Kapitel 4.

14 2 0
                                    

Finn:

Das nervige Piepsen meines Weckers riss mich aus meinem friedlichen Schlaf. Sobald ich meine Augen aufschlug, wusste ich bereits,
dass mich heute etwas unvorbereitet treffen würde.
Mit gemischten Gefühlen schlich ich zu meinem Kleiderschrank und zog mir ein weißes Shirt mit einer normalen blauen Jeans an. Schnell verschwand ich noch im Bad, wo ich mir meine Haare stylte und meine Zähne putzte.
Essen musste ich nicht, da ich mich fast ausschließlich von Blut ernährte. Als ich den Spiegel sah, blickten mich zwei dunkel-blaue Augen an. Sollte ich Kontaktlinsen reinmachen? Ich finde, meine Augenfarbe ist nicht gerade unauffällig. Ich glaube nicht, die denken wahrscheinlich eh, ich trage dunkel-blaue Kontaktlinsen -von daher.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging ich in den Flur, wo ich mir weiße Sneakers anzog und eine schwarze Jacke in die Hand nahm. Mein Handy und etwas Geld packte ich auch ein. Der Schlüssel konnte sich auflösen, sodass ich ihn jeder Zeit erscheinen lassen konnte, wenn ich ihn brauchte.

Als ich aus dem Haus trat, knallte mir die Sonne entgegen und ich machte mich auf den Weg in die Stadt. Wir hatten irgendwie halb vier oder so und es waren fünf Stunden vergangen, in denen ich mir die Stadt angeschaut hatte, die mir übrigens sehr gut gefiel.
Schließlich sah ich eine Eisdiele, die viel versprechend aussah. Ich wollte mich auf den Weg dahin machen, als mir ein unwiderstehlicher Geruch nach frischem Regen, Wald und einem Hauch von Lavendel entgegenschlug.
Sofort merkte ich, wie mein Vampir dicht unter der Haut saß und alles in meinem Kopf schrie: MATE. Wie angewurzelt blieb ich stehen. Mein Mate war also wirklich in der Menschenwelt: entweder ein Mensch oder ein Vampir, der sich wie ich hierhin verirrt hatte.
Ich versuchte ausfindig zu machen, woher der Geruch kam. Das war schwer zu sagen, da hier noch so viele Gerüche herumschwirrten.
So lief ich ein paar Schritte weiter, vorbei an der Eisdiele - das Eis war längst vergessen - weiter an einem Restaurant vorbei und letztendlich blieb ich vor einem kleinen, aber feinem Café stehen.

Hier war der Duft bis jetzt am stärksten, sodass ich davon ausgehen konnte, dass sich mein Mate darin befand.
Einen Laden weiter sah ich ein Schreibwarengeschäft und ganz spontan kam mir eine Idee. Mit einem breiten Grinsen betrat ich den Laden und kaufte mir einen kleinen Block mit einem blauen Kugelschreiber.
Als ich den Laden verließ, wurde mein Grinsen nur noch größer bei dem Gedanken daran, was ich gleich mit diesen beiden Gegenständen vorhatte. Schnell notierte ich meine Nummer auf einen der Zettel und den Rest stopfte ich in meine Jackentasche, den Zettel mit meiner Nummer fest in der Hand.

Schwungvoll riss ich die Tür zum Café auf, woraufhin ein Glöckchen mein Eintreten ankündigte. Die Intensität des Geruches nahm so stark zu, dass ich fast das Gefühl hatte, als würde ich vor lauter Glücksgefühlen gleich anfangen zu fliegen.
Ich schaute mich um und mein Blick heftete sich an ein wunderschönes hell-grünes Augenpaar, das mich weit aufgerissen anstarrte.
Die Augen gehörten zu einem zierlichen Jungen mit hellblonden Wuschelhaaren und blasser Haut. Seine niedliche Stupsnase wurde von vielen Sommersprossen geziert. Als mein Blick weiter wanderte, blieb er an vollen rose-farbenen Lippen hängen.
In diesem grünen Shirt mit der schwarzen Schürze sah er einfach nur zum Anbeißen aus. Irgendwie schockierte mich die Tatsache, dass es ein Mensch war mehr als die, dass es ein Junge war.

In der Zeit, wo er mich erstaunt anschaute und scheinbar eingefroren war, überlegte ich, was ich denn bestellen wollte. Eine Latte? Ne, die kriege ich wahrscheinlich kostenlos dazu. Dann lieber ein Cappuccino. „Hey, ich hätte gerne einen Cappuccino zum Mitnehmen.“ Er schüttelte kurz den Kopf - so, als wolle er irgendwelche Gedanken loswerden. Verübeln konnte ich es ihm nicht.
Gebannt schaute ich zu, während er den Cappuccino vorbereitete.
Schnell war ich Gedanken versunken, wie es weitergehen sollte. Als Erstes musste ich herausfinden, ob er über uns Bescheid wusste. Dann, aber erst dann, konnte ich mir Gedanken darüber machen, was man alles mit diesem süßen Hintern anstellen konnte.
Er riss mich aus meinen super heißen Vorstellungen, als er meinen Pappbecher vor mir abstellte. Ich nahm ihn in die Hand und drückte dem Jungen einen Fünfer und meine Nummer in die Hand. Mit einem letzten Lächeln verließ ich das Café wieder mit der stillen Hoffnung, dass er mich wirklich anschreiben würde.

Ich machte mich auf dem schnellsten Weg zurück in meine Wohnung. Dort angekommen schälte ich mich aus meinen Klamotten und schmiss mich nur in Boxershorts ins Bett. Noch lange dachte ich über heute, ihn, uns und unsere Zukunft nach. Wann ich dann endlich einschlief, wusste ich nicht mehr so genau. Das Einzige, was ich noch sah, war, wie mein Handy neben mir kurz aufblinkte.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jul 04, 2022 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

The new KingWhere stories live. Discover now