♛ Zwei ♛

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Aufmerksam betrachtete Adela die vorbeiziehende Landschaft, seitdem sie mit dem Mietwagen – diesen hatten sie vorübergehend, bis der Opel ihrer Mutter aus Seattle geliefert wurde – vom Hof des Autoverleihs gerollt sind. Zwar war Adela bereits ein paar Mal in den Ferien bei ihrer Großmutter in New Zealand gewesen, aber da war sie einige Jahre jünger, weswegen sie sich an kaum noch etwas erinnern konnte.

Glänzende Hochhäuser, zahlreiche Läden, deren Schaufenster liebevoll dekoriert wurden und Restaurants und Cafés, von denen ein himmlischer Duft durch die offene Fensterscheibe des Autos herangeweht wurde, säumten den Straßenrand. Viele Menschen waren auf den Gehwegen unterwegs und wuselten durcheinander. Es war bereits am dämmern – der Flug hat einen Tag und achtzehn Stunden gedauert – weshalb die verschiedenen Beleuchtungen und Lichter der Wohnhäuser die Dunkelheit erhellten. Trotz allem, herrschte noch immer ein reges Treiben. Sie konnte beobachten, wie die Terrassen vor den Restaurants sich mit voranschreitender Zeit füllten und einige Geschäfte bereits schlossen.

Adela war müde, aber sie konnte während der Autofahrt nicht schlafen und diese würde noch etwas dauern. Sie mussten einmal quer durch die ganze Stadt fahren, diese verlassen und ein bisschen über die Landstraße fahren und dann würden sie das Dorf, in dem ihre Mutter aufgewachsen ist, erreichen.

Adela war überrascht, dass ihre Mutter es in Anspruch nahm, zurück zu ihrer Großmutter zu ziehen, nachdem sie sich doch mit dieser, wegen ihrem Auszug so sehr gestritten hat. Damals ist Adelas Mutter wegen ihrem Vater, den sie durch die Arbeit kennengelernt hat, nach Seattle gezogen, was der Grund für den Streit war. Aber nachdem ihre Mutter, als ihr Mann sie hochschwanger hat sitzen lassen, nicht zurück nach New Zealand gezogen ist, schien es so, als würden die Wogen nicht mehr geglättet werden können. Jedesmal, wenn Adela bei ihrer Oma zu Besuch war, hat sie diese mindestens einmal mit ihrer Mutter streiten gehört.
Tja, anscheinend war alles anders gekommen.

Mittlerweile hatten sie die Stadt weit hinter sich gelassen. Die Landstraße führte an Feldern vorbei, an denen ein Wald angrenzte. Dieser markierte auch die Grenze des Dorfes. Er begann direkt hinter den Gärten der letzten Häuserreihe.

Adela fand den Wald als kleines Kind schon immer gruselig. Er kam ihr so düster und alles verschlingend vor. Manchmal, als sie im Garten gespielt hat, hatte sie das Gefühl gehabt, zwischen den Büschen und Bäumen hindurch beobachtet zu werden, was natürlich totaler Quatsch war. Ein weiterer Grund, weshalb sie sich noch heute vor dem Wald fürchtete war, dass es dort Wölfe gab. Ob dem immer noch so war, wusste sie nicht, aber damals hat sie des nachts regelmäßig einen Wolf heulen gehört und einmal hat sie riesige Pfotenabdrücke gefunden, die an dem Zaun des Gartens ihrer Großmutter entlang in den Wald geführt haben.

„Wir sind da.“, sanft legte ihre Mutter ihr eine Hand auf den Oberschenkel, ehe sie aus dem Wagen stieg und riss sie so aus ihren Erinnerungen.

Ruckartig schaute Adela auf. Durch die Windschutzscheibe sah sie das Haus ihrer Großmutter. Es war ein gemütliches Holzhaus, in gelb gestrichen. Blumenkästen hingen vor den Fenstern, der Garten war liebevoll gepflegt. Wenn man das Haus von vorne betrachtete, dann könnte man denken, dass es ziemlich klein war, aber der Schein
täuschte – im hinteren Teil des Hauses, erstreckte sich ein langer Flügel mit weiteren Zimmern. Kein Wunder, dass ihre Mutter gesagt hat, dass das Haus zu groß für Adelas Großmutter alleine war.

Seufzend tat Adela es ihr nach und stieg ebenfalls aus dem Auto. Frische Landluft schlug ihr entgegen, ganz anders, als die stinkenden Abgase
– die einem das Atmen erschwert haben – der Stadt, in der sie zuvor gelebt haben. Sie roch den herben Geruch des Waldes und den Duft der verschiedenen Blumen, die im Garten gepflanzt wurden. Es war angenehm.

Gemeinsam holten sie die Koffer und Kartons aus dem Kofferraum und trugen sie vor die Haustür. Die Möbel haben sie im alten Haus in Seattle gelassen, immerhin waren hier bereits welche vorhanden. Nur Kleidungsstücke und Dinge wie Dekoartikel, Erinnerungen oder Bücher kamen mit.

Als sie alles ausgeräumt hatten, klingelten sie an der Haustür und warteten, bis diese geöffnet wurde. Sofort strömte ihnen der Geruch von frisch gekochten Essen entgegen, was dafür sorgte, dass Adelas Bauch zu knurren begann und ihr schmerzhaft bewusst wurde, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hat.

„Hallo meine Lieben, da seit ihr ja endlich! Hattet ihr eine gute Anreise?“, ihre Großmutter, eine kleine Frau, mit lockigen grauen Haaren und freundlichen Lächeln, stand in der Tür. Sie hatte die gleichen blauen Augen, wie Adelas Mutter. Ihre Großmutter nahm zuerst Adelas Mutter in den Arm und dann Adela selbst.

„Kommt rein, draußen ist es doch sicherlich kalt. Ich habe Essen gemacht, ihr müsst Hunger haben.“

Sie folgten ihr in das Haus und stellten das Gepäck erstmal im Flur ab. Erstmal wollten sie ihren Hunger stillen.

Es gab Lasagne, Adelas Lieblingsessen. Zum Nachtisch hatte ihre Großmutter Pudding gemacht. Es war etwas einfaches, aber dennoch leckeres. Aber was hatte sie erwartet? Ihre Großmutter hatte nunmal ein Händchen für alle Gerichte, die man selber machen konnte. Es schmeckte einfach immer bei ihr. Es gab manche Rezepte von ihrer Großmutter, die hatte Adela sich aufgeschrieben und in einen Ordner geheftet, damit sie diese jederzeit nachkochen oder backen konnte.

„Komm, ich zeige dir dein Zimmer.“, Adela folgte ihrer Großmutter, durch den langen Flur, welcher in einer Treppe mündete. Gemeinsam mit ihrer Mutter, welche ihnen folgte, trug sie ihr Gepäck hinterher. Sie würde es wohl heute nicht mehr auspacken, aber dann hatte sie es immerhin schon mal da.

Ihr Zimmer befand sich im ersten Stock. Es war die Tür, gegenüber der Treppe – der Flur war rund und die Zimmer somit in einem Kreis angeordnet –. Es hatte einen Balkon, mit Blick auf den Garten und den Wald. Wenn Adela sich an die Fenster stellte, konnte sie über die Baumkronen hinweg und am Horizont das Meer glitzern sehen. Es sah beinahe so aus, als würde es nahtlos in den Himmel übergehen. Nur das glitzern der Sonne auf dem Wasser verriet es.
Die Wände waren alle schneeweiß gestrichen. Sie hatten die gleiche Farbe, wie die Bettwäsche und der flauschige Teppich, der auf dem Boden vor dem Bett lag. Er lud sie dazu ein, ihre nackten Füße in diesem flauschigen Himmel zu vergraben.
An der linken Wandseite stand ein Bett, an dem Fußende ein Sofa, dessen Kissen ebenfalls weiß waren. An der rechten Wandseite, gegenüber des Sofas, hing ein Fernsehr. Darunter stand eine Kommede. Neben der Fensterfront des Balkons standen ein Schminktisch und gegenüber davon ein Kleiderschrank. Neben diesem, stand ein deckenhohes Bücherregal. Die Möbel waren alle dunkelbraun. Dekorationen und Bilder fehlten zwar noch, aber das hatte sie ja alles dabei.

„Danke, es ist sehr schön.“, wendete sie sich an ihre Großmutter und lächelte sie dankbar an. Es war auf seine eigene Art und Weise, sogar genauso schön wie ihr Zimmer in Seattle.

„Dafür nicht. Links neben deinem Zimmer ist das Zimmer deiner Mutter, daneben ist meins und rechts neben deinem Zimmer ist das Bad.“, mit diesen Worten verschwand sie aus Adelas neuem Zimmer und Adelas Mutter tat es ihr gleich.

Die Kartons und Koffer standen bereits neben der Zimmertür, aber Adela ignorierte sie und warf sich auf ihr Bett. Sie war hundemüde.

Als die Zimmertür hinter ihnen ins Schloss fiel, fühlte es sich so an, als würde eine Tür in ihrem Leben zu fallen und eine andere sich öffnen. Sie hatte jetzt einen anderen Lebensabschnitt begonnen, dem sie nicht länger ausweichen konnte und auch wenn sie noch nicht ganz glücklich darüber war, war sie trotzdem neugierig, was New Zealand für sie bereit hielt.

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In der Handlung überarbeitet!!

Jäger der Finsternis | ✔Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang