9) Was schreibe ich da eigentlich?

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Vertippen ist bei mir eigentlich obligatorisch

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Vertippen ist bei mir eigentlich obligatorisch. Vor allem zwei Fehler mache ich immer wieder: Statt nicht schreibe ich jedes zweite Mal nciht. Und die drei Worte auch, auf und aus vertausche ich ständig. Was den Sätzen dann natürlich oftmals eine völlig andere Bedeutung gibt.

Zudem habe ich die Angewohnheit, etwas genau zu beschreiben. Statt: „Sie kämpften mit den Schwertern und er gewann" pflege ich zwar nicht den gesamten Kampf, aber zumindest einzelne Passagen zu beschreiben. Mit dem Ergebnis, dass ich nachher den kompletten Text überarbeiten darf, um Synonyme für allzu häufig gebrauchte Worte einzusetzen. Auch sonst neige ich manchmal zu seltsamen Wortschöpfungen. Dass ihr relativ wenige davon hier findet, liegt nur daran, dass ich einen Text bis zu 20mal überlese, bevor ich ihn veröffentliche – und das ist auch notwendig!

Allerdings bin damit nicht alleine. Nach dem, was meine Mutter mir aus ihrer Schulzeit erzählte, habe ich das wohl von ihr geerbt.

Echt?

In einer meiner frühen Geschichten findet sich der denkwürdige Satz: „Die Berührung war wirklich und einen Moment glaubte sie wirklich, ihr Traum sei Wirklichkeit geworden."

Gebacken

So ziemlich jeder Grundschüler hat am Anfang Probleme mit einzelnen Buchstaben – mit Ausnahme meines Sohnes, der mit drei Jahren das Alphabet mit seiner Schwester mitlernte.

Ich schrieb zwei Jahre lang das E wie eine 3 aus (Ich lernte noch zuerst die Schreibschrift) und das kleine s und z waren nicht zu unterscheiden. Die Entscheidung, das z inzwischen nicht mehr lateinisch, sondern altdeutsch zu schreiben, begrüße ich ungemein und habe mir das auch gleich angewöhnt. Meine Tochter schrieb das große S konsequent verkehrtrum. Meine Mutter hingegen hatte Probleme, k und b zu unterscheiden. Der Höhepunkt war mit folgendem Aufsatz erreicht:

Wir kacken Kuchen

Meine Mutter will heute Kuchen kacken. Und wir dürfen ihr beim Kacken helfen. Zum Kacken brauchen wir Mehl, Zucker, Eier und Kutter. Mein Bruder holt schon mal die Kackschüssel aus dem Schrank und ich binde mir eine Schürze um, weil man beim Kacken dreckig wird ...

So ging das eine ganze Heftseite lang weiter.

Gesandt

Keine Ahnung, woran ich beim Schreiben dieses Satzes dachte: „Er sahnte seine Boten aus."

Guten Appetit kann ich da nur wünschen.

gelehnt

Dies ist kein Tippfehler, sondern darauf zurückzuführen, dass ich handschriftlich versuchte, in einem fahrenden Auto meine Geschichte weiterzuführen. Die Kombination der Fahrtbewegungen mit meiner alles andere als schönen Schrift erwies sich als verheerend und einiges ließ sich nachher nur noch über den Kontext entziffern. So auch der Satz, der beim ersten Lesen ergab: „Er lehnte an einem Baum und stank düster vor sich hin."

Eigentlich sollte der gute Mann lediglich starren.

Gerückt

Grundschüler sollte man nicht mit schwierigen Worten konfrontieren. Meine Mutter sollte in der zweiten Klasse einen Satz mit „rücklings" bilden und hatte keine Ahnung, was das Wort bedeutet.

Ihre Lösung: „Ich belle rücklings wie ein Hund."

Geboren

In einem Aufsatz über Frankreich schrieb meine Mutter zur Freude der ganzen Klasse: „Und in diesem Jahr bekam Napoleon sein erstes Kind."

Gelebt

Gerade eben erst passiert: Beim Überlesen meiner Dimensionswege fand ich folgenden Satz: „Bei direktem Aufprall hätte es wohl nicht mal er überlegt."

Nein, er hätte dann nicht mehr überlegt, ob er das überleben kann, sondern wäre gleich gestorben.

Gefreut

Eine Freundin schrieb bei einer Erdkundearbeit als Antwort auf die Frage, was in Wasserschutzgebieten verboten sei: „Die Bauern dürfen nicht jauchzen."

Unser Lehrer schrieb zwar „Warum nicht?" darunter, gab ihr aber trotzdem den Punkt für die Antwort.

Seitdem sage ich jedes Mal: „Riech mal, die Bauern sind fröhlich", wenn Güllezeit ist.

Gesprochen

Eine Lehrerin erklärte uns, dass wir in Aufsätzen Hochdeutsch und nicht Dialekt schreiben sollten und las gleich ein Beispiel aus einem unserer Aufsätze vor: „Bei Weihnachten, wo meine Mutter Kuchen bäckt ..." Weiter kam sie nicht, wir lachten voll los. Jeder von uns wusste sofort, wer den Aufsatz geschrieben hatte – und diejenige lachte mit uns.

Expandiert

Auch in Englisch kann ich mich beziehungsreich vertippen. Von einem Ägypter befragt (er möchte gerne in Deutschland weiterstudieren), wie es hier mit den Verdienst ist, wollte ich ihm erklären, dass er nicht nur vom Gehalt, sondern auch von den Preisen hier ausgehen muss. Er machte sich eh schon Sorgen, ob wir in Deutschland uns nicht mehr Kinder leisten können, denn dass die meisten Familien nur ein oder zwei Kinder aufweisen, hat er schon mitbekommen. Ich informierte ihn also nicht nur über die Verdienstspanne in seinem angestrebten Beruf, sondern auch über die hier üblichen Abzüge und die Preise für gängige Lebensmittel in Deutschland.

Nach dem Absenden der Mail fiel mir erst der Satz auf: „You see, in Germany life is more expansive than in the most african countries."

Ich hatte natürlich nicht expansive (ausbreitend), sondern expensive (teuer) gemeint. Er bekam dann gleich eine Richtigstellung, bevor er meint, wir hegen noch immer Hitlers Ambitionen.

Gerichtet

Und gleich der nächste Fehler hinterher: Als ich obigen Text noch mal durchlas, fand ich das Wort „Richtungsstellung". Eigentlich wollte ich den armen Mann aber nicht in irgendeine Richtung schubsen.

Gerannt

In einer meiner Geschichten tauchte der Satz auf: „Alles rannte weg, bis auf diejenigen, die am Pfahl angebunden waren."

Wahr

Aus einer anderen Geschichte: „Diese Wahrscheinlichkeit ist unwahrscheinlich."

Gemessen

„Die mittlere Säule des Kettenkarussells betrug ca. 70 cm."

Das war noch nicht einmal falsch, nur hätte ich dazuschreiben sollen, dass es sich um den Durchmesser und nicht die Höhe handelte. Habe ich übrigens gerade ergänzt, bevor ich euch das so zu lesen gebe.

 Habe ich übrigens gerade ergänzt, bevor ich euch das so zu lesen gebe

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