders dabei zu sah, wie sie sich noch mehr verfinsterten.

Sterek- Von Nachhilfe und neuen Freundschaften  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt