Vom Kind zum Monster 2/2

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Hier haben wir den letzten Teil aus Alastors Vergangenheit! Zumindest vorerst. Wenn ihr Interesse daran habt, würde ich später noch ein Kapitel verfassen wie er Husk traf. Aber das würde erst später kommen, da wir in Kapitel 7 wieder die liebe Charlie dabei haben^^

***

~1912: 14 Jahre vor den Aktuellen Geschehnissen~

Vorsichtig hing Rosie die frisch gezogenen Kerzen auf. Ordentlich nach Farben sortiert. Ihr Blick wanderte zurück zu ihrem Schützling, der weiterhin neue Kerzen zog. In den letzte Jahren war er optisch seinem Vater sehr ähnlich geworden. Braunes, dunkles Haar, Grübchen in den Wangen beim Lächeln, der gebräunte Teint, die Schultern, die langsam breiter wurden. Doch von Susan hatte er definitiv die großen braunen Augen und die feinen Gesichtszüge.
Für seine Vierzehn war Alastor sehr groß und man würde ihn, mit seinen langen Gliedmaßen, gut vier Jahre älter schätzen.
Ein seufzen entwich dem Jungen, der nun seine Brille zurecht rückte, welche er seit einem Jahr trug, und er richtete sich auf.
„Wäre es nicht einfach gewesen welche zu kaufen?“
„Ja, aber es wäre nicht so effektiv! Überlege doch mal: über was würdest du dich mehr freuen wenn du eine Kerze Geschenk bekommst? Eine schnell im Laden gekaufte oder eine von Hand gemachte, wo sich der Schenker die Zeit und Mühe gemacht hat, sie selber zu ziehen?“
„Du hast ja recht... aber es sah früher bei dir und Mama viel einfacher aus.“
„Oh, das kommt mit der Zeit, je öfter du es machst um so leichter und schneller gehen dir die Dinge von der Hand. Außerdem kann man so etwas gut vorbeireiten und sobald dein Schatten erweckt ist hast du auch einen sehr nützlichen kleinen Helfer.“
Er summte zustimmend und brachte ihr die letzten Kerzen. Hier in diesen Keller , der zu Rosies Haus in der nähe des Anwesens seines Vaters gehörte, hatte sie dem Jungen alles beigebracht was sie wusste. Er konnte seine Arbeitsmaterialien selber herstellen, machte Tränke, Pasten und Salben von hoher Qualität. Die Runenschrift und Symbole lernte er in beachtlicher Geschwindigkeit auswendig, genau wie die Namen der Loa und ihrer Funktion. Er war ein wahres Naturtalent. Ja, sie war Olivers Wunsch nachgegangen und hatte ihn, wie sie versprochen hatte, zu einem wahren Gentleman gemacht, aber in ihm floss weiter das Blut des jungen kreolischen Bengels, der im Bayou von New Orleans nahe des Mississippi geboren und aufgewaschen war. Etwas was Oliver ihm nie nehmen konnte.   
„Nun, wir wären so weit. Dir ist bewusst das es danach kein zurück gibt, wenn du erst einmal Marinette beschworen hast?“
Alastor nahm kurz seine Brille ab um diese mit einem Taschentuch, das er aus seiner Westentasche holte, zu säubern.
„Ja, das weiß ich und ich will es nach wie vor. Mein Vater soll dafür büßen was er getan hat. Ich will ihn und diese Stadt, die jemanden der um Hilfe ruft ignoriert, brennen sehen!“
Knurrte er zwischen seinen Zähnen und schlang die Arme um seinen Körper, nachdem er die Brille wieder aufgesetzt hatte.
„Ich werde ihn leiden lassen. Für den Mord an Mama, für jeden einzelnen Gürtelschlag, wenn sich diese Metallkappe in mein Fleisch bohrte und für jede Lüge die er anderen über Mama erzählt hat um zu begründen warum ich mit einem mal hier war. Er hat ihre Ehre in den Dreck gestoßen ohne dass sie je wieder die Chance hatte sich zu verteidigen und die Dinge richtig zu stellen!“
Die Ältere betrachtete ihn eine weile schweigend, nickte aber dann.
„Gut, Gut. Dann bereite deine Beschwörung genau so vor, wie ich es dir beigebracht habe.“
Der Braunhaarige nickte und räumte erst einmal. Als alles wieder in Ordnung war stellte der Junge   in jede Himmelsrichtung eine rote Kerze, die Lieblingsfarbe des Loa den er beschwören wollte, und malte danach zwei Bögen an die freie Wand in Rosies Keller. Einen innen und einen etwas höher außen. Zwischen den Bögen zeichnete er Symbole und Runen. Der Braunhaarige ging in die Mitte der vier Kerzen und streute um sich herum einen Kreis aus Maismehl, welcher ihm als Schutz vor einem möglichen Angriff des Geistes diente. Kritisch betrachtete er sein Werk, doch dann nahm er aus einer Eisbox einen gepfählten Hahn und positionierte ihn zwischen sich und den Bögen. Er stellte sich wieder in den Maismehlkreis und sah kurz zu Rosie.
„Sehr gut, Alastor. So dürfte nichts schief gehen. Also brauchst du keine Angst haben.“
„Ich habe keine Angst.“
Kam es entschlossen von ihm. Rosie gluckste amüsiert und zündete mit einem Fingerschnippen die Kerzen an.
„Dann nur zu. Du weiß was du sagen musst.“
Ein nicken kam von dem Jungen und so sah er mit entschlossenem Blick zurück zu der Wand mit den Bögen.
„Oh, Marinette, die du zu den Nachon der Petro gehörst, erhöre mich, Alastor Morgan oder nach meinem Vater Alastor Delacroix, denn ich gebe dir diesen Hahn als Geschenk und möchte dir dienen!“
Rief er aus und die Symbole in den Bögen fingen an zu leuchten. Fasziniert beobachtete der Braunhaarige wie das innere des ersten Bogens sich eine Art Portal öffnete und den Raum in Grünes Licht hüllte. Eine Leichte Brise wehte aus diesem und lies die Kerzen leicht flackern während jedoch der Maismehlkreis unberührt blieb. Alastors Augen weiteten sich als eine Geisterhafte, aus Licht bestehende Kreischeule aus dem Portal flog und sich auf den Pfahl mit dem Hahn setzte.
Verwundert legte sie den Kopf schief und betrachtete den Braunhaarigen eine weile.
,,EIN KIND? WIE VIEL HASS KANN IN EINEM KIND STECKEN, DASS ES DEN LOA DER GEWALTÄTIGKEIT RUFT UND IHM DIENEN WILL?''
Fragte sie mit angenehmer Frauenstimme die von den Wänden hallte und drehte ihren Kopf einmal um die eigene Achse.
,,WEIßT DU NICHT WER ICH BIN, MENSCHENKIND MIT DEM NAMEN ALASTOR?''
Alastors Lächeln wurde breiter.
,,Ich weiß wer du bist und genau deswegen habe ich dich gerufen, verehrte Marinette, denn ich habe ein verlockendes Angebot für dich.''
Wieder legte sie den Kopf schief.
„Ich kann dir rund dreißig Seelen auf einen Schlag geben, du darfst mit ihnen anstellen was du willst und dich nach Herzenslust austoben.''
Ein amüsantes Geräusch kam von der Eule.
,,UND WAS MÖCHTEST DU DAFÜR HABEN, JUNGE?''
,,Ich möchte meinen Schatten zum Leben erwecken. Misses Rosie Winkler und mir darf auf der Feier nichts passieren und was Mister Oliver Delacroix angeht... so darfst du auch seine Seele haben aber ich möchte derjenige welche sein, der ihn tötet.''
Marinette schwieg eine weile und betrachtete ihn ganz genau. Sie sah von seinen Augen aus direkt in sein Inneres.
,, FÜR EINEN MENSCHEN MIT SOLCHEN ANFORDERUNGEN SCHEINST DU DOCH GROßE ANGST ZU HABEN, KIND.''
,,Ich habe keine angst.''
,,WARUM STEHST DU DANN IN DIESEM KREIS? KOMM EIN STÜCK NÄHER UND BEWEISE ES MIR, ALASTOR MORGAN.''
Rosies Augen weiteten sich als sie hörte was Marinette sagte, doch ehe sie Alastor aufhalten konnte, tat dieser was der Loa von ihm verlangte und trat aus dem Kreis. Kurz vor ihr, lies er sich auf die Knie sinken.
,,Schau, ich vertraue dir ,Marinette, und gebe mein Leben in deine Hände.''
Die Loa lachte auf als sie den Jungen so sah und auch Rosies besorgten Gesichtsausdruck , am anderen Ende des Raumes bemerkte.
,,DU HAST MUT, SO ETWAS FINDET MAN HEUT ZU TAGE SELTEN. NUN, ICH BIN DAMIT EINVERSTANDEN. WIR HABEN EINEN DEAL, ALASTOR DELOCROIX MORGAN.“
Die Eule würgte mit einem mal etwas aus und lies es vor sich auf den Boden fallen. Es sah aus wie eine schwarze Murmel.
„IN DIESER KLEINEN KUGEL BEFINDEN SICH MEINE HELFER. SCHATTEN DIE ALLES VERSCHLINGEN WAS IHNEN IN DIE QUERE KOMMT. NIMM SIE UND WIRF SIE ZU GEGEBENEN ZEITPUNKT  AUF DEN BODEN. SIE WERDEN IHRE ARBEIT VERRICHTEN UND DIE VON DIR ANGEGEBENEN PERSONEN VERSCHONEN.“
Vorsichtig hob Alastor die Murmel auf. Sie war erstaunlich warm und er spürte förmlich die Macht die von ihr ausging.
„Ich danke dir, Marinette, aus dem tiefsten meines Herzens.“
Sie nickte, nahm den Hahn in ihre Krallen und flog mit ihm durch das Portal.
„ICH WÜNSCHE DIR VIEL ERFOLG.“
Hörte man nur noch einmal von ihr doch dann schloss sich es sich wieder, lies die Bögen, die er gezeichnet hatte verschwinden und Alastor richtete sich wieder auf, doch ehe er etwas sagen konnte, verpasste Rosie, die zu ihm geeilt war, ihm eine Nackenschelle.
„Bist du des Wahnsinns, Junge? Wie oft habe ich dir gesagt, du darfst den Kreis nicht verlassen, sie könnte versuchen dich zu verschlingen und was machst du?“
Der Braunhaarige rieb sich den Hinterkopf und sah zu ihr.
„Es war ein Test, Rosie, und ich habe ihn bestanden. Also ist doch alles gut gelaufen.“
Sie seufzte.
„Du bist stur wie deine Mutter.“
Nun zog sie ihn an sich und legte die Arme um ihn.
„Irgendwann sterbe ich wegen dir noch an einem Herzinfarkt.“
Er erwiderte die Umarmung und seufzte zufrieden.
„Es ist doch alles gut gelaufen und schon bald können wir nach Hause.“
„Gewiss. Endlich wieder zurück nach New Orleans.“


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