Kapitel 6

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Es war eine dieser Situationen gewesen,  in denen ich genau wusste, was er von mir wollte ohne das wir auch nur ein einziges Wort miteinander wechselten.

Snape lief über das Gelände von Hogwarts, über die endlos lange Brücke hinaus, vorbei an Hagrids steinernen, mittelalterlich aussehenden Hütte. Sein schwarzer Umhang wehte dabei im Sommerwind, die Sonne stand hoch am Himmel und schenkte der Welt eine ziemlich angenehme Wärme.

Ich folgte ihm mit einigen Metern Abstand denn niemand, weder Schüler noch Lehrer, sollte auch nur auf den entferntesten Gedanken kommen, dass wir einander näher standen als es üblich für ein Schüler- Lehrer Verhältnis gewesen war.

„Und jetzt?" Lächelte ich ihn an, nachdem er wenig später mitten im Wald stehen geblieben war.

Um uns herum war nichts, außer Bäume.

Er griff nach meiner Hand und unsere Finger verkeilten sich ineinander „Lass mich dir etwas zeigen."

„Etwas zeigen?" Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe „Wir sind Mitten im Nirgendwo."

„Vertrauen Sie mir etwa nicht, Mrs D/N/N?" Seine Augen funkelten, es war unbeschreiblich schön.

„Wie könnte ich Ihnen nicht vertrauen, Professor Snape?" Murmelte ich und bemerkte selbst, wie verliebt ich mich dabei angehört hatte.

Verdammt.

Er schaffte es jedes mal aufs Neue.

Grinsend zog er an meinem Arm und so liefen wir gemeinsam weiter. Zwischen den Bäumen, die dicht an dicht standen, hindurch, während der Wind durch unsere Haare zog und sie kreuz und quer über unseren Köpfen verteilte. Die Stille um uns herum war angenehm und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte es sich so an, als würde es auf dieser Welt nur uns beide geben. Und niemanden, der uns unser gemeinsames Glück kaputt machen könnte.

„Darf ich wenigstens fragen, was du mir zeigen möchtest?" Fragte ich vorsichtig nach, während ein Ast unter meinen Füßen mit einem knackenden Geräusch zerbrach.

„Sieh es als eine Art Überraschung an.." Er griff noch fester nach meiner Hand und sofort durchzog ein Gefühl von Geborgenheit meinen gesamten Körper.

Dieses Gefühl, welches immer da gewesen war, wenn er bei mir oder in meiner Nähe gewesen war. Als konnte mir, in seiner Nähe, niemand etwas antun. Als würde er mich vor all dem Bösen dieser Welt beschützen- Immer. Und zu jeder Zeit.

Als ich vor einigen Jahren nach Hogwarts gekommen war, hatte ich niemals damit gerechnet gehabt, etwas mit einem Professor zu haben. Zwar war es mir schon früh klar gewesen, dass ich auf ältere Männer und nicht auf gleichaltrige Jungs stand, trotzdem kam das Ganze ziemlich unerwartet und überraschend für mich. Denn ich hatte niemals gedacht, dass es auch ältere Männer gab, die sich für jüngere Frauen interessierten. Und vor allem nicht im Hogwarts. Jedoch lief das Ganze anders als geplant. Es war geschehen, ohne es geplant zu haben. Doch dafür war es zugleich das Schönste was mir hätte passieren können. Chaotisch aber wunderschön.

Erneut blieb er stehen und riss mich somit aus meinen Gedanken „Vertraust du mir?"

„Mehr als sonst jemandem auf der Welt. Wieso fragst du mich das schon wieder?"

Und da war es wieder gewesen, dieses unverschämt süße Lächeln, welches mein Herz jedes Mal aufs Neue höher schlagen ließ.

„Dann schließ nun deine Augen."

„W-Was?" Etwa irritiert sah ich ihn an „Warum sollte ich meine Augen schließen? Dazu noch Mitten im Nirgendwo?"

Ich konnte ihm nicht ganz folgen.

Was war sein Plan?

„Es ist, wie schon erwähnt, eine Art Überraschung und ich möchte deine Reaktion im richtigen Moment einfangen."

„Äh-" stotterte ich „I-In Ordnung.." Und ich tat was er wollte und schloss meine Augen.

Es war still gewesen und er ließ mich für einen kleinen Moment los, ein Moment in dem ich etwas panisch wurde und mich fragte, wo er war und was er vorhatte. Um mich herum zwitscherten Vögel. Äste knackten, Schritte kamen auf mich zu und mein Herz schlug augenblicklich höher.

Ich vertraue ihm?

Natürlich tat ich das!

Doch dieser Moment schien mir unheimlich.

„S-Severus?" Nuschelte ich leise.

Keine Antwort.

Plötzlich legten sich zwei kalte, wohlbekannte Finger an mein Kinn und sein Geruch stieg in meine Nase. Langsam hob er es an.

„Haben Sie Angst, Mrs D/N/N?" Flüsterte er und sein Atem strich dabei über meine Wange.

„Nein-" entgegnete ich „Nicht, solange du da bist. Nicht, so lange du an meiner Seite bist."

„Du solltest wissen-" wisperte er noch leiser als zuvor, während seine andere Hand an meine Taille wandert „Niemals wieder werde ich dich alleine lassen."

Wenig später lagen seine warmen, süßen Lippen auf meinen und einige seiner schwarzen, weichen Haarsträhnen fielen hinunter auf mein Gesicht. Sie strichen über meine Wange, kitzelten ein wenig, ließen eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper wandern. Dieses Gefühl war unbeschreiblich gewesen. Dieser Moment war unbeschreiblich gewesen. Es fühlte sich an, als würde ich mit ihm gemeinsam durch die Lüfte schweben und als würde dieser Moment niemals enden. Als würde er ewig anhalten.

Doch natürlich tat er es nicht.

Natürlich endete er.

Und wie jedes Mal, wenn seine Lippen meine verließen, wollte ich ihm um den Hals fallen und noch mehr Küsse von ihm verlangen.

„Und jetzt-" flüsterte er erneut während er einige meiner losen Strähnen hinter mein Ohr strich „Lass deine Augen geschlossen, nehme meine Hand und folge mir."

Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfteOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz