3. Kapitel

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Auf Zehenspitzen schlich ich mich aus meinen Schlafsaal. Der Gemeinschaftsraum lag wie ausgestorben vor mir. Das Feuer in den Kaminen warf flackerndes Licht an die Steinwänden. Durch den Fenstern sah ich den dunklen See. Ich hoffte, dass ich noch nicht zu spät war Abraxas zu folgen. Ich hatte gewartet bis alle zu Bett gegangen waren, sonst wäre es zu auffällig. 

Schritte ertönten. Schnell ging ich hinter einen der grünen Sessel in Deckung und spähte vorsichtig über die Lehne hervor, um zu sehen wer kam. Mein Herz machte einen Freudensprung. Abraxas huschte unauffällig durch den Raum. Ich jubelte innerlich. Selten hatte ich so ein Glück. Leise schlich ich ihm nach und versteckte mich dabei immer hinter den Sesseln. Schließlich verlies Abraxas den Gemeinschaftsraum. Ich lies ihm einige Sekunden Vorsprung und lief ihm dann hinterher. Ich sah gerade noch, wie er um die Ecke bog. Ich folgte ihm unbemerkt immer tiefer in die Kerker. Längst wusste ich nicht mehr wo ich war. 

Es war stockfinster und ich musste höllisch aufpassen nicht zu stolpern. Am Liebsten hätte ich Licht gemacht, aber mein leuchtender Zauberstab hätte mich sofort verraten. Endlich nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich Licht am Ende des Ganges. Mehrere Menschen standen da. Ihre Zauberstäbe leuchteten und verbreiteten Licht. Abraxas gesellte sich zu den Anderen. 

Ich drückte mich in eine Nische und verfolgte das Geschehen mit großen Augen. Die meisten Schüler kannte ich. Lestrange, Avery, Nott und viele andere Slytherins. Langsam trat Riddle aus den Schatten eines Ganges und einen kurzen Moment vergaß ich zu atmen. Er sah umwerfend aus, doch gleichzeitig strahlte er eine Kälte aus, die mich unwillkürlich frösteln lies. 

"Wie ich sehe sind alle erschienen", Riddles klare, kühle Stimme schallte durch die Gänge und er trat vor die versammelten Schüler. Keiner antwortete, aber das schien Riddle auch nicht von ihnen zu erwarten. "Meine lieben Freunde", fuhr er fort, "Wie ihr sicher wisst verdächtigt Professor Dumbledore mich letztes Jahr die Kammer des Schreckens geöffnet zu haben." Ich schluckte schwer. Tom Riddle, der Junge aus dem Waisenhaus, konnte unmöglich die Kammer des Schreckens geöffnet haben. Oder doch? Ich fand, dass er eine Art düsteren Glanz ausstrahlte. Wie eine Warnung. 

"Ihr wisst was Ihr zu sagen habt, wenn er euch befragen will", sagte Riddle und sah jeden der Schüler direkt an, die zusammenzuckten. Keiner von ihnen schaute ihm direkt in die Augen, als hätten sie Angst. "Stimmt es", wagte Abraxas schließlich zu fragen, "Stimmt es, dass du Audley mit dem Cruciatus Fluch gequält hast?" Er klang verschreckt und neugierig gleichzeitig.

Ich schloss die Augen. Der ängstliche Junge, der mir begegnet war kurz bevor ich auf Riddle traf, schoss mir ins Gedächtnis. Das musste Audley gewesen sein. Ich beugte mich wieder nach vorne, um besser zu sehen. Hatte Riddle Audley wirklich gefoltert?

"Ja, allerdings. Nur weil er aus einem Adelsgeschlecht der Schlammblüter stammt dachte er, dass er mich behandeln könnte wie er möchte. Wie hat er sich getäuscht", entgegnete Riddle gleichgültig. Ich fühlte mich, als hätte mir Jemand einen Kübel eiskaltes Wasser über den Kopf gekippt. Ich hatte recht. Audley war tatsächlich vor Riddle geflüchtet und zwar, weil er gefoltert wurde. Alles kam mir seltsam unwirklich vor. Das Flackern der Fackeln, die Licht auf das Geschehen warfen, fast wie in einem Traum. Ich kniff mir fest in den Arm. Ein kurzer Schmerz durchzuckte mich. Das war kein Traum!

"Ich fürchte nicht den Cruciatus Fluch zu nutzen, werter Abraxas", sprach Riddle weiter, der Abraxas leises Misstrauen spürte. Die Schüler warfen ihn bewundernde und zugleich ängstliche Blicke zu. "Eine Kostprobe gefälligst?", bot Riddle Abraxas an. Ich drückte mich enger in die Mauernische. Mein Herz raste unkontrolliert schnell vor Anspannung. Ich war mir sicher, dass er so weit gehen würde und den Folterfluch ohne Reue benutzen würde. "Bitte, nicht an mir", flehte Abraxas und legte seine Würde vollends ab. Riddle lachte. Kalt und freudlos, sodass ein Schauer über meinen Rücken rieselte. Abraxas sank in sich zusammen.

Riddle senkte seine Stimme: "Du kennst mich, Abraxas." Dieser nickte beschämt. Fasziniert war mein Blick fest auf Riddle gerichtet. Er konnte so viel nur mit Worten und Gesten erreichen. Er war gefährlich, aber das machte ihn nur noch anziehender. Diese geheimnisvolle Aura, die ihn umgab. 

"Das Treffen ist für Heute beendet", sagte Riddle und trat zur Seite. Die Schüler deuteten eine Verbeugung an und eilten an ihn vorbei. Ich schmiegte mich an die Steinmauer und hoffte, dass mich keiner bemerken würde. Zum Glück liefen alle schnurstracks an mir vorbei. Viele waren froh das Treffen verlassen zu können. Ich wunderte mich, dass die Gruppe von Schülern Riddle, wie einen Anführer behandelten. Was nützte ihm das? Und vor allem für was waren diese offensichtlich geheimen Treffen gut?

Ich atmete erleichtert auf, aber dann lies mir eine kalte Stimme das Blut in den Adern gefrieren. "Miss Black, wollen Sie sich mir nicht endlich zeigen?" Mein Herz setzte einen Schlag aus, bevor es doppelt so schnell weiterschlug. Langsam trat ich aus den Schatten. 


Loving you is a losing game (Tom Riddle FF)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant