4| Legilimentik

320 20 6
                                    

Vorneweg wollte ich noch kurz sagen, dass ihr euch gerne wieder die Musik an machen könnt. Mich beruhigt das immer ungemein.
——————————————————

Snapes Sicht:

Wir schritten durch die Flure und es war mir egal, was die anderen Schüler und Lehrer von uns dachten. Ich wusste genau, wo diese Verletzungen herkamen, aber ich wollte das unbedingt überprüfen. Ich wusste nicht, warum mich das so interessierte, aber wahrscheinlich, weil sich mein lieber Neffe ganz schön in den Schlamasssel geritten hat. Als wir in meinem Büro angelangt waren, bat ich sie erstmal sich zu setzen.

Ich wusste nicht, wo ich die Freundlichkeit hernahm, aber sie war auf einmal da und es fühlte sich sogar einigermaßen gut an. Aber so dürfte mein Denken nicht weitergehen. Ich sah sie eine Weile an.

Sie sah Hübsch aus. Das Haar hatte sie leicht nach hinten gekämmt und sie trug ihre normale Uniform. Wann ist sie so eine schöne, junge Frau geworden, fragte ich mich immer wieder. Sie schien ziemlich in ihre Gedanken vertieft zu sein. Sie sah sich lange in meinem Büro um, bis ihr Blick endlich auf mich viel und so ergriff ich schnell das Wort und wandte meinen Kopf leicht von ihr weg.

„Miss Granger? War das etwas Miss Weasley?" scherzte ich und sah wie sich ihr Miene verzog.

Doch was ist das? Rollte ihr da gerade wirklich eine Träne über ihre knallrote Wange? Ich konnte es nicht glauben, aber es war so. Es war tatsächlich Hermine Granger, die da auf meinen Stuhl gekauert saß und mich nicht eines Blickes würdigte. Sie hoffte wohl, dass ich nicht mitbekommen würde, dass sie weint. „Nein, es war nicht Ginny". Nuschelte sie in ihre Hände, die sie nun über ihrem Kopf zusammen faltete. Ich hatte Mühe dies zu verstehen, aber sie schien anscheinend nicht mitbekommen zu haben, dass ich nur scherzte.

Ich rutschte ein Stück näher mit meinem Stuhl, um ihr endlich in die Augen sehen zu können. Ich hob ihr Kinn mit meinem rechten Zeigefinger an und so musste sie mir direkt in die Augen sehen. Ich wusste nicht, was sie mit mir machte, aber es traf mich wie ein Pfeil ins Herz. So viel Schmerz und Leid spiegelte sich in ihren Augen wieder.

Auf einmal spürte ich etwas warmes an meiner Brust. Automatisch legte ich meine Arme um sie.

Sie sah so zerbrechlich aus. Auf einmal war es nicht nur eine Träne die ihr über ihre hübschen Wangen kullerte. Sie lag wimmernd in meinen Armen. Ihr flossen jetzt eine Träne nach der anderen über die Wange und sie presste sich noch weiter an mich.

In dem Moment, war ich wie gelähmt. Ich konnte mich nicht bewegen, aber ich spürte auch nach einiger Zeit, dass ich mich gar nicht mehr wegbewegen wollte.

Also saßen wir da nun. Es verstrichen gefühlt nur wenige Minuten, jedoch als meinen Blick auf die alte Turmuhr richtete, erschrak ich leicht und merkte, wie auch Hermine es mitbekommen haben muss. Es war tatsächlich schon 30 Minuten vor der Sperrstunde für alle Schüler.

Ich konnte nicht anders, aber ich schob sie sachte und behutsam von mir weg. Ihr gefiel das gar nicht, hatte ich das Gefühl. Das war mir aber in dem Moment egal. Ich musste einfach wissen, was das mit ihren Armen auf sich hatte. Mich tangierte so etwas eigentlich herzlich wenig, aber ich konnte mir im Kopf zusammenreimen, wer dahinter stecken würde.

Bis schlussendlich mein Blick wieder auf Hermine viel. Ich merkte gar nicht, wie ich mit meinen Gedanken immer weiter abgedriftet war. Sie sah mich nun mit ihren großen, verweinten, wundervollen braunen Augen an.

Ich wusste in dem Moment nicht was ich sagen sollte. Mein Kopf war einfach nicht mehr anwesend.

Ich griff also ihren rechten arm und zog ihn erneut in die Höhe. Ich merkte, wie sie versuchte sich dagegen zu wehren, aber hier war es klar, das ich in jeder Hinsicht der Stärkere von uns beiden war.

Sie richtete meine Augen gekonnt auf ihren Arm, der von vielen Striemen und Blutergüssen geziert war. Ich hob fragend meine Augenbraue und sah ihr nur direkt in die Augen.

Sie versuchte ihren Blich von mir abzuwenden, aber die wusste ich zu unterbinden. Ich hob sachte ihr Kinn und zwang sie damit erneut in meine Augen zu sehen.

„Miss Granger, würden sie mir bitte erklären wie sie zu diesen Verletzungen gekommen sind?" fragte ich und war nicht gewillt, meine Augenbraue, die fragend in die Höhe ragte, wieder zu senken.

Sie sah mich gequält an, sprach aber kein Wort. „Miss Granger, wenn sie mir nicht unverzüglich Bericht darüber erstatten, sehe ich mich gezwungen Legilimentik bei ihnen anzuwenden! Professor Dumbledore erlaubt mir in Notsituationen diese Techniken anzuwenden. Also zwingen sie mich nicht dazu."

Hermines Sicht:

Nein! Er will doch nicht ernsthaft Legilimentik bei mir anwenden, oder? Wie konnte Dumbledore ihm nur so etwas gewähren? Aber ich konnte nicht mit ihm darüber reden. Ich redete mit niemandem. Tag ein, Tag aus, ließ ich all das über mich ergehen, was er mir antat. Nie interessierte sich jemand für mich.

Seit dem meine Eltern wussten, dass ich zaubern kann, nahmen sie mich aus der Schule, weil sie dies abnormal fanden. Sie verbaten mir raus zu gehen, und ich wurde von zu Hause aus unterrichtet. Ich hatte nie Freunde und auch nie das Gefühl, einen Ort zu haben, den ich „Mein Zuhause" nennen konnte.

Auf einmal spürte ich ein seltsames Gefühl in meiner Brust und ich merkte, wie jemand in meinen Geist eindrang.

———————————————-
Sie nächste Szene wird einen TW Punkt enthalten, da es um aggressiv angewandte Gewalt geht. Ich hoffe es gefällt euch🙈

Sevmine - Bis zum Tod und darüber hinaus Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt