Auf geht's!

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Und dann war es soweit. Der Tag unserer Zeugnisvergabe, der Tag an dem wir offiziell fertig mit der Schule waren und der Tag, an dem für uns alle ein neues Leben startete.
Anschließende Abschlussfeier und Abi-Ball inklusive natürlich.
Wie auf heißen Kohlen saßen die meisten von uns auf den Stühlen, während unsere Schulleitung ihre Rede hielt und dann nacheinander die einzelnen Schüler aufgerufen wurden, um ihr Zeugnis abzuholen und Fotos zu machen.
Da mein Nachname mit 'T' anfing musste ich ziemlich lange warten, bis ich dann irgendwann auch mal aufgerufen wurde. Und wie als wäre es mit Ansage gewesen, wibbelte ich die ganze Zeit auf meinem Stuhl auf und ab, konnte es kaum abwarten aufgerufen zu werden und in dem Moment, wo ich aufgerufen wurde bekam ich es nicht mit.
Als alle nach dem Aufrufen eines Namens applaudierten, doch keiner aufstand, wollte ich mich erst lustig machen, doch dann wurde mein Name erneut aufgerufen. Ich lief so rot an, dass man mich locker auch mit einer Tomate verwechseln hätte können, da es mir so peinlich vor den ganzen Eltern und Freunden war. Langsam stand ich auf und ging nsch vorne auf die Bühne, im Hintergrund lief auch ironischer Weise auch noch das Lied 'Don't Rush'.
Ich nahm mein Zeugnis entgegen und stellte mich dann zu den bereits dort stehenden Leuten aus der nun offiziell nicht mehr meinen Stufe. Nachdem alle Abiturienten auf der Bühne standen und Fotos gemacht worden waren, verteilte sich alles, da der Raum nun umgebaut werden musste. Damit Abiball und anschließend After-Show-Party ausgelassen gefeiert werden konnten. Und das taten wir auch! Wenn es eins gab, was es an diesem Abend nicht zu wenig gab, dann Alkohol.
Morgens früh um 5 waren immernoch viele Leute da, doch ich musste aufgrund meines Fluges, den ich zum Glück umbuchen konnte, der jedoch nun einen Tag früher ging los, damit um diesen nicht zu verpassen, da Flüge nach London aufgrund von Streiks der britischen Fluglotsen sehr rar und trotzdem sehr gefragt waren. Ziemlich dicht verabschiedete ich mich von meinen Freunden, welche ich nun für zwei Wochen nicht mehr sehen würde, bis ich zurück kam, um das Zeug für meinen Umzug zu packen, doch offiziell zog ich bereits an diesem Wochenende um, denn dann kam mein britischer Pass und ich war offiziell Deutscher und Brite gleichzeitig.
Also war dies nun der Startschuss für mein neues Leben, dass ich mir bis vor ein paar Monaten noch ziemlich anders vorgestellt hatte.
Stockbesoffen wackelte ich nachhause, nahm meinen Koffer noch ein paar Dinge, die ich schonmal mitnehmen konnte und schlenderte dann zum Bahnhof, um mit der ersten S-Bahn zum Flughafen zu fahren.
Zu meiner eigenen Verwunderung, schaffte ich es sogar bis zum Gate ohne irgendwas zu vergessen, zu verlieren oder wegen zu hohen Alkoholpegels aus dem Verkehr gezogen zu werden, doch dann am Gate, als ich auf das Boarding wartete, überkam mich plötzlich eine ungeheure Müdigkeit.
Mittlerweile war es 9 Uhr morgens und ich war seit knapp 26 Stunden wach. Das boarding konnte jeden Moment losgehen, doch ich nickte immer wieder ein, schreckte hoch und nickte aufs neue ein, bis ich dann doch richtig einschlief.
Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als ich plötzlich angetippt wurde, schreckte ich hoch und warf mein Handy gefühlt einmal quer durch den ganzen Flughafen. "Entschuldigung. Sind sie Mr. Tinsley? Fragte mich eine junge, blonde, kleine Flughafenmitarbeiterin. Ich nickte langsam und schaute an ihr vorbei, um mein Handy zu beobachten, damit es nicht weggenommen wurde. "Dann sollten Sie jetzt mal einsteigen. Der Flug hat schon 40 Minuten Verspätung!" Ich sah die Dame ungläubig an und sprang auf. Ich lief zu meinem Handy, griff dieses, kam zurück zu meinem Zeug und schulterte alles auf. "Oh shit. Das tut mir leid..." hechelte ich. Gab ihr meine Boardkarte und lief dann so schnell ich konnte durch die Gangway in den Flieger. Mein Rausch hatte sich mitlerweile zum Teil in einen Kater verwandelt und das Gefühl, als mich alle mit bösen Blicken anstarrten, verbesserte mein Wohlbefinden auch nicht wirklich. Durch die Klimaanlagenluft bekam ich nun auch noch Kopfschmerzen und musste diese Blicke von 221 Menschen ertragen, denn ich saß in der letzten Reihe und der Flieger, welcher über 222 Sitze verfügte, war komplett ausgebucht.
Nachdem ich mich durch dir Flut an Todesblicken gekämpft hatte, kam ich endlich an meinem Platz an. Schnell verstaute ich meine Sachen, setzte mich hin und kaum hatte ich dies getan, setzte sich das Flugzeug auch schon in Bewegung.
Neben mir saß ein kleiner Junge mit seiner älteren Schwester, welche mich immer wieder anschaute, sich jedoch wieder wegdrehte, wenn sie merkte, dass ich es bemerkte. Als wir vor der Startbahn standen fragte ich so freundlich und nüchtern klingend, wie ich konnte. "Ist alles in Ordnung junge Dame?" Und lächelte leicht schief. "Ja klar. Tut mir leid, aber sind sie nicht der Freund von Tom Holland?" Diese junge Dame wusste aber bescheid. Doch dann streckte sie mir ihre Hand entgegen. "Ich bin Charlotte Osterfield und das ist mein Bruder Tony." Jetzt klingelte es bei mir. "Osterfield? Ihr seid die Geschwister von Harrison?" Sie nickte nur. "Wo wart ihr denn, dass ihr hier in dem Flieger sitzt?" Sie musste etwas lachen. "Wir haben unsere Oma besucht, die wohnt in Deutschland, aber wir wurden auf den Flug hier umgebucht, weil der andere gestrichen wurde." Wow. Meine Story einfach genau nochmal. Hoffentlich erzählte sie Harrison nichts, davon, dass ich diese Verspätung schuld war. Doch so wie ich mich kenne, erzählte ich das bestimmt irgendwann selbst. "Seid mir nicht böse, aber ich bin echt Müde und würde mich gerne noch ein Stündchen ausruhen." Ich lehnte mich zurück, ohne eine Antwort abzuwarten und schloss die Augen. "Ja klar kein Problem." Ich bekam noch mit, wie sie sich auf ihrem I Pad einen Film anmachten, wie die Triebwerke hochdrehten, wir über die Startbahn sausten und abhoben, doch dann war schon wieder ende im Gelände, da ich bereits wieder eingeschlafen war.
Eingeschlafen... Eingeschlafen auf dem Flug in mein neues Leben. Na ganz toll!

Tom Holland - Out Of NowhereWhere stories live. Discover now