14) Wo geht es hin?

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Ich habe seit jeher ein Problem mit rechts und links. Das ist auch Familie und Freunden bekannt. Obwohl sie meistens darauf Rücksicht nehmen, kommt es doch immer wieder zu seltsamen Vorfällen.

gelinkt

Den Weg über eine Karte finden kann ich gut, ich brauche kein Navi. Problematisch wird's, wenn ich nur die Karte habe, mein Mann aber das Steuer und ich ihm angeben muß, wo er hinfahren soll. Mehr als einmal erkundigte er sich nach der Anweisung „links fahren" bei mir: „Meinst du das links, das du sagst oder das links, wo du hinzeigst?"

geschult

Ich fuhr meine Schwester zum Studentenheim, als sie das Studium aufnahm; eine Freundin von mir war dabei, damit ich die lange Rückfahrt nicht allein antreten mußte. Sie fieselte sich auch durch den Stadtplan, um mich zu leiten und es ging bis kurz vor dem Heim alles gut. Dort war eine Kreuzung mit mehreren Abbiegespuren und sie sagte vorher schon „Ordne dich rechts ein." Ich fuhr gerade in der Mitte und lenkte prompt nach links. „Nein, rechts und du mußt jetzt schon abbiegen." Vor der großen Kreuzung waren nämlich rechts und links zwei kleine Einfahrten.

Ich bog überstürzt links ein und kam nicht weiter; wir standen auf dem Parkplatz einer Baumschule. Okay, ich orientierte mich neu, wendete und fuhr aus der Baumschul-Zufahrt in die gegenüber liegende. Diese Einfahrt war gegabelt, ich nahm den linken Weg und wir landeten vor dem Heim.

Nachdem meine Schwester sich angemeldet und eingerichtet hatte, hatten wir alle Hunger, Essen gabs aber erst in drei Stunden. Also fuhren wir nochmals in die Stadt zurück, aßen dort in einem Lokal und brachten dann meine Schwester wieder ins Heim. Kurz vor der besagten Kreuzung sagten beide mahnend: „Und denk dran, nicht Richtung Baumschule fahren."

Ich bog in die rechte und richtige Einfahrt, dann, vor lauter Konzentration, ja nicht links zu fahren, auch in den rechten – falschen - Weg – und stand erneut in einer Baumschule.

Jahrelang leiteten die beiden mich übrigens mit „Fahr Richtung Baumschule" oder „nicht Richtung Baumschule". Sonderbarerweise funktionierte das besser als „rechts" und „links".

gemoved

In der Programmiersprache, in der ich jahrelang Programme für Buchhaltung und Warenwirtschaft erstellte, gibt es die Befehle MOVE und MOVEL. Sie stehen dafür, den Wert einer Variablen in eine andere zu übertragen und zwar entweder rechtsbündig – bei Zahlen – oder linksbündig – bei Texten sinnvoll. Bei gleich langen Variablen ist das eigentlich egal. Haben die Variablen verschiedene Längen, können da seltsame Dinge geschehen; es ist also ratsam, da nicht den falschen Befehl zu verwenden.

Mehr als einmal saß ich also da, starrte auf meine Hände und machte mir noch einmal deutlich, wo rechts und wo links ist. Mit den kompliziertsten Commands kam ich zurecht, aber diese beiden sehr einfachen Befehle bereiteten mir jeden Tag aufs Neue Schwierigkeiten.

gerechnet

Was dabei rauskommen kann, mußte ein Kunde erfahren, dem ich Kommastellen in die Auftragsbearbeitung einbauen sollte. Der gute Mann verkaufte nämlich auch Schlauch und das zentimeterweise, hatte aber natürlich den Preis pro Meter in der Datei gespeichert. Bei der Implementierung paßte ich nicht genau auf, der Kunde testete zum Glück die neue Funktion erstmal an und faxte mir dann das Ergebnis.

Er hatte probeweise einen Auftrag über 1,8 m Schlauch erfaßt. Der Kontrolldruck zeigte ihm auch 1,80 m Schlauch. Auf der Auftragsbestätigung, die er seinen Kunden sendet, stand dann 1800 cm Schlauch, aber zu 54 Euro, der Preis wenigstens stimmte. Neugierig geworden druckte er dann die nächsten drei Formulare aus. Auf dem Lieferschein standen 1800 m Schlauch. Der Kontrolldruck für die Rechnung hingegen wies völlig korrekt 1,80 m zu 54 Euro aus. Auf der Rechnung selbst stand dann allerdings 1,80 m zu 5400 Euro.

Der Kunde hat Humor, er faxte mir das alles und schrieb drauf: „EDV-Lehrstück in 5 Akten". Und eine Stunde später hatte er dann auch die bereinigte Software auf seinem Rechner – es war ja nur eine Kleinigkeit, das zu ändern.

abgegeben

Meine Tochter hatte ein Vorstellungsgespräch, ausgerechnet in dem Kindergarten, den sie 10 Jahre zuvor besucht hatte. Ich fuhr sie morgens hin, ganz erleichtert, dass ich den Weg mal wieder mit Absicht fahren durfte. Ich war ihn sechs Jahre lang täglich gefahren und hatte mich in den nächsten Jahren immer wieder mal vorm Kindergarten wiedergefunden, bis mir eingefallen war, dass ich ja diesmal woanders hinwollte.

Diesmal aber durfte ich hinfahren. Hielt auf dem üblichen Platz, ließ meine Tochter aussteigen – und wollte automatisch mit. Auf ihre Frage meinte ich: „Ich muß dich doch persönlich übergeben, die wollen das so." Ihre entgeisterte Miene machte mir erst klar, dass sie ja inzwischen 16 war – nicht mehr fünf.

Abgebogen

Ich war am Steuer, eine Freundin leitete mich zum Ziel. Da sie den Weg gut kannte, erkundigte ich mich bei ihr: „Kann ich da vorne dann geradeaus abbiegen?"

Gefehlt

Eine Wegbeschreibung, die ich einem vorbeifahrendem Autofahrer lieferte: „... und wo bei der Aufschrift Bayerische Vereinsbank das erste B fehlt, fahren Sie dann nach links."

So seltsam das klingt, es war gerechtfertigt. Die Bank hatte nämlich zwei Gebäude, jeweils vor einer Straße. Das B fehlte aber nur an einem.

Gefahren

Eine weitere Wegbeschreibung von mir: „Du fährst in Haar ab, Richtung Ebersberg bis Grafing, in Grafing dann Richtung Glonn, bis du wieder draußen bist. Dann drehst du um und zählst rechts die Häuser ab, das 5. ist es."

Es braucht sich übrigens keiner zu bemühen, das Haus zu finden, ich wohne da seit 20 Jahren nicht mehr und es ist auch nicht mehr das 5. Haus, mittlerweile wurde kräftig gebaut.

Geordnet

Wieder einmal leitete ich meinen Ehemann durch München, das ich erheblich besser kenne als er. Kurz vor einer Kreuzung mit mehreren Abzweigungen wies ich ihn an: „Fahr geradeaus, aber rechts!"

Gemeint hatte ich, er sollte sich auf der rechten Spur einordnen, aber noch nicht bei der ersten, sondern erst bei der zweiten Möglichkeit rechts abbiegen.

Geflogen

Ein Kollege beschrieb mir den Weg zum Kunden: „Und dann steht auf der Autobahn ein Flugzeug, dem folgen Sie dann."

Der Kunde war direkt neben dem Flughafen und ich musste nur dessen Beschilderung folgen.

Der Kunde war direkt neben dem Flughafen und ich musste nur dessen Beschilderung folgen

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Gänzlich verpeilt! 📌Where stories live. Discover now