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Ich blieb den restlichen Tag im See. Immer wieder fing ich eine Weile Feuer, aber es wurde stetig weniger. Ich hatte alles verbrannt, was mein Körper an sich hatte und zwar wirklich. Die Kombination aus keinem Essen und dem Feuer, hatte meinen Körper innerhalb von einem Tag vollständig abgemagert. Die Rippen zeichneten sich deutlich ab. Ich würde zu Poppy gehen müssen, bevor mich irgendjemand sah. Etwas derartiges war das letzte Mal vor vielen Jahren geschehen. An dem Tag als ich meine Eltern das letzte Mal gesehen hatte. Ich hatte zwar auch danach immer mit meinem Gewicht gekämpft, aber es eigentlich immer geschafft, so viel zu Essen, dass es nicht ungesund wurde.

Die Sonne ging gerade auf, als ich den See verließ. In dem Moment, in dem ich die die Wasseroberfläche durchbrach, trocknete ich sofort.

Mit schnellen Schritten stapfte ich durch den Schnee bis zu Poppys Zimmer. Es war noch so früh, dass sie wohl kaum im Krankenflügel war.

Es dauerte nur einen Augenblick, ehe sie auf mein Klopfen reagierte. Sie wusste, dass es meistens ein Notfall war, wenn sie in ihrem Zimmer besucht wurde. „Was ist los? Merlin, Lina! Wie siehst du denn aus? Komm rein!"

Ich lief in ihr Zimmer und stand augenblicklich vor einem Spiegel. Ich sah aus wie ein Zombie. Meine blutunterlaufenden Augen lagen in schwarzen Höhlen und mein Gesicht glich einem Schädelkopf, so sehr spannte meine Haut um die Knochen.

Ich wisch schnell zurück, bevor sie mich berühren konnte. „Keine gute Idee. Ich befürchte meine Haut brennt."

„Oh, natürlich.", murmelte sie, während sie in ihrem Schrank nach Zutaten suchte, die sie zusammenmixte. „Was ist passiert?"

„Zu wenig gegessen und zu viel Feuer."

„Ich dachte, du hast das unter Kontrolle?"

„Habe ich ja normalerweise auch, aber gestern nicht.", berichtete ich. „Aber ich brauche jetzt wirklich keine Belehrung!"

„Schon okay, Liebes.", versuchte sie mich zu beruhigen. „Es wird alles gut."

Eine Minute später reichte sie mir eine Phiole mit einer violetten Flüssigkeit. Ich erkannte ihn direkt als Grassus-Trank. Denselben hatte mir Albus damals auch gegeben. „Nimm jetzt erstmal zehn Tropfen."

Ich folgte ihrer Anweisung. Man konnte zusehen, wie ich wieder an Gewicht zulegte und mein Körper wieder seine normale Form gewann.

„Du weißt, dass der Trank viele Nebenwirkungen hat und die Verwendung nur im Notfall empfohlen wird.", erinnerte mich Poppy. „Du kannst ihn trotzdem mitnehmen. Wenn du merkst, dass du mit dem Essen nicht hinterherkommst, dann nimm drei bis vier Tropfen, aber versuche es wirklich nur im Notfall zu nehmen!"

„Ja, ich weiß.", stimmte ich zu und steckte ihn in meine Rocktasche. „Sag mal, Poppy?"

„Ja?"

„Du könntest mir nicht zufällig einen Motus Liberi Trank geben, oder?" Ich konnte es selbst nicht glauben, dass ich darum bat, aber es war wahrscheinlich die sicherste Möglichkeit.

„Das kann nicht dein Ernst sein!", rief sie. „Niemals!"

„Schon okay. Dumme Idee."

„Ja, sehr dumme Idee!", stimmte sie zu.

„Schon klar, vergiss es einfach wieder!", bat ich und verließ schnell den Raum.

Nachdem ich mir in der Küche was zu Essen geholt hatte, lief ich zum Klassenraum für Zaubertränke vorbei. Ich musste das tun, wiederholte eine Stimme in meinem Kopf. Es war meine einzige Chance. Ich überprüfte, dass keiner in der Nähe war und verwandelte mich in eine Ameise, sodass ich ohne Probleme unter der Tür in die Vorratskammer krabbeln konnte. Dort verwandelte ich mich zurück und schnappte mir alle Zutaten, die ich für den Trank brauchte, um danach den Raum auf dieselbe Art und Weise wieder zu verlassen.

An diesem Tag schwänzte ich den Unterricht und wartete als Schmetterling getarnt darauf, dass Severus seinen Klassenraum verließ. Ich folgte ihm bis er alleine war. Er hatte eine Freistunde und das war meine Chance. Hinter einer Ecke verwandelte ich mich zurück und ging auf ihn zu, akribisch darauf bedacht ihm nicht zu nah zu kommen. „Severus? Ich brauche deine Hilfe."

Er musterte mich mit gerunzelter Stirn. „Wobei?"

„Du musst mir helfen einen Trank zu brauen, bitte!"

„Wieso? Und was für einen Trank?"

„Weil du der Beste in Zaubertränken bist!", erklärte ich. „Bitte, es ist wichtig!"

„Was für einen Trank?"

„Den Motus Liberi Trank."

Seine Augen wurden groß. „Ist das dein Ernst? Warum?"

„Das ist doch egal!", erwiderte ich. „Bitte! Ich schaffe das nicht alleine! Ich hab auch schon alle Zutaten!"

„Wieso sollte ich dir helfen?", fragte er.

„Wieso nicht?", stellte ich eine Gegenfrage.

„Du bist mit diesem arroganten Potter und seinem Gefolge befreundet.", knurrte er.

„Ja und?", wollte ich wissen. „Was hat das damit zu tun? Ich bin auch mit Lily befreundet! Und wir haben uns doch auch immer nett unterhalten, oder etwa nicht? Habe ich dir jemals etwas getan?"

„Nein.", gab er zu.

„Siehst du! Ich hab nie bei diesen bescheuerten Aktionen mitgemacht, weil ich es auch absolut scheiße finde! Das habe ich ihnen auch gesagt. Es ist nicht okay, was sie mit dir machen, aber ich habe nie mitgemacht und auch versucht dir zu helfen, erinnere dich! Und jetzt bitte ich dich um deine Hilfe!"

Er seufzte und nach ein Paar Sekunden der Stille nickte er. „Also schön, lass uns anfangen."

Eisphönix (Harry Potter - Rumtreiber - FF)Where stories live. Discover now