Kapitel 3.

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Finn:

Auf der anderen Seite des Portals kam ich in einem Raum an. Offensichtlich das Amt für Vampire in der Menschenwelt. Direkt wurde ich von einem Vampir im Anzug begrüßt. „Hallo Finn, mein Name ist Conn und ich werde für dich in deinen ersten Tagen hier zuständig sein. Man hat dich schon vor deiner Abreise hier angemeldet, daher haben wir deine Wohnung und den Rest, den du brauchst, schon vorbereitet. Dein Zuhause liegt am Rand der Innenstadt und ist auch groß genug für zwei Personen. Wir haben dir ein Bankkonto errichtet, wo du monatlich eine bestimmte Summe überwiesen bekommst. Dein restliches Gepäck wird nachträglich in deine Wohnung geliefert. Sonst noch Fragen?" Erwähnte ich schon, dass ich fast meine ganze Inneneinrichtung aus meinem Zimmer in Umzugskisten gepackt hatte, die aber noch drüben waren? Diese kamen auch gerade hinter mir durch das Portal und das war nicht gerade wenig. Mir wurde ein Koffer abgenommen und ich wurde zu einem Auto gebracht, das mich zu meiner Wohnung fuhr. 

Als wir ankamen, staunte ich nicht schlecht, als vor mir ein imposantes, altes Backsteingebäude aufragte, das efeuüberwuchert war. Wir traten durch die schwere, mit Eisen beschlagene Eichentür und liefen auf die steinerne Wendeltreppe zu, die aussah, als nehme sie kein Ende. Fragend sah ich Conn an. Zuerst schaute er verwirrt zurück, bis er verstand, was ich nicht verstand. „Oh! Hat man dir nicht gesagt, dass du nicht in einem normalen Haus wohnen wirst? In diesem Gebäude ist alles unendlich und nichts ist unmöglich. Es ist ein Meisterwerk der Zauberei. Die Treppe sieht unendlich aus, aber in Wirklichkeit musst du nur mit beiden Füßen auf einer Stufe stehen und schon trägt dich die Treppe dahin, wo du willst. Du musst es dir nur vorstellen." Das waren ein bisschen viel Informationen auf einmal. „Und was meinst du mit ‚nichts ist unmöglich'?" „Okay, da du offensichtlich nur die Hälfte davon verstanden hast, was ich gesagt habe, erkläre ich dir nochmal alles. Dieses Haus ist unendlich groß. Dementsprechend gibt es auch unendlich viele Stockwerke, auch Ebenen genannt. Jede Person in diesem Haus hat eine komplette Ebene für sich und kann sie sich so gestalten wie er oder sie möchte. Du willst zum Beispiel eine blaue Tür? Dann stell dir einfach vor, wie sie aussehen soll und sie erscheint. Du kannst alles auch jeder Zeit wieder ändern. So ist es mit der ganzen Wohnung. Du kannst sie beliebig groß, klein, bunt oder ganz anders gestalten. Es gibt keine Grenzen. Du kannst auch bestimmen, wer deine Wohnung betreten darf und wer nicht oder wenn er sie betritt, ob er nur einen leeren Raum oder deine tatsächliche Wohnung sieht." Langsam nickte ich. Es war unlogisch, aber eigentlich ergab es doch Sinn. Gerade ich sollte am besten wissen, dass nichts unmöglich ist. Immerhin hielten mich die meisten Menschen ja auch für unmöglich. 

Gemeinsam betraten wir die erste Stufe und schon tauchte vor uns eine normale braune Holztür mit langweiligem Rahmen auf. Da ich mich aber an das Gesagte von Conn erinnerte, stellte ich mir eine schwarze, mit hauchdünnen, goldenen Linien durchzogene Tür vor, die eine geschwungene Klinke aus Gold besaß. Vor uns begann die Tür zu flimmern und wenige Sekunden später sah ich die Tür vor mir, die ich mir vorgestellt hatte, nur um einiges besser. Conn drückte mir einen Schlüssel mit der Begründung, dass ich den bräuchte, um zu entscheiden, wer in die Wohnung durfte und wer nicht, in die Hand und verließ dann nach mehrfachem Nachfragen, ob ich auch wirklich allein zurechtkäme, das Gebäude, da es mir ein wenig unangenehm war, dass ich mich so gar nicht auskannte. 

Da stand ich nun in meinem leeren Wohnzimmer und wusste nicht, was ich mich mit mir anfangen sollte. Ich beschloss, mir erst einmal das Schlafzimmer zu gestalten damit ich meine Klamotten einräumen konnte, dann würde ich mich um den Rest kümmern. Ich stellte mir hohe, weiße Wände mit großen Fenstern vor, die von schwarzen Rahmen gesäumt wurden. Auch mein Bett wurde schwarz mit waldgrünen Kissen und schwarzer Bettdecke. Schwarzgolden marmoriert wurde der Boden sowie die Platte von meinen Nachttischen, die von goldenen Beinen getragen wurden. Mein Kleiderschrank wurde mattschwarz. Ich räumte meine Kleider in den Schrank und ging dann in das Nebenzimmer, das das Badezimmer wurde. Es wurde in schwarz, grün und silbern gehalten. Schnell holte ich mir ein paar Klamotten und stellte mich unter die Dusche. 

Gedankenverloren dachte ich an mein altes Zuhause und schloss die Augen. Doch als ich mich an die unschöne Aussicht aus meinem Fenster erinnerte, riss ich die Augen lieber ganz schnell wieder auf. Der graue Beton der Straße und die schmierig angesprayten Häuser, die ein Architekt mitleidslos aneinander gequetscht hatte, waren ja nur der Anfang. Ich verzog den Mund, als ich daran dachte, was bei Festen erst los war. Massenweise Sturzbesoffene johlten dann vor unserem Haus und bewarfen sich mit ihren leeren Bierflaschen, während sie hysterisch lachten. Ich konnte es schon hören. Moment, es war erstaunlich nah an der Realität. Oh nein. Ich ahnte es schon. Flott drehte ich das Wasser ab, ging zum Fenster und schaute hinaus. Massen an Menschen rannten auf meiner alten Straße herum und brüllten sich an. Es war genau das, an was ich gedacht hatte. Eine Feier auf meiner alten Straße. Ich hatte mich wohl zu deutlich daran erinnert. Fluchend sank ich zu Boden. Ich wollte hier ein neues Leben anfangen und nicht an mein altes Großstadtleben erinnert werden.

 Doch was hatte Conn gesagt? Ich konnte alles jederzeit verändern. Also schloss ich schnell ein zweites Mal meine Augen und stellte mir hinter meinem Fenster einen Wald vor. Als ich meine Augen wieder öffnete, raffte ich mich wieder auf und sah aus dem Fenster. Ich musste grinsen. Genau so wollte ich es haben. Ich sah nichts als Bäume und ganz hinten konnte man sogar einige größere Tiere ausmachen. Wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal ein Eis haben durfte, freute ich mich, sodass ich mich schnell abtrocknete und mir meine graue Jogginghose mit einem weißen T-Shirt anzog, um mich um den Rest der Wohnung zu kümmern. 

Ich begab mich in meine "Küche" und stellte mir dort, ähnlich wie in meinem Bad, alles in schwarz, grün und silbern vor. Die Küchenmöbel wurden alle mattschwarz und meine Arbeitsplatte bekam noch ein schwarzsilbernes marmoriertes Aussehen. Die Geräte wurden alle silbern mit schwarzen Details. Ab und zu gab es grüne Akzente wie Pflanzen oder meine grünen Sitzkissen auf den schwarzen Stühlen. Das Wohnzimmer kam direkt neben die Küche, sodass alles offen verbunden war. Ganz simpel entstand da eine schwarze Couch mit silbernen Füßen und dunkelgrünen Kissen. Davor stand ein kleiner Tisch aus Glas und an der Wand ein großer Fernseher. Außerdem stellte ich gedanklich in das Zimmer verteilt noch ein paar dunkle Regale mit Büchern und Filmen. Dann atmete ich erstmal durch und merkte, dass das ganze Vorstellen ziemlich müde machte und so verräumte ich meine letzten Sachen wie Laptop und so einen Kram in der Wohnung und begab mich in das Schlafzimmer, wo ich mich bis auf meine Boxer auszog und ins Bett legte wo ich auch direkt in einen tiefen Schlaf abdriftete, schon gespannt darauf, was mich morgen wohl erwarten würde...

The new KingWhere stories live. Discover now