•forty-five•

809 52 12
                                    

Erwähnung von gewolltem Verzehr von Alkohol und Drogen.
Bitte nicht als Beispiel nehmen.

***

Wir hatten uns den ganzen Abend über ignoriert, die Situation aus der Schule hing logischerweise immer noch über uns, wie eine graue Regenwolke. Miyu schien sich nicht recht zu trauen, etwas in meine Richtung zu unternehmen und ich war einfach nicht in der Stimmung.

Es hätte so viel schief gehen können, doch meiner Freundin schien das vollkommen egal zu sein. Ich stieß leise etwas Luft aus meiner Nase und widmete mich nur kopfschüttelnd meinen Unterlagen. Langsam hatte ich das Gefühl, Miyu war mit mir aus der Gefahr und dem damit verbundenen Risiko zusammen gekommen, nicht weil sie mich wirklich lieben würde.

Dieses Gefühl ließ mich auch Tagelang nicht los. Es beißte sich nur tiefer und suchte überall Halt. Mit diesem Gefühl im Nacken nahm ich noch mehr Abstand von Miyu, denn mein Kopf wollte keine andere Meinung akzeptieren. Es musste so sein. Miyu mochte nur das Risiko an mir, das Spiel mit den Gesetzen, nicht meine Person.

Miyu verstand mein ganzes Verhalten absolut nicht, vorallem bei uns zuhause nicht. Ich behandelte sie, egal wo wir waren, gar nicht oder mit einer bestimmenden Kälte in meiner Stimme. So oft hatte ich nun schon einen ängstlichen Ausdruck in ihren Augen aufgrund dessen gesehen. Irgendwo tief in meinem Gefühlsrausch brach es mir das Herz, doch ich wollte es nicht sehen. Mein Kopf glaubte es war eine schlecht gespielte Maske.

Pov. Miyu

Nachdem Aaliyah mich nach mehreren Tagen immer noch ignorierte oder wie Dreck behandelte, beschloss ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich wollte Antworten für ihr Verhalten. Es konnte doch nicht mehr nur der eine Fehltritt aus der Schule sein, oder?

,,Aaliyah", sprach ich daher eines Abends vom Sofa aus hoch in ihre Richtung. Ich hörte wie sie den Stift zur Seite legte und tief einatmete.

,,Miyu, ich arbeite. Kann das nicht warten?" Antwortete mir dann ihre genervte Stimme.

Ich sprang auf und blickte ihr entgegen, langsam reichte es mir. ,,Wie lange soll es den warten? Du ignorierst mich nun schon seit mindestens zwei Wochen oder behandelst mich, wenn ich mal deine Aufmerksamkeit bekomme, wie der letzte Dreck!"

Sie blickte von ihren Unterlagen auf in meine Augen. Ich sah darin keine Liebe mehr. Wie konnte sie so schnell vergehen?

,,Vielleicht überdenkst du erstmal dein Verhalten und Auftreten, bevor du mir mit irgendwelchen Predigten kommst", sprach sie mit einer ruhigen Stimme. Doch das brachte das Fass zum überlaufen.

,,Ich sollte mein Verhalten und Auftreten überdenken?" Fragte ich ungläubig und leise lachend. ,,Was verdammt denkst du mach seit mehr als zwei Wochen, wo nur stille zwischen und stand?"

Eine Antwort von ihr war lediglich ein leichtes Schulterzucken sowie ein resigniertes Kopfschütteln.

Ich hatte mein Verhalten oft genug überdacht und eingesehen, das ich ein Fehler getan hatte. Jedoch hatte ich von ihr nicht einmal die Chance bekommen mich zu erklären.

,,Es fühlt sich an, als würde ich dir egal sein, denn ich war dir nicht mal wert meine Entschuldigung oder Erklärung anzuhören. Nein, du hast direkt beschlossen mich zu hassen", entblößte ich ihr wenige meiner Gedanken.

Sie stand auf, kam einige Schritte auf mich zu, hielt aber noch etwas Abstand und sprach dann das aus, was ich niemals erwartet hätte. ,,Miyu", sie machte eine Pause und blickte hinter mich, ,,ich bitte dich nun, dein Zeug zu packen und mein Haus zu verlassen."

,,Was-", völliger Unglaube stand mir ins Gesicht geschrieben, doch sie ließ mich nicht mal mehr zu Wort kommen. ,,Nein, du nimmst jetzt dein Zeug und gehst. Mir egal wo du jetzt unter kommst und was du mit deinem Leben machst. Es ist nicht mehr Teil meiner Angelegenheiten."

Das hatte gesessen und zwar richtig tief, doch ich wollte vor ihr nicht weinen. Ich wollte nicht zeigen, was sie mit ihren Worten angerichtet hatte. Diese persönlichen Emotionen hatte sie nicht mehr verdient.

Im Inneren taub nahm ich also all mein Zeug zusammen, schlüpfte in meine Schuhe und warf mir eine Jacke über. An der Tür blieb ich ein letztes Mal stehen und blickte zu ihr herüber. Ich konnte keine Emotionen und Gefühle aus ihr heraus lesen, so wie sie da stand, im Türrahmen zu unserem ehemaligen gemeinsamen Wohnzimmer.

Seufzend drückte ich die Klinke herunter und verließ das Haus, meine Freundin, meinen sicheren Hafen.

Ich wusste nichts mit mir anzufangen, zu Avery konnte ich schlecht, der wäre ich nur ellenlange Erklärungen schuldig gewesen, was ich absolut nicht ab konnte in diesem Moment. Doch Gedanken über eine Bleibe schob ich erstmal beiseite. Gerade wollte ich nichts als vergessen.

Nach Monaten also erhielt Luke erstmals wieder einen Anruf von mir.

,,Heyy Stormistorm, was geht?" Brüllte er mir direkt ins Ohr und ungehindert musste ich schmunzeln. Sie machten also noch immer jede Party unsicher.

,,Abend Luke! Ich wollt fragen, ob du mich abholen könntest. Bin hier nähe Supermarkt. Mir ist egal wo wir hin machen, hauptsache Alkohol und Drogen sind vorhanden, okay?"

Kurz sprach er nicht mehr, hörte man nichts als die laute Musik im Hintergrund, bald schon aber konnte man eine ins Schloss fallende Tür hören. Danach war es still, bis man eine Autotür zu knallen hörte.

,,On my way, babe", bekam ich als Antwort bevor die Leitung tot war.

Lang genug war es her und auch wenn ich mir versprochen hatte nie wieder zu den beiden zurück zu kehren, war es das einzige woran mein Kopf gerade denken konnte. Die beiden mit ihren Partys, ihren Drogen und ihrem Alkohol waren schon immer mein Anker, wenn etwas scheiße in meinem Leben lief. Und gerade lief so einiges mehr als scheiße.

Ich musste auch gar nicht lange warten, da stoppte auch schon ein Auto neben mir und die Fenster wurden herunter gelassen. ,,Need a ride, honey?" Grinste mir Luke entgegen, welcher noch beschissener aussah, als das letzte Mal, als wir uns sahen.

,,Of course, baby", gab ich ihn nur zu wissen, bevor ich die Tür auf riss und in seinen Wagen sprang. Ich war das erste Mal wieder so richtig bereit für eine Nacht voller Rausch und Spaß.

Es sollte auch nicht nur bei dieser einen Nacht bleiben, viel mehr sollte es wieder Gewohnheit werden.

I'm scared, and even more [txs/girlxgirl] ✔Where stories live. Discover now