Kapitel 18

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Neugierig beobachtete ich die Schüler, welche auf dem Weg nach Hogsmeade waren. Ich stand am Rande des Weges und warf für Antiope immer wieder ihren Ball, welchem sie glücklich hinterherrannte.
Eigentlich wartete ich auf Adina, welche mich überredet hatte, das Hogsmeadewochenende dafür zu nutzen, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Auch wenn ich es ziemlich unnötig fand. Ich hatte schon vor einem Monat angefangen, welche selbst zu machen.
Für Susanne hatte ich ein Wappen entwickelt, welches Eglor zu Weihnachten auf ihren eigenem Motorrad, das Weihnachtsgeschenk der restlichen Familie, anbringen wollte. Nach den Festtagen sollten nach und nach auch ihre Waffen und ihre restlichen Sachen mit dem Wappen ausgestattet werden.
Jamies Lesezeichen hatte ich ebenfalls schon fertig gestaltet, genauso wie die Geschenke für Roux und Arienne. Sues Schwester bekam von mir einen selbstgebastelten Schlüsselanhänger, damit sie sich nicht mehr darüber aufregte, dass jemand anderes ihre Schlüssel verschleppte, während das ältere Mädchen einen selbstgemachten Kalender bekam.
Antiope brachte mir den Ball wieder, welchen ich erneut über die Wiese neben dem Weg warf. Mein Hund rannte ihm laut bellend hinterher. Gleichzeitig rannte allerdings auch ein zweites Tier über die Wiesen dem Ball nach. Bärchen. Adina war wohl endlich fast bei mir angekommen.
Ich sah dabei zu, wie die beiden Hund den Ball holten und dann wieder zu mir gerannt kamen. Antiope, welche das Spielzeug im Maul hatte, legte es mir in die Hand. Sie winselte leise, als ich den Ball wieder in meiner Tasche verstaute, als ihn ein weiteres Mal zu werfen.
„Adina ist fast hier. Deshalb konnte auch Bärchen mit dir spielen. Wir spielen später weiter." Ich kraulte den beiden Hund mit jeweils einer Hand liebevoll hinter den Ohren.
„Und schon wieder begrüßt du erst meinen Hund", beschwerte sich Adina hinter mir. Auf mein Gesicht schlich sich ein breites Grinsen.
„Ich kann nichts dafür, dass du zu langsam bist. Wärst du vor Bärchen bei mir gewesen, hätte ich dich zuerst begrüßt." Ich drehte mich zu Adina um, welche sich in einem dicken rosa Umhang gehüllt hatte, passend zu Bärchens aktueller Kleidung.
„Gehen wir los?", fragte ich die Blondine, nachdem ich sie mit einer Umarmung begrüßt hatte.
„Oh ja, sehr gerne. Ich habe eine lange Einkaufsliste. Für meine Mutter brauche ich ein neues Parfüm, mein Vater kriegt –" Ich schaltete ab, während mir Adina glücklich erzählte, welche Geschenke sie für wen ausgewählt hatte.
„Und was willst du kaufen?", wurde ich schließlich gefragt.
„Ich soll Süßigkeiten mitbringen. Also muss ich zum Honigtopf", erzählte ich, weshalb ich weiterhin neugierig von der Blondine angesehen wurde. Sie erwartete wohl eine längere Liste von mir.
„Das war es. Ich bastel meine Geschenke selber und habe deshalb schon alles gekauft. Die ersten Geschenke habe ich auch schon fertig", erzählte ich stolz.
„Du bastelst selber Geschenke?", wurde ich verwirrt von der Blondine gefragt. In ihr Weltbild passten eindeutig selbstgemachte Geschenke nicht rein. Hoffentlich würde sie sich trotzdem über ihr Handtuch freuen, welches ich aktuell bemalte.
„Ich finde es persönlicher, selbst etwas zu basteln, als nur eben in einen Laden zu gehen", gab ich zu. Die Blondine sah kurz nachdenklich zum Himmel, bevor sie nickte.
„Es ist persönlicher. Oh, ich freue mich schon so sehr auf Weihnachten! In Hogwarts wird es einen Weihnachtsball geben. Mutter und ich haben ein wunderschönes Kleid schneidern lassen. Es glitzert wunderschön. Jetzt muss mich nur noch jemand fragen, ob ich mit ihm zum Ball gehen will", schwärmte das Mädchen los.
„Warum fragst du niemanden, ob er mit dir geht?", hinterfragte ich die Aussage der Blondine. Mit vierzehn Jahren war sie wohl in der Lage, ihren gewünschten Tanzpartner selbst zu fragen. Ganz nach dem Motto, selbst ist die Frau.
„Ein wahrer Gentleman fragt, ob eine Dame ihm zum Ball begleitet." Ich zuckte mit den Schultern. Dann musste sie sich wohl noch ein wenig gedulden, um herauszufinden, ob sie zu dem Weihnachtsball alleine gehen würde. Allzu lange Zeit dafür war allerdings nicht mehr. Schließlich war der Ball in ungefähr einem Monat.
„Haben schon viele Partner gefunden?", fragte ich besorgt nach. Ich wollte nur sehr ungern, dass meine beste Freundin enttäuscht war, weil sie niemand fragte.
„Nein, sie haben ihn noch gar nicht offiziell angekündigt. Vater hat von ihm erzählt", berichtete Adina gut gelaunt. Der Gedanke, niemand könnte sie zum Ball einladen, war ihr wohl noch nicht gekommen oder hatte ihr nicht auf die Laune geschlagen. Vermutlich Ersteres.
„Und mit wem würdest du hingehen wollen?" Vielleicht konnte ich ihr ja dabei helfen, dass diese Person sie am Ende fragte. Dann hätte sie einen schönen Abend und ich musste mich nicht mit ihrer schlechten Laune auseinandersetzen.
„Weiß ich noch nicht", murmelte sie leise, während sie rot anlief. Gleichzeitig gingen auch die Alarmglocken in meinem Kopf los. „Lüge! Lüge! Lüge!", schrien sie laut und deutlich.
„Warum sagst du nicht einfach, dass du mir nicht sagen willst, mit wem du hingehen willst, anstelle mich anzulügen?", fragte ich die Blondine gereizt, welche sich schuldbewusst auf die Unterlippe bis.
„Entschuldige bitte. Ich – in solchen Momenten lügt man sich in der Regel an. Ich sage, ich weiß es nicht, du merkst, ich tue es doch, und ermutigst mich dazu, doch mit mir zu reden", wurde mir erklärt. Ich sah zu den beiden Hunden, welche tobend neben uns herliefen. Ob sie wohl den Sinn dahinter verstanden?
„Also willst du dich mit mir darüber reden?", fragte ich verwirrt nach. Irgendwie war es mir zu hoch. Wenn sie mit mir reden wollte, sollte sie es tun und wenn nicht, würde ich mich halt gedulden, bis sie mit mir redete.
„Ja! Nein! Ich weiß es nicht. Deshalb musst du doch nachstochern, damit ich den Mut finde, mit dir zu reden." Ares, Frauen waren wirklich kompliziert.
„Na gut, willst du mit deinem Bruder gehen?", riet ich wild drauf los.
„Nein! Natürlich nicht!", quietschte das Mädchen erschrocken.
„Aber vielleicht mit Viktor Krum. Das wollen vermutlich viele Mädchen, weil er ein berühmter Quidditchspieler ist. Aber pass auf, Viktor hat einen leichten Schnupfen." Bei dem letzten Satz äffte ich mal wieder Karkaroff nach, weshalb meine beste Freundin anfing zu kichern.
„Du bist unmöglich, Patricia!", erklärte mir meine Freundin. Ich zuckte nur mit den Schultern. Das ich möglich war, bewies ich durch meine Existenz.
„Also nicht Viktor mit seinem leichten Schnupfen", stellte ich in Karkaroffs Tonfall fest.
„Was ist mit mir?", hörte ich eine Stimme hinter mir, weshalb ich rot anlief. Warum kam eigentlich immer Viktor Krum, wenn ich gerade über ihn und den bulgarischen Schulleiter lästerte?
„Adina will nicht mit dir ausgehen", stellte ich fest, weshalb meine beste Freundin rot anlief. Gleichzeitig sah sie so aus, als würde sie in den Boden versinken wollen.
Auch Viktor Krum schien nicht ganz wissen zu wollen, was er nun mit dieser Information anfangen sollte. Seinem Blick nach, welcher zwischen Adina und mir hin und her huschte, wünschte er sich gerade, er hätte niemals gefragt. Dafür war es jetzt wohl zu spät.
„Ich werde dir nicht sagen, mit wem ich ausgehen will. Du behältst es am Ende nicht für dich."
„Ich habe euch mehrere Monate Streuner verheimlicht. Ich kann Geheimnisse bewahren. Du musst mir nur sagen, dass es ein Geheimnis ist. Deine Psyche ist mir zu hoch", gab ich zu. Ich wandte mich wieder an Viktor, welcher noch immer so wirkte, als wüsste er nicht, was er nun tun sollte.
„Dich durchschaue ich auch nicht. Warum redest du immer mit uns, wenn wir dir viel zu kompliziert sind?", fragte ich den bulgarischen Schüler, welcher nur noch überforderter wirkte. Offensichtlich wusste er auch darauf keine Antwort.
„Da ist der Honigtopf. Kommst du, Adina?" Ich sah zu der jungen Wassernymphe, welche sich hastig von Viktor verabschiedete, bevor sie mir nachlief.
„Du bist unhöflich", wurde ich belehrt. Das war wohl nichts Neues.

Hexagramm - HundewacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt