10 - oh ana

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N

Ich rieb über meine geschwollenen Augen.
Ich war einfach nicht gut genug.
Wenn du sie verscheuchst, wundere dich nicht wenn sie dann wirklich geht.
Ich schlug mit der Faust gegen meinen Kopf.
Warum war immer ich der hochgradig gestörte?
Ich legte meine Handflächen auf die Wand und haute meinen Kopf bestimmt zehn Mal fest gegen die Wand.
Dann klopfte es an der Tür.
Ich hoffte wirklich, dass es Lynn war.
Aber sie war es nicht.
Mein Vater ging zu mir und nahm mich in den Arm.
"Warum immer ich?", weinte ich in seine Schulter.
"Ich weiß es auch nicht", murmelte er leise und streichelte meinen Rücken.
Sein Ärmel rutschte etwas hoch und ich sah einen Verband.
"Hast du das wegen mir gemacht?"
"Was?"
Ich löste mich von ihm.
"Du hast dich geschnitten."
Entgeistert sah er auf seinen Arm und schob den Ärmel seines Hoodies zurück.
"Nein."
"Wirklich nicht?"
"John hat Scheiße gebaut."
"Was für Scheiße?"
"Große Scheiße. Darf ich niemandem erzählen."
Er seufzte.
"Er hat es wieder versucht, oder?"
Er sah betrübt auf den Boden.
"Wenn ich weg bin, dann... kümmere dich um ihn."
Ich schluckte.
"Komm mal mit."
Ich setzte mich auf, dann, ganz langsam, stand ich auch auf.
Es kostete mich unfassbar viel überwindung, aber ich wollte die letzten Stunden, die ich noch hatte, bevor ich weg war, mit meinem Vater verbringen.
Also folgte ich ihm mit zitternden Händen die Treppe hinunter.
Er holte zwei Weingläser und irgendeinen teueren Wein.
Er schenkte uns beiden großzügig ein und ich exte das Glas.
Er sah mich mitleidig an.
"Denkst du, du kannst aufhören, wenn du in der Klinik bist?"
"Muss ich wohl."
"Aber fängst du danach wieder an?"
Ich trank mein nächstes Glas auf Ex.
"Wahrscheinlich."
"Ist es dir das echt wert?"
"Ja. Leider."
"John kommt später vorbei."
"Lynn kommt auch wieder. Also glaub ich."
"Hast du ihr davon erzählt?"
"Nein, ich bin ja nicht völlig gestört."
Ich starrte in die Luft.
"Doch, eigentlich schon", fügte ich hinzu.
"Du bist nicht völlig gestört, Nico. Du bist nur leider sehr krank."
Ich spürte, wie die Tränen wieder mal hochschossen.
Dann griff ich nach der Flasche und hörte erst auf, zu trinken, als mein Vater sie mir wegnahm.
"Lass mich, du bist nicht meine Mutter", lallte ich.
"Aber dein Vater. Und ich hab' das Sorgerecht."
"‘ch... weiß", sagte ich traurig.
Er umarmte mich wieder.
Dann klingelte es.
Bitte, lass es Lynn sein.
Ich hörte kurzes Gerede und dann kam Lynn tatsächlich."
"Heyyyy", lallte ich.
"Hey", sagte sie leise und sah sich um.
Ich schob sie regelrecht Richtung Treppe und zog sie nach oben.
"Wohnzimmer is' bissch'n vercrackt", erklärte ich ihr.
"Bei mir sieht's schlimmer aus", sagte sie kalt.
"Was'n los?"
"Du bist stockbesoffen."
"Nur bissch'n angetrunken."
Ich grinste sie an.
"DU machst mich besoffn."
"Und der ganze Alkohol, den du getrunken hast?"
"Der hat auch bisschn dazu beigetragen."
"Was würdest du machen, wenn man mich... also rein theoretisch... einklapsen würde?"
"Du kommst in die Klapse?", fragte sie entgeistert.
"Nein, nein. Nur so... rhetorisch."
"Ich wäre ganz schön traurig."
"Puhh, lass mal Joint rauchen", wechselte ich das Thema.
Verwirrt sah sie mich an.
"Reicht das noch nicht? Außerdem ist Mischkonsum übelst schädlich."
"Ja, deswegen ja."
Ich holte einen vorgedrehten Blunt aus meinem Nachttisch und haute ihn an.
"Warum ist deine Stirn eigentlich so rot?"
"Bin halt gestört."
Ich nahm einen tiefen Zug.
Sie blickte zur Wand, in der ein kleiner Riss war.
"Aber du hast nicht deinen Kopf gegen-"
"Nein digga, was denkst du von mir?"
Sie schluckte.
Dann nahm sie mich in den Arm.
"Hab dich lieb", lallte ich leise in ihr Ohr.

nicotine (bittersüße vodkaküsse)Where stories live. Discover now