Kapitel 1.

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Sicht Lewi:

Langsam öffnete ich meine Augen, um mich an das viel zu grelle Licht zu gewöhnen, das durch mein offenes Fenster in mein Zimmer schien.

Heute war der erste Tag nach den Sommerferien. Doch im nächsten Moment fiel mir ein, dass ich nur vier Wochen Ferien hatte, da der September gerade angefangen hatte und ich Anfang Oktober mit meinem ersten Semester in meinem BWL Studium anfangen würde. Mein Vater würde sagen: „Das brauchst du, damit du in ein paar Jahren das Café von uns übernehmen kannst und auch etwas über Finanzen weißt und nicht dumm wie Brot da stehst."

Da ich ein ziemlich gutes Abi hatte, hat mich die Uni sofort angenommen. Mit einem Durchschnitt von 1,3 war ich sogar Jahrgangsbester. Eigentlich könnten meine Eltern das Café bis in alle Ewigkeit weiterführen, weil sie Vampire und somit unsterblich sind. Aber mit der Zeit würde das nur unnötig Aufmerksamkeit erregen und sie wollten sich, sobald ich das Café übernommen habe, auf irgendeine Insel zurückziehen, wo es nicht so auffällig wäre, wenn sie nicht altern.

Ja, ich weiß von der Existenz von Vampiren und eigentlich hatten wir angenommen, dass ich auch ein Vampir werde, da das Vampir-Gen stärker ist als das Menschen-Gen. Warum Menschen-Gen? Ganz einfach: Meine Mutter wurde von meinem Vater erst nach meiner Geburt in einen Vampir verwandelt, indem er sie in den Nacken biss. Aber nun genug mit dem Erklären.

Ich musste mich beeilen, da ich meiner Mum versprochen hatte heute hinter der Theke zu arbeiten und Bestellungen entgegenzunehmen. Ich duschte schnell und zog mir eine normale blaue Jeans mit einem hellgrünen Sweatshirt an. Meine Haare machte ich nicht. Ich ließ sie einfach feucht und verwuschelt auf meinem Kopf liegen. Dann hüpfte ich schnell die Treppe hinunter. An der Tür zum Café hielt ich an, um in meine Schuhe zu steigen. Schlichte weiße Sneaker. Dazu noch meine schwarze Schürze mit dem weißen Logo von unserem Café. Ich stieß die Tür auf und verschwand sofort hinter der Theke, wo ich ich auf Louis traf, der seit etwa drei Wochen bei uns arbeitete. „Hi Louis!" Ich schaute auf die Uhr, die mir kurz nach zehn anzeigte. 

Nachdem wir fünf Stunden durchgearbeitet hatten, wurde Louis von Michael abgelöst und ich gönnte mir einen Kaffee. Nach der kurzen Pause machte ich mich wieder an die Arbeit. Nach einer weiteren Stunde war meine Schicht vorbei und ich wollte mich gerade verabschieden, als ich wieder die Klingel über der Ladentür hörte.

„Das ist mein letzter Gast für heute" , dachte ich mir, bevor ich aufschaute. Was ich da sah, verschlug mir den Atem. Das war eindeutig der allerschönste Mensch, den ich je gesehen hatte. Und die Augen erst. So ein wunderschönes Dunkelblau. Meines Wissens nach gab es so seltene Augenfarben nur bei Vampiren und fast gar nicht bei Menschen. Aber was sollte ein Vampir bei uns in der Menschenwelt machen, wo sie doch ihr eigenes Fleckchen Erde hatten? Ich hatte keine Ahnung, aber nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich ihn ununterbrochen angeglotzt hatte, räusperte er sich. Ich erwachte aus meiner peinlichen Starre und lief rot an. Er grinste aber nur cool, bestellte einen Cappuccino und steckte mir einen kleinen Zettel zu. Mit einem Zwinkern verschwand er wieder durch die Tür, durch die er gekommen war. Ich starrte das Stück Papier an.

Nach einer weiteren Ewigkeit, in der ich vor mich hingestarrt hatte, schüttelte ich meinen Kopf, um wieder zur Besinnung zu kommen und entfaltete das kleine Zettelchen, auf dem ganz offensichtlich SEINE Nummer stand. Mit einem verwirrten „Tschüss" verabschiedete ich mich von Michael, der noch bis 19 Uhr arbeiten durfte, und ging wieder durch das Café, um kurz danach durch unsere Wohnungstür zu verschwinden. In der Küche nahm ich mir einen Apfel und ging dann in mein Zimmer.

The new KingWhere stories live. Discover now