Im Raum der Wünsche

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Remus, James und Sirius hatten sich zu dritt unter den Tarnumhang gequetscht und warteten direkt gegenüber des Wandteppichs von Barnabas dem Bekloppten darauf, dass Professor Connor auftauchen würde. Peter war ebenfalls bei ihnen, allerdings hatte er seine Animagus-Gestalt angenommen. Zu viert passten sie nicht unter den Tarnumhang. Zu dritt schafften sie es gerade noch so darunter. Da Peter als Ratte sowieso so gut wie unsichtbar war, hatte er auf den Schutz des Umhangs verzichtet.

Auf den Gängen von Hogwarts war es dunkel. Lediglich der fast volle Mond schien durch die Fenster und erhellte mit seinem Licht die Gänge ein wenig. Die Jungs standen bereits eine ganze Weile dort. Sie wussten nicht genau, wann Connor hier auftauchen würde.

Plötzlich merkten die vier, wie hinter einer Ecke des Ganges ein Lichtstrahl auftauchte. Zudem vernahmen sie Schritte, die immer näher kamen. Und schließlich war er hier. Der mittelgroße Lehrer, mit den schulterlangen, fettigen braunen Haaren und dem schmuddeligen Zauberumhang. Die Jungs hielten alle die Luft an.

Er trug einen Eimer in seiner Hand. Er war nicht besonders groß. Die Rumtreiber konnten jedoch nicht erkennen, was sich darin befand.

Professor Connor blickte sich immer wieder paranoid um. Als hätte er Angst, jemand könnte ihm gefolgt sein. Als er sich vergewissert hatte, dass er allein auf dem Gang war, ging er dreimal vor der Wand gegenüber des Wandteppichs auf und ab.

Remus' Herz begann wie wild zu pochen, als sich plötzlich eine Tür aus der Wand heraushob. Sie war unscheinbar und wirkte eher wie eine ganz normaler Tür, die zu einem Klassenzimmer führte. Connor griff nach dem Türgriff und riss die Tür mit einem Schwung auf um kurz darauf in den Raum einzutreten.

,,Jetzt!" zischte James den anderen beinahe lautlos zu, woraufhin sich er, Remus und Sirius gleichzeitig in Bewegung setzten. Gemeinsam schafften sie es noch zwischen dem Türspalt hindurch zu huschen, bevor die Tür wieder zufiel. Auch Peter hatte es geschafft. Als die vier sich jedoch in dem Raum befanden, offenbarte sich ihnen ein grausamer Anblick.

Der Raum war düster. Etwas unheimliches schien ihn zu erfüllen. Und mitten drin befand sich ein großer mit Wasser gefüllter Kanister. Remus' Augen wurden ganz glasig, als er Liv erblickte, die darin vor sich hertrieb.

Die Rumtreiber sahen sie zum ersten Mal in ihrer wahren Gestalt. Völlig verblüfft starrten sie auf ihren mit Schuppen bedeckten Körper, der mit einer riesigen Schwanzflosse endete. An ihrem Hals hatten sich Kiemen gebildet und ihr langes schwarzes Haar trieb durch das Wasser.

Allerdings sah Liv alles andere als gesund aus. Ihre Haut war fahl und blass und sie bewegte sich kaum. Wie in Trance lag sie auf dem Grund des Beckens und hatte ihre Augen nur halb offen. Sie wirkte wie ein Fisch in einem winzigen Goldfischglas, der nur nich vor sich hin vegetierte. An ihrem ganzen Körper waren Einstichwunden zu sehen, um die herum sich dunkelrote Blutergüsse gebildet hatten. An ihrem Körper hatte sie teilweise ganze kahle, gerötete Stellen, an welchen ihr Schuppen herausgerissen worden waren. Die rechte Seite ihrer Kiemen sah ebenfalls brutal aus... ganz getötet, als hätte jemand mit einem Messer darin herumgestochert.

Die Rumtreiber standen unter dem Tarnumhang direkt an der Wand neben der Tür und beobachteten, wie Professor Connor mit dem Eimer in der Hand auf den Glasbehälter zuging.

,,Hier! Iss!" sagte er barsch und schob den Deckel des Behälters zur Seite. Er kippte den Inhalt des Eimers zu Liv in das Wasser. Es waren rohe Fische.

,,Ich kann nicht riskieren, dass du mir hier wegstirbst..." murrte Connor griesgrämig vor sich hin.

Doch Liv reagierte nicht auf die Fische. Es war, als hätte sie nicht einmal mehr Kraft dazu, nach einem von ihnen zu greifen. Sie schien nicht einmal bemerkt zu haben, das Connor überhaupt da war. Sie schien nicht bei Sinnen zu sein. Den Rumtreibern wurde ganz schlecht, als sie Liv so sahen.

,,Jetzt iss schon!" forderte er sie ein weiteres Mal ungeduldig auf. Sirius warf Remus und James unter dem Umhang einen hilfesuchenden Blick zu. Doch die beiden waren ebenfalls wie in einer Schockstarre. Peter hatte ihnen zwar erzählt, was Connor hier mit Liv anstellte... Doch so etwas tatsächlich mit eigenen Augen zu sehen, war nichts für schwache Nerven...

Liv hatte immer noch nicht auf Professor Connor reagiert. Das schien ihn wütend zu machen. Ohne noch weiter abzuwarten, griff er in den Wassertank und packte Liv fest an ihrem Nacken.

,,Ich hab' gesagt, ISS!!" fauchte er und versuchte ihr mit seiner anderen Hand einen Fisch in den Mund zu stopfen.

Liv begann herumzuzappeln und bitterlich zu schreien, als er sie an ihrem Nacken schmerzhaft an die Wasseroberfläche zerrte. Sie versuchte sich gegen ihn zu wehren, doch sie hatte einfach keine Kraft. Stattdessen schrie sie immer qualvoller und zappelte herum wie ein Fisch an einem Angelhaken.

Remus Augen waren glasig geworden. Zu sehen, wie Connor Liv behandelte ließ irrsinnige Wut in ihm aufkochen. Instinktiv griff er nach seinem Zauberstab. Doch James hielt ihn von seinem Vorhaben ab.

,,Nicht!" zischte er ganz leise.

,,Halt dich an den Plan!"

,,Sieh doch wie er sie quält! Das kann ich nicht zulassen!" hauchte Remus ihm zu. Das Geflüster der Rumtreiber wurde von dem lauten Plätschern des Wassers und Livs Geschrei übertönt, sodass Connor nichts davon mitbekam.

,,Wir werden sie hier rausholen! Versprochen!" kam es von James.

,,Aber dafür musst du dich an den Plan halten!"

Remus nahm einen tiefen Atemzug und nahm seine Hand von seinem Zauberstab. Allerdings wandte er den Blick von Liv ab und kniff qualvoll die Augen zusammen. Er konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen

Connor hatte schließlich von Liv abgelassen und sie unsanft zurück ins Wasser gestoßen. Den Deckel des Beckens schob er gleich darauf wieder zu.

,,Na bitte..." murmelte er grimmig. Er krempelte die nassen Ärmel seines Hemdes hinauf während er zu seinem Schreibtisch ging.

,,Das hier würde alles viel einfacher gehen, wenn du dich nicht jedes Mal so dagegen wehren würdest..."

Liv war wieder auf den Grund des Beckens zurückgesunken. In ihren Augen schwebte ein leerer Ausdruck. Ihr Hals war gerötet von Connors festem Griff. Im gesamten Becken schwammen zerfetzte Überreste des Fisches, den Connor versucht hatte Liv zwanghaft zu verfüttern. Ab diesem Moment sah Liv eher tot aus als lebendig.

Connor ging zu seinem Schreibtisch hinüber und begann mit einer Pipette zwei Flüssigkeiten zusammenzumischen. Die eine war klar und sah ähnlich aus wie Wasser. Die andere war dunkelrot und etwas dickflüssiger. Sie sah aus wie Blut.

,,Ich weiß nicht, was ich noch tun soll..." murmelte er verbissen vor sich hin, während er in seine Forschungen vertieft war.

,,Ich gebe dir zu Essen, ich wechsle das Wasser... Und trotzdem liegst du da wie ein toter Fisch..."

Er blickte sich zu ihr um, nur um zu erkennen, dass sie wieder nicht auf ihn reagierte. Er stieß ein wütendes Schnauben auf und ging mit zügigen Schritten hinüber zu Livs Behälter. Gnadenlos pochte er mit seiner Faust gegen die Glaswand.

,,Hör auf damit!!!" schrie er sie verärgert an. Liv zuckte kurz zusammen. Ängstlich wandte sie ihren Kopf von der Glaswand ab, sodass sie Connor nicht mehr ins Gesicht blicken musste. Dieser gab sich offenbar damit zufrieden, dass Liv sich zumindest ein wenig bewegt hatte und ging zurück zum Schreibtisch.

Er schenkte Liv keine weitere Beachtung. Er war einzig und allein in seine Forschung vertieft. Die Rumtreiber hatten keine Ahnung, wie lange sie da standen und darauf warteten, dass er seine Arbeit endlich beendete. Ihnen kam es so vor, als würde das schon stundenlang gehen. Die ganze Zeit über schien Liv sich noch immer nicht zu bewegen. Sie trieb in ihrem Glasbehälter voll mit dreckigem Wasser vor sich hin und gab kaum ein Lebenszeichen von sich.

Tear of the Ocean (HP/Rumtreiber FF)Where stories live. Discover now