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Ich stürmte hinaus und was ich sah, bereitete mir ein breites Grinsen im Gesicht. Aus dem Van dröhnte laut "Girls just want to have Fun" von Cindy Lauper und Rodrick stand am Van angelehnt mit in den Taschen vergrabenen Händen und lächelte mich an. Er sah gut aus, seine Haare waren wuschelig wie immer, er trug eine schwarze, enge Jeans und schwarze Chucks, dazu ein schwarzes Hemd. "Darf ich sie mitnehmen, schöne Lady?", fragte er lächelnd und öffnete mir die Autoür. Hätte ich keine Schminke im Gesicht, wäre ich nun bestimmt äußerst rot geworden. "Hi Rodrick", flüsterte ich lächelnd und stieg ein. Elegant schwang er sich in seinen Van und fuhr los. Den ganzen Weg über spielten 80'er statt den gewohnten Metal-CD's, aber es war mir Recht; diese Musik hatte nämlich etwas unerklärlich schönes an sich. Ich sang mit, Rodrick stimmte mit ein und schon sangen wir gemeinsam "Kiss" von Prince, was sich bei Rodrick mit seiner tiefen Stimme seeeehr verführerisch und schön anhörte.

Die Fahrt war leider viel zu schnell zu Ende, aber dafür waren wir nun bei Jim und Eileen und die Party konnte losgehen! Wir waren natürlich die ersten Gäste, Eileen schleppte mich in die Küche und Jim und Rodrick schnappten sich jeweils ein Bier und redeten über irgendwas. "Und, wie läuft es mit ihm?", fragte Eileen und rührte in der Bowle rum. Sie sah wunderschön aus, mit ihrem Bandana über ihren roten, langen Haaren und dem schwarzen Rock. Sie trug ein Shirt mit der Aufschrift 'His', Jim trug eins mit 'Hers' und eine schwarze Hose. "Da läuft nichts, leider", seufzte ich und half ihr, ein paar Getränke in den Kühlschrank zu räumen. "Jetzt stell dich nicht blöd, Honey. Ich seh doch, dass er dich mag! Das kann keiner leugnen! Der steht auf dich, wetten?" "Wer steht auf wen?", kam es plötzlich von Rodrick, der in der Tür lehnte.  "Niemand auf keinen!", antwortete ich schnell und wurde unter meiner Schminke rot. Er lachte. "Ahja, alles klar!" Seufzend streckte ich mich. Scheiß Rückenschmerzen. Ich wollte gerade etwas sagen, als es an der Tür läutete. Auf auf, das Chaos konnte beginnen! Lasset die Gladiatoren in die Arena kommen, mal sehen, wer bis morgen früh durchhält und wer fällt; betrunken fällt, versteht sich.

Es war nach Mitternacht. Die Musik hatte wieder zu 80'ern umgeschlagen. Viele der Leute, die hier waren, hatte ich zuvor noch nie gesehen, aber sie waren äußerst nett. Getanzt hatte ich bisher nur mit Eileen, ansonsten war hier extrem gute Stimmung, noch keiner lag betrunken auf dem Boden und keiner hatte sich übergeben müssen. Plötzlich spürte ich, wie sich zwei Hände von hinten auf meine Augen legten und ich sah nichts mehr. "Wer...?" "Na Prinzessin?" Ich musste lächeln, als ich seine Stimme hörte. Er wirbelte mich herum, nahm meine Hände und sah mich an. Es lief "Touch me" von Samantha Fox. Der Junge wirbelte mich geschickt herum, tanzte mit mir den Tanz meines Lebens. Eileen sah zufrieden zu mir und ich lächelte. Irgendwann, als das Lied vorbei war, fragte Rodrick, ob wir was trinken wollten. Ich nickte, nahm seine Hand und zog ihn in die Küche, wo auch meine Tasche lag. "Eileen, wo sind die shot-gläser?", fragte ich und holte fröhlich eine Flasche 'Aguariente Antioqueño' (Jaja, kolumbianischer Schnaps aus Anis und Zuckerrohr wie ich ihn liebe c; ) hervor. Sie stellte vier kleine Gläschen hin und nachdem ich den Teufel aus der Flasche ausgetrieben hatte, schenkte ich die erste Runde ein. Wir tranken etwa die halbe Flasche aus, bis es plötzlich ruhiger im Raum wurde. Als ich Richtung Tür sah, da wusste ich wieso und meine Miene verfinsterte sich schlagartig - Heather stand mit ihrem Tussi-Trupp in der Tür und quiekte rum. Als sie Rodrick sah, stürmte sie auf uns zu und packte Rodricks Arm. "Rodrick, wir müssen reden! Du kommst jetzt sofort mit, raus aus diesem Gruftischuppen!" Fassungslos sah ich sie an. Rodrick wollte grade widersprechen, doch da passierte etwas unglaubliches und ich rastete vollkommen aus; innerlich, natürlich. Heather küsste ihn. Einfach so, bevor er überhaupt antworten konnte. Ich war außer mir vor Wut, was Eileen natürlich sah. Doch das Schlimme war, dass Rodrick ihren Kuss erwidert hatte. Sie bissen sich rum wie so zwei vierzehnjährige die frisch 'verliebt' waren. Wütend schrie Eileen die beiden an: "Verpisst euch aus meinem Haus! Rodrick, du bist hier nicht mehr willkommen! Und du Heather, mit deinen billigen Paris-Hilton-Imitaten, wenn ich euch nochmal hier sehe, seid ihr tot!" Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, zog sie Rodrick und Heather zur Tür und klatschte ihr voll ins Gesicht. Das hatte gesessen.

Der Rest des Abends bestand für mich nur noch aus Frustsaufen und heulen, bis ich irgendwann nach Hause gehen wollte. Es war eh keiner mehr da. Ich verabschiedete mich von Eileen und Jim, ging raus und zündete mir eine Zigarette an. Ich rauchte wirklich seeehr selten, aber Alkohol vermischt mit Wut und Trauer veranlasste mich nun mal dazu. Rodricks Van stand nicht mehr hier, natürlich. Ich hätte dem Idioten am liebsten die Scheibe eingeschlagen! Erst mit mir Tanzen, mir Hoffnungen machen und dann sowas! Wütend stapfte ich nach Hause und als ich endlich ankam, sah ich durchs Fenster, wie Heather Rodrick auf sein Bett schmiss und sich auf ihn setzte. Wiederlich. Ich schmiss einen Stein gegen die Scheibe, es machte kurz knack und dann ging ich rein. Meine Eltern schliefen. Ich duschte rasch, da ich mich richtig unwohl und eilig fühlte und ließ mich dann sofort in mein Bett fallen. Schöne Party mit scheiß Ende... Aber das kennt man ja.

Jackie's Tagebuch - Metal oder was?!Where stories live. Discover now