♛ Achtzehn ♛

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»Was sollst du mir sagen, Mum?«, brach es schließlich aus Adela heraus, als sie es nicht mehr länger aushielt und durch die angelehnte Tür in das spärlich beleuchtete Wohnzimmer platzte.

Augenblicklich verstummten ihre Großmutter und ihre Mutter und sahen sie beide aus großen Augen an, wobei in dem Blick ihrer Großmutter mehr so etwas als Genugtuung lag und in dem ihrer Mutter Angst. Aber wovor hatte sie Angst? Was könnte so schlimm sein, dass sie Angst davor hatte, es ihrer eigenen Tochter zu erzählen?

»Adela-«, begann sie, doch Adela unterbrach ihre Mutter als sie anhand ihres Gesitsausdruckes bemerkte, dass sie begann nach Ausflüchten zu suchen - sie verschloss sich, aber ihre Augen huschten unruhig durch die Gegend.

»Nein Mom, ich will es wissen! Willst du wieder umziehen? Kannst du vergessen, ich bleibe hier!«

Adela hatte Angst, dass es tatsächlich das war, was ihre Mutter wollte. Dass sie wieder umziehen wollte, weil sie etwas besseres gefunden hatte. Nein, das konnte sie nicht zulassen. Nicht jetzt, wo sie und Eleisha gerade so glücklich waren. Er war ihr Mate und wenn es wirklich so war, wie er ihr erzählt hatte, dann würden die beiden ihr Leben lang zusammen bleiben. Das war es doch, was jeder wollte, oder nicht? Eine glückliche Beziehung, die niemals in die Brüche ging. Das war es auch, was sie wollte. Ja verdammt, Adela wollte mit Eleisha alt werden.

»Nein, so ist es nicht. Es gibt etwas, das du über deinen Vater nicht weißt.«

Neugierig und vorerst besänftigt, zog Adela sich einen Stuhl zurecht und setzte sich gegenüber ihrer Mutter hin.

»Zuerst solltest du vielleicht wissen, dass es Werwölfe wirklich gibt. Sie sind anders als in den Märchen, aber es gibt sie wirklich.«

Geschockt sah Adela ihre Mutter an. Wusste nicht was sie sagen sollte. Woher wusste ihre Mutter von der Existenz der Werwölfe?

»Woher weißt du von den Werwölfen?«, fragte sie aufgebracht. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder sich Sorgen machen sollte. War vollkommen verwirrt.

Auch auf dem Gesicht ihrer Mutter breitete sich Verwirrung aus. Sie runzelte die Stirn und zog dann die Augenbrauen zusammen.

»Woher ich davon weiß? Das könnte ich dich fragen. Sie leben versteckt, von den Augen der Menschen verborgen. Nicht auszumalen, wie die Menschen reagieren würden, würden sie von ihrer Existenz erfahren.«

»Zuerst du.«, schnappte Adela und verschränkte die Arme vor der Brust. Natürlich liebte sie ihre Mutter und sie vertraute ihr, aber was Eleisha betraf, da war dies anders. Sie wollte ihrer Mutter erst von ihm erzählen, wenn sie sicher sein konnte, dass sie diese Entscheidung später nicht bereuen würde. Wie ihre Mutter schon ganz richtig gesagt hatte, lebten die Werwölfe vor den Menschen versteckt, verbargen ihre wahre Identität vor ihnen. Nicht auszumalen, wie ihre Mutter reagieren würde, würde sie erfahren, dass sie die Gefährtin eines dieser sonderbaren Wesen war. Adela war sich sicher, dass Eleisha gut auf sich selbst aufpassen konnte und dennoch wollte sie verhindern, dass ihm etwas passierte. Sie wollte ihn beschützen, koste es was es wolle, auch wenn sie hoffte, dass sie ihn niemals vor ihrer eigenen Familie würde beschützen müssen. Sie wusste nicht einmal, woher das Gefühl kam. Vielleicht lag es an dem Matebund.

»Also schön«, ihre Mutter seufzte und senkte den Blick auf ihre Hände.
»Dein Vater war ein Werwolf, er war einer von ihnen. Aber ich nicht seine Mate. Das hat mich nie gestört. Wir haben uns trotzdem geliebt, wir waren glücklich und ich wurde schwanger. Noch nie waren wir glücklicher, als in dem Moment, in dem wir erfahren haben, dass wir eine Tochter bekommen würden. Wir haben uns gefreut. Doch eines Tages, da kam dein Vater später von der Arbeit nach Hause. Ich konnte sofort an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass etwas nicht stimmte. Er schaute mich voller Trauer und Reue an und dann sagte er mir, dass er seine Mate getroffen hat. Dass er dich und mich liebe, aber dass ich verstehen solle, dass er nicht länger bei uns bleiben könnte. Egal wie sehr er mich liebe, er könne ohne seine Mate nicht leben. Früher oder später würde er daran zerbrechen. Und ich wusste, dass er Recht hatte. Er wollte sich trotzdem um dich kümmern, mich unterstützen und dich kennenlernen, aber Adela-«, sie brach schluchzend ab.

Adela legte ihr tröstend eine Hand auf den Unterarm, sprachlos von dem, was sie soeben erfahren hat.

»Ich habe mir so sehr gewünscht, es würde ein Fehler vorliegen und in Wahrheit wäre doch ich seine Mate. Irgendwann habe ich angefangen zu hoffen, dass er sie niemals treffen wird. Es mag egoistisch klingen, aber ich haben ihn so sehr geliebt. Ich konnte es nicht übers Herz bringen, ihn wieder zu sehen. Ich wollte nicht, dass er dich sieht, weil ich auf Abstand bleiben wollte, Adela, es tut mir so leid! Bitte, du musst mir glauben!«, nun weinte sie wirklich.

Adela war noch immer sprachlos. Sie wusste nicht, was sie fühlen oder tun sollte. In ihrem Inneren herrschte das reinste Gefühlschaos.

»Du bist zur Hälfte auch ein Werwolf.«, sagte ihre Mutter schließlich irgendwann, als sie sich wieder beruhigt hatte.

Adela schluckte. Ihr Hals fühlte sich plötzlich staubtrocken an. Dann stand sie auf, schlüpfte in Schuhe, riss sich eine Jacke von dem Haken und rannte aus dem Haus, hinein in die Dämmerung.

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In der Handlung überarbeitet!!

Jäger der Finsternis | ✔Where stories live. Discover now