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Als ich am nächsten Morgen aufwachte war die Sonne noch nicht aufgegangen, aber das hatte ich auch nicht anders erwartet. Ich zog mir also meine Sportklamotten an und lief, ohne jemanden zu wecken, nach draußen.

Ich atmete tief durch und joggte los. Ich hatte mich für meinen üblichen Weg entschieden, um den See. Wenn ich das auf der Karte richtig abgeschätzt hatte, waren das knapp zehn Kilometer. Manchmal rannte ich auch zwei Runden, aber heute würde wohl eine reichen. Die Sonne würde wohl in etwa einer Stunde aufgehen, dann wäre ich davor zurück und könnte noch ins Bad bevor die anderen überhaupt aufwachten.

Ich liebte diese Strecke. Mit einer solchen Aussicht machte das gleich doppelt so viel Spaß. Abgesehen davon half mir das Laufen aber auch dabei meine Überschüssige Energie los zu werden, um diese nicht in ungesunde Verhaltensweisen zu stecken. So ein Chaos wie damals brauchte ich hier nun wirklich nicht. Sport hatte mir geholfen in den letzten Jahren.

Meine Gedanken glitten zu den Tag an welchem ich in Frankreich von der Schule geflogen war. Das war unfair. Ich hatte die anderen gerettet!

Aber eine hatte ich verletzt. Ich spürte wie die Hitze in mir aufstieg. Der Rausschmiss war nicht fair gewesen! Ich hatte alles unter Kontrolle und wenn ich nichts gemacht hätte, dann wären vermutlich alle drei gestorben. Wäre das denn besser gewesen? Wahrscheinlich wäre ich trotzdem von der Schule geflogen. Sie hätten mir so oder so die Schuld gegeben. Weil ich sie gerettet habe oder weil ich nichts gemacht hätte. Das Resultat wäre dasselbe gewesen. Und beschuldigt hatten sie mich auch jetzt schon, obwohl ich nichts mit dem Feuer zu tun gehabt hatte, aber wenn ich die anderen nicht einmal gerettet hätte, dann wäre es wahrscheinlich noch viel schlimmer gekommen.

Ich beschleunigte das Tempo, um auf andere Gedanken zu kommen und die aufsteigende Wut runterzuschlucken, bevor sie richtig da war. Als ich an die Stelle kam, an welcher man den Fluss überqueren musste, überlegte ich kurz, ob ich von Stein zu Stein springen sollte, entschied mich aber dann doch für den kleinen Umweg, der es mir ermöglichte mich einige Meter über dem See von einem Ast zum nächsten zu schwingen. Auf der anderen Seite sprang ich runter und rannte weiter.

Ich genoss den Wind, der mir entgegenschlug. Es fühlte sich fast so an wie wenn man auf einem Besen flog, nur war ich hier selbst der Antrieb.

Wie vorausgesagt, schliefen meine Mitbewohnerinnen noch als ich mich ins Badezimmer schlich, um zu duschen. Auch nachdem ich angezogen war, waren sie nicht aufgewacht. Dafür aber mein Magen. Das Sandwich was ich gestern Abend, in weiser Voraussicht, mitgenommen hatte, reichte bei weitem nicht aus.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir aber auch, dass das Frühstück noch nicht mal bald anfangen würde, sodass es für mich nur eine Möglichkeit gab: ich ging auf direktem Wege in die Küche.

Keine Sekunde nach meinem Erscheinen tummelte sich eine Horde Hauselfen um mich.

„Miss Springer ist noch hier? Die Schule hat doch angefangen"

„Ja, Trixi, ich bin noch hier und weißt du was? Ich bleibe sogar das ganze Jahr über hier!", erzählte ich.

Ihre von Natur aus riesigen Augen wurden noch größer. „Wirklich? Wie wundervoll! Was können wir für Miss Springer tun?"

Ich hatte schon lange aufgegeben ihnen anzubieten, dass sie mich Lina nennen können. Das würden sie nicht machen. „Ich möchte euch nicht bei der Arbeit stören. Ich-"

Doch Trixi unterbrach mich: „Miss Springer stört doch keinen! Hat Miss Springer wieder Hunger?"

Als hätte ich es geplant, knurrte mein Magen zur Antwort.

„Was möchte Miss Springer essen? Trixi macht Ihnen, was immer Sie wollen!"

„Ist schon irgendwas fertig?", fragte ich.

Trixi nickte wild und wie auf Kommando stürmten alle Hauselfen los und kamen beladen mit Essen zurück.

Ich schnappte mir zwei Sandwiches und einen Apfel und verabschiedete mich: „Das reicht wohl fürs Erste. Beim Frühstück esse ich dann mehr. Vielen Dank, meine Lieben. Ich komme ganz sicher bald wieder zu euch!"

Als ich wieder im Gryffindor Gemeinschaftsraum ankam, hatte ich bereits alles aufgegessen und warf mich auf eines der Sofas. Jemand hatte ein Buch liegen lassen, welche ich mir kurzerhand griff und anfing darin zu lesen. Ich hatte erst ein Kapitel gelesen, als die ersten Schüler die Treppen runter liefen und kurze Zeit später tauchten auch Alice und Lily am Treppenabsatz auf.

„Da bist du ja!", rief Lily.

„Hier bin ich.", erwiderte ich lachend und sprang auf. „Wollt ihr Frühstücken?"

„Hast du schon wieder Hunger?", fragte Alice.

Amüsiert sah ich sie an. „Du etwa nicht?" Sie wussten ja nicht einmal, dass ich bereits drei Sandwiches verputzt hatte.

Sie zuckte mit den Schultern. „Keinen großen."

„Oh, hmm, ja, ich schon.", stellte ich fest. „Aber wenn ihr nicht wollt, dann gehe ich alleine. Ist gar kein Problem!"

„Nein, nein.", antwortete Lily schnell. „Wir kommen mit!"

„Kommt Marlene auch noch?", fragte ich und blickte den beiden über die Schulter.

Lily schüttelte den Kopf, aber Alice war es die antwortete: „Marlene will es lieber ausnutzen, dass der Unterricht noch nicht begonnen hat und ausschlafen."

Eisphönix (Harry Potter - Rumtreiber - FF)Where stories live. Discover now