4. Türchen

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Der Winter war im vollen Gange. Das Schloss wurde weihnachtlich geschmückt und alles roch nach Tannenzapfen. Alle Bewohner des Schlosses freuten sich auf das Weihnachtsfest. Das erste Weihnachtsfest seit langem, dass sie unbeschwert feiern konnten. Der Krieg war vorbei und im Dezember könnten alle die Trauer vergessen.
Nur einer war von all dem nicht angetan. Der Junge, der den Krieg beendet hatte.
Harry stand am Rande des Sees. Er blickte auf die zugefrorene Oberfläche. Aber er sah sie nicht wirklich. Er sah die weiße Pracht nicht und fühlte keine weihnachtliche Stimmung. Er konnte und wollte die Wahrheit nicht sehen. Der Krieg war vorbei und eine große Last war von ihm gefallen. Aber er konnte sein Leben nicht so weiter Leben, als wäre nichts. Er hatte den dunklen Lord besiegt. Aber für welchen Preis? Fred, Dobby, Remus und Tonks, von den anderen ganz zu Schweigen. Durch ihn waren all diese Leute gestorben und so viele Familien hatten Angehörige verloren.

Severus eilte durch die Gänge und hinaus aufs Gelände.
Er wusste nicht, ob es wahr war was er fühlte, aber wenn, dann musste er es jetzt wissen. Er wußte, dass der Junge in letzter Zeit immer am See war. Er hatte ihn gesehen, aber konnte diese Traurigkeit und Einsamkeit, die der Junge ausstrahlte nicht ertragen. Schnell lief er den Hügel hinunter zum Ufer. Dort sah er ihn. Die Hände in den Taschen starrte er in die weite. Der Schnee umspielte ihn und Severus wurde warm ums Herz. Langsam Schritt er auf ihn zu und stellte sich neben ihn. „Sollten sie nicht langsam rein kommen? Es ist sehr kalt hier draußen." Er schaute zur Seite. Harry antwortete aber nicht. Es schien, als hätte er nicht gemerkt, dass jemand neben ihm stand. „Kommen sie doch mit rein. Alle anderen backen gerade Plätzchen. Es ist zwar sehr ungewöhnlich, aber nach dem Krieg sollten wir alles ein wenig vergessen." Harry atmete durch. Ja genau, einfach alles vergessen. „Ich kann das nicht, verstehen sie? Ich kann nicht einfach mein Leben weiter Leben, als wäre nichts. Ich kann jetzt nicht da hoch gehen und Plätzchen backen, während ich weiß, dass Leute gestorben sind. Wegen mir gestorben sind.
Es ist meine Schuld, das Remus und Tonks gestorben sind und Ted keine Eltern mehr hat. Wie soll ich da hoch gehen und mich neben Ron setzten, während ich weiß, dass Fred wegen mir gestorben ist? Wie soll ich mich und die Halle setzte und Plätzchen backen, wenn die Hälfte der Schüler Freunde und Familienmitglieder verloren haben?" Er beendete seinen Redeschwall, drehte sich weg. Er wollte nicht, dass Snape ihn weinen sah. Er wollte nicht, dass die einzige Person, die er mehr als mochte und die ihn vielleicht verstehen konnte, so sah. Er hasste es.
Severus war verdutzt über die Wut von Harry, verstand sie, konnte es aber nicht ertragen, den Jungen so zu sehen.
„Wissen sie, vielleicht haben sie mit allem Recht. Aber das beste Beispiel dafür, dass niemand ihnen die Schult gibt, sind doch ihre Freunde. Mister Weasley zum Beispiel, sie können sich aussuchen welcher. Er redet noch mit ihnen. Er ist traurig, aber er weiß und er denkt, genauso wie alle anderen, dass es nicht ihre Schuld ist. Sie sind alle traurig, so wie sie, aber sie versuchen wenigstens es zu vergessen, wenn auch nur für einen Moment. Versuchen sie es auch und kommen sie mit mir!" Harry sah kurz zu Snape. Sein Herz wurde warm, als er die ausgestreckte Hand sah. Aber er konnte es jetzt nicht vergessen. Noch nicht. Auch wenn das Verlangen, nach der Hand zu greifen, sehr groß war.
Severus atmete durch. Wenn nicht so dann eben anders. „Okay, soll ich ihnen jetzt Mal was sagen? Denken sie wirklich, dass die Menschen alle für sie gestorben sind? Denken sie, dass alle nur für sie gekämpft haben.
Seien sie mir nicht böse, aber glauben sie, dass auch nur ein Slytherin gekämpft hat, damit sie am Leben bleiben. Nein!
Keiner hätte sich auf so etwas nieder gelassen. Soll ich ihnen sagen wo für alle diese Menschen, egal ob tot oder nicht, gekämpft haben?
Für ihre Freiheit. Die Slytherins wären endlich frei gewesen, müssten nicht zwangsläufig zu Totesser werden. Remus, er wollte endlich mit seiner Frau und seinem Sohn glücklich sein. Und Fred, er wollte seinen Laden frei führen können, ohne Angst zu haben, dass alles zerstört würde. Sie haben gekämpft, weil sie es nicht mehr ertragen konnten, so zu Leben. Und jetzt können sie sich weiter Vorwürfe machen. Aber behalten sie, das was ich gesagt habe im Hinterkopf." Er starrte nun auch auf den großen See hinaus. „Und wenn sie all das nicht mehr wollen und fliehen wollen, dann sage ich ihnen, dass es immer eine Person geben wird, die hier in Hogwarts auf sie wartet und hofft, dass sie hier bleiben!" Er drehte sich weg. Er fühlte die Traurigkeit in ihm und es zerriss ihn fast. wenn Harry nun gehen würde, wäre es sein Untergang.
Eine Hand an seinem Arm ließ ihn stehen bleiben. „Was wäre wenn ich bleiben würde? Was würde die Person dann denken?" Fragte Harry und sah ihn halb traurig, halb belustigt an. „Dann wäre die Person sehr glücklich!" Severus sah in die grünen Augen. Sie waren sich nahe. Severus konnte den Duft von Harry riechen und es war das schönste, was er je gerochen hatte. Er schloss die Augen, um den Geruch zu inhalieren. Dann spürte er, wie sich eine Hand auf seine Wange legte. Seine Augen hielt er geschlossen, denn er hoffte, dass Harry dadurch nicht aufhören würde.
Und dann spürte er einen Atem auf seinen Wangen. „Vielleicht hab ich wirklich einen Grund, hier zu bleiben!" Und er legte seine Lippen auf die seines Lehrers.

Viertes Türchen.

Sorry, dass es ein wenig später kommt...

Snarry/WeihnachtskalenderWhere stories live. Discover now