Kapitel 31

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Ada

Es war das Mädchen, das sich bei der Veranstaltung zu uns gesellt und mich mit Fragen durchbohrt hatte. Ich glaube, dass ihr Name Ecem war, wenn ich mich richtig erinnere. Doch was hatte sie hier zu tun? Was wollte sie hier in dem Anwesen der Karahanli's?

Cengiz hatte sich mittlerweile von mir gelöst und ist einen Schritt zurückgetreten, während ich mich an das Auto hinter mir gelehnt hatte, um mich selbst zu stützen.

Ecem, die schnell auf uns zukam, hatte uns nun beide bemerkt und beäugte uns beide, aber vor allem mich mit einem kritischen Blick. Ich konnte in dem Moment nichts tun, außer zu versuchen, ihren unangenehm durchbohrenden Blick zu ignorieren und zu umgehen, auch wenn es unmöglich war.

Sie kam nun direkt auf uns zu und hob den Blick von mir auf Cengiz. Ihn sah sie mit einem nun weicheren und liebevolleren Blick an. Alles ging so schnell, sodass ich am Ende nur noch sehen konnte, wie auf einmal Ecem sich an Cengiz schmiss und ihn stürmisch umarmte.

Diese Tat ihrerseits kam so schnell zustande, dass ich mit nichts außer einem perplexen Gesichtsausdruck reagierte.

Cengiz stand mit dem Rücken zu mir und Ecem hatte sich um seinen Hals geklammert und blickte mit direktem Blick zu mir. Ihr Blick strahlte Selbstgefälligkeit und ein Hauch von Trotz aus.

Und um ihrem Blick nicht länger entgegnen zu müssen, sah ich nun wieder nach unten und tat so als würde ich mich auf etwas anderes konzentrieren, denn diesen Triumph, den sie widerspiegelte, wollte ich ihr nicht gönnen. Ich wollte nicht, dass sie dachte, dass ihre Geste mir etwas ausmachte.

Ich meine das tat es ja auch nicht. Oder? Es konnte mir doch egal sein, was Cengiz mit wem tat oder um konkreter zu sein, mit Ecem tat.

Vielleicht sind die beiden auch ein Paar, sprach eine innere Stimme in mir, die ich versuchte zu ignorieren. Und vielleicht wollte sie mir auch so zeigen, dass ich ihm nicht zu nahe treten sollte, aber war denn überhaupt ich diejenige, die die ganze Zeit Nähe suchte?

„Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, Askim (Meine Liebe/Schatz).", hörte ich sie nun sagen, weshalb ich geschockt über ihre Aussage bzw. über den Kosenamen schnell wieder den Blick hob.

Askim? Also waren sie doch ein Paar?

Aber wie? Warum? Warum hat dann Cengiz auf der Veranstaltung mit mir getanzt, statt mit seiner festen Freundin?

War es vielleicht nur um sie eifersüchtig zu machen? Viele negative Gedanken kamen in mir auf, die ich nicht stoppen konnte. Und auch stieg eine gewisse Wut und Enttäuschung in mir auf. Ich konnte es mir nicht erklären, aber ich fühlte mich irgendwie benutzt.

„Was suchst du hier, Ecem?", hörte ich Cengiz nur auf ihre Aussage fragen, während er sie von sich schob. Er hatte nichts zu dem Kosenamen von ihr gesagt, also musste es stimmen. Sie waren ein Paar. Wieso bin ich so dumm gewesen und habe es nicht bemerkt? Wie habe ich mich auf diesen Tanz einlassen können?

„Ich wollte nach dir sehen und wissen wie es dir geht und dabei habe ich gleichzeitig auch meiner Tante einen Besuch abgestattet. Vahide Teyzem özlemis beni (Tante Vahide hat mich vermisst).", antwortete sie.

Also war sie die Nichte von Vahide Hanim, ging es mir durch den Kopf.

„Geh wieder rein, ich komme gleich nach.", hörte ich Cengiz kalt und ohne Widerrede sagen.

„Aber..", wollte sie wieder protestieren, aber Cengiz bedachte sie mit seinem harten Blick, woraufhin sie schnell verstummte, sich umdrehte und wieder in das Haus lief. Ihre hohen Schuhe hallten noch eine Zeit auf dem Boden, bis sie letztendlich im Inneren verschwand.

Die Stimme des SchicksalsWhere stories live. Discover now