Kapitel 1

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Ada

„Hast du die Wäsche aufgehangen, kizim (meine Tochter?)", fragte mich meine Oma.

„Habe ich, Nine (Oma)", antwortete ich ihr, während ich dabei war das Abendessen vorzubereiten.

Schon wieder ein anstrengender Tag dachte ich mir während ich in der Suppe rumrührte.

Ganze 21 Lira hatte ich heute am Markt verdient, mit dem Schmuck den ich selber machte und dort verkaufte. Heute lief es nicht gut, aber wann lief es denn mal glatt.

Das Geld, welches ich damit verdiente, reichte gerade so für alles an Kosten aus.

Zur Schule ging ich nicht, eigentlich ging hier niemand mehr nach der 8. Klasse zur Schule. Eine Schulbildung und Möglichkeiten hatte ich deshalb keine.

Ich sorgte für meine kranke Oma und mich, irgendwann würde ich einen Jungen aus unserem Dorf heiraten und mein Leben lang hier leben.

Mit meinen 21 Jahren würde man meinen, dass ich schon spät dran bin mit dem Heiraten. Zumindest bekomme ich das von den älteren Frauen im Dorf jedes Mal gesagt.

Aber ich fühle mich einfach noch nicht bereit zu heiraten und mich an eine Person zu binden.

Eigentlich wollte ich mich unsterblich in eine Person verlieben und sie dann aus Liebe heiraten.

Aber an erster Stelle stand für mich gerade meine Oma und ich wollte mich erst einmal um sie kümmern.

So sah meine, unsere Zukunft hier im Dorf aus.
Das war wahrscheinlich mein Schicksal dachte ich mir. Nur ein paar schafften es hier raus, aber auch nur durch die Heirat an einen wohlhabenden Mann.

Als die Suppe kochte, servierte ich sie und begab mich zum Tisch im Wohnzimmer. Meine Oma wartete schon auf mich und ich half ihr zum Tisch.

Meine Oma leidete an einer Gelenkkrankheit, die es ihr erschwerte sich richtig zu bewegen.

„Haplarini aldin mi, Nine? (Hast du deine Tabletten genommen, Oma?)", fragte ich sie.

„Aldim kizim, aldim. (Habe ich, meine Tochter.)", antwortete sie mir.

Dadurch, dass sie an dieser Krankheit litt, musste sie regelmäßig Tabletten zu sich nehmen.

Aber ich war froh, dass ich sie noch hatte. Sie ist die einzige, die von meiner Familie übrig geblieben ist.

Meine Eltern sind als ich klein war durch einen Autounfall ums Leben gekommen.

Das weiß ich, weil es mir meine Oma erzählt hatte, über den Rest meiner Familie redete sie nicht gerne.

Jedesmal wenn ich sie drauf ansprach bemerkte ich, wie sehr es sie bedrückte und deshalb bohrte ich nicht länger nach.

Nach dem Essen, räumte ich alles ab, wusch das Geschirr und machte mich auf in mein Zimmer um schlafen zu gehen.

Mein Leben lief immer gleich ab eigentlich, ich hatte eine tägliche Routine und das schon immer gehabt. Unspektakulär, unscheinbar und einfach.

Aber ich kannte es nur so, weshalb ich zufrieden und glücklich in meiner kleinen Welt war.

Natürlich fragte ich mich ab und an, wie die Welt dort draußen, in den ganzen Großstädten und Metropolen war.

Wie die Leute waren und wie sie lebten. Jedoch verwarf ich den Gedanken schnell wieder und konzentrierte mich wieder auf mein Leben hier. Ich war für diese Welt bestimmt.

Nachdem ich noch schnell meine Zähne putzte, nach meiner Oma sah und mich umzog, legte ich mich auch schon ins Bett.

Bevor ich einschlief dachte ich noch an den nächsten Tag und dass ich deutlich mehr an Schmuck verkaufen musste, damit wir über die Runden kamen.

Die Tabletten meiner Oma waren nicht gerade günstig hier, aber sie brauchte die Tabletten und wir mussten schließlich auch an den Unterhalt denken.

Ich machte mir keine weiteren Gedanken mehr und schlief letztendlich auch ein.

•••

Das erste Kapitel! Kleiner Einblick in Ada's Welt. Lasst mich gerne wissen wie ihr es findet :)

Die Stimme des SchicksalsWhere stories live. Discover now