16I Jeder, nur nicht du!

112 10 0
                                    


Sie schlug sich die Hände vor ihr spröden Lippen und fing an zu würgen, aber sie konnte sich nicht übergeben. Sie hatte die letzten 2 Mahlzeiten ausgelassen und dementsprechend war auch nichts in ihrem Magen. 

Schlaff lag sie über der Toilettenschüssel. Sie wollte weinen, sie wollte schreien und alles kaputt machen, doch diese Gefühle machten dieser bedrückenden Leere platz. Sie war ein emotionales Wrack und genau das wurde ihr in diesem Moment bewusst. 

Ich muss etwas dagegen tun, ich muss kämpfen, hallte es in ihrem Kopf. Aber da war niemand mehr, für den es sich zu kämpfen lohnte. 

Sie merkte erst wieder auf, als sie ein Knarren der Tür hörte. Innerlich schallte sie sich, diese verfluchte Tür offen gelassen zu haben, aber was war daran schon zu ändern, dachte sie und starrte weiterhin das klare Wasser der Toilettenschüssel an. 

Sofort wurde auch schon die Tür zu ihrem Bad geöffnet und Hermine spürte diese bedrohliche Aura. Es war so still, dass mein eine Stecknadel hätte fallen hören können. 

Keiner der beiden bewegte sich. Hermine machte sich gar nicht erst die Mühe aufzusehen. Sie wusste instinktiv, dass es Snape war, der da hinter ihr stand. Er war ja schließlich auch jener, welcher so spät nachts noch an ihre Tür geklopft hatte. 

"Was tun sie hier?" fragte sie schwach und penibel darauf bedacht ihn nicht anzusehen. Er war erstaunt, dass sie überhaupt sprach. Aus seiner kleinen Know-it-all ist in der letzten Zeit eine schweigende Eule geworden. 

Sie sah so aus, als hätte sie Nächte lang nicht geschlafen und redete dementsprechend auch nicht in seinem Unterricht. Unter normalen Umständen wäre er dankbar für jede stille Sekunde gewesen, doch dies tat etwas mit ihm. 

Er schallte sich immer, dass er sich zusammenreißen müsste, überlegen, was passiert und auf seine Worte zu achten. Aber er konnte nicht anders, als ihr genau den Zynismus entgegenzubringen, den sie schon immer von ihm erfahren musste. 

Seine tiefsten Gefühle, solange er denn welche hatte, waren sicher behütet vor einem dutzend schweren Packen Zynismus. Und diese kleine Löwin kratzte stark an dessen Essenz. 

Er wollte wissen, wie es ihr geht und hätte nicht gedacht sie so vorzufinden. Im Unterricht kam er nicht an sie heran. Auf seine Sticheleien reagierte sie seit geraumer Zeit nicht mehr und ihre Noten wurden, für ihre Verhältnisse, immer schlechter. 

Ihre ach so tollen Freunde kamen auch nicht mehr an sie heran und ließen sich langsam von der abweisenden Hülle täuschen. Sie dachten doch tatsächlich, dass Hermine nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte. Solche Idioten, hallte es in Severus Kopf. 

Warum sah denn hier keiner, wie schlecht es dem Mädchen ging. Minerva und Poppy saßen in ihren Zimmer, spielten Karten und freuten sich, dass sich Hermine "An nichts erinnern würde". 

Ist ihnen auch nur einmal in den Sinn gekommen, dass Hermine ebenfalls den ganzen Tag okkludiert? Hatte Minerva nicht schon genug aus seiner Jugend gelernt? Warum taten denn alle nichts? War er wirklich der einzige verdammte Mensch in diesem gesamten Schloss, dem das auffiel. Und er war nun einmal die letzte Person, mit der Hermine reden würde. 

Tief in Gedanken versunken rieb er sich die Stirn und schaute auf das kleine Häufchen vor ihm. Er merkte nicht, wie sie sich langsam aufrichtete und versuchte an ihm vorbei zu kommen. 

"Entschuldigen sie, Sir. Ich würde gerne vorbei", flüsterte sie mit zitternder Stimme. Severus fand sich in der Realität wieder, jedoch so abrupt, dass er sich fühlte wie von einem Schlag getroffen. 

Im selbigen Zug taumelte er ein Stück und versuchte sich irgendwo fest zu halten und ergriff dabei Hermines Hand. Als hätte sie sich verbrannt zog sie ihre Hand zurück, während Severus unsanft an den Türrahmen stieß. 

Ihr stiegen die Tränen in die Augen und sie wollte einfach nur noch weg. Zu stark wurde sie von ihren Gefühlen übermannt. Sie rannte aus dem Bad, warf sich aufs Bett und weinte bitterlich. 

Nun war es wieder an Severus ihr zu folgen. Sie lag auf der Seite, das Gesicht in den Armen verborgen und die Beine an die Brust gezogen. 

"Miss Granger, was ist mit ihnen?", fragte er zögerlich. Sie schluchzte leise auf, trete sich aber nicht um. 

"Gehen sie, gehen sie einfach", hörte man es von der kleinen Rolle auf dem Bett. 

"Miss Grange-, Hermine, Ich werde nicht gehen. Wir beide wissen, dass sie dieses Ereignis nicht vergessen haben. Versuchen sie gar nicht dies zu leugnen", kam es von dem älteren. 

"Gehen sie einfach und lassen sie mich alleine. Ich komme sehr gut alleine zurecht. Und sagen sie Professor McGonnagail, dass sie sie nicht auf mich ansetzen soll. Mir geht es gut. Ich habe mir nur den Magen verdorben. Genau, ich habe mir den Magen verdorben", sagte sie schon fast flehend, dass er nun endlich verschwindet. 

"Von welchem Essen wollen sie sich denn bitte den Magen verdorben haben? Sie haben seit Tagen weder gegessen, noch geschlafen", seufzte es resigniert. 

"Woher...?", kam es von Hermine, die es nun endlich geschafft hatte ihn anzusehen. Ihre Tränensäcke waren prall gefüllt, ihre Nase rot und verschnupft und ihre Augen verquollen. 

Severus versetzte dieser Anblick einen Stich ins Herz und er musste sich zusammenreißen, seine Maske aufrecht zu erhalten.  

Sevmine - Bis zum Tod und darüber hinaus Where stories live. Discover now