Kapitel 5

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2 Tage vergingen, wir hatten Hogwarts ausgemacht, waren unterwegs. Ich war aufgeregt, vielleicht auch ein wenig ängstlich. Das, was Adam und ich hier trieben, war illegal. Das wusste ich, das wusste er. Es war uns verboten Nachforschungen zu betreiben, dem dunklen Lord so in die Quere zu kommen. Doch es interessierte uns nicht. Sowohl Adam, als auch ich wollten herausfinden wer wir wirklich waren. Was in unserer Kindheit, unserer Jugend vorgefallen war. Die Hintergründe erfahren, einfach alles. Außerdem war da noch dieser Ring. Heimlich erhoffte ich mir trotzallem, dass es ein Verlobungsring war. Ich mochte Adam. Ich hatte ihn bereits in mein Herz geschlossen, er hatte einen einzigartigen Charakter. Darüberhinaus sah er umwerfend gut aus. Blaue Augen, blondes Haar. Ein unglaublich ansteckendes Lachen. Vielleicht schwärmte ich ein wenig für ihn, wer weiß. Zumindest war ich froh, dass er hier mit mir war. Gemeinsam.

,,Was schaust du mich so an?" grinste er und riss mich so aus meinen Gedanken. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich ihn angestarrt hatte, ich war zu sehr in meinen Gedanken versunken. Wie so oft. Ein wenig verlegen wendete ich meinem Blick von ihm ab, strich mir nervös eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
,,Entschuldige, ich war in Gedanken." lächelte ich nervös. ,,Ich bin einfach nur dankbar und froh darüber, dass du hier mit mir bist. Das ich nicht alleine bin."
,,Und ich bin froh, dass du mich gefunden hast, mir von all dem hier erzählt hast." antwortete er und spielte ein wenig mit seinem Ring rum. ,,Ich würde nur zu gern mehr über den Ring wissen, vielleicht ist es wirklich ein Verlobungsring." grinste er und sah zu mir. ,,Ich meine, du bist intelligent, stark und wunderschön." lächelte er ein wenig verlegen.
Hatte er mir so eben ein Kompliment gemacht? Deuteten wir beide daraufhin den selben Wunsch zu hegen? Das der Ring sich als Verlobungsring rausstellen sollte?
,,Danke, Adam. Ich empfinde ebenso. Möglich wäre es also" stotterte ich ein wenig nervös. Das meine Wangen ein verlegenes Rot angenommen hatten, versuchte ich gekonnt zu ignorieren.
Eine Zeit lang lächelten wir uns bloß an, sahen uns in unsere Augen. Seine Augen waren mir so vertraut, so familiär. Seine Augenfarbe; ein Mix aus einem endlos weiten Ozean und dem Gletschergebirge der Antarktis. Sie sahen umwerfend schön aus, die wohl schönsten Augen, das schönste Blau, welches ich je gesehen habe.

Endlich kam der Zug zum stehen. Wir waren da.
,,Wenn ich bitten darf?" lächelte er und reichte mir seine Hand. Er half mir aus dem Zug, nahm mir meine Tasche ab. Er war wirklich zuvorkommend, ein wahrer Gentlemen.
Gemeinsam gingen wir den Weg entlang. Solange, bis ein wahnsinnig schönes Schloss zum Vorschein kam. Es war dunkel und dennoch einladend. Magisch. Zauberhaft.
,,Argh" Adam fasste sich an seine Schläfe.
,,Was ist los? Geht es dir g-"
,,Ich kann mich erinnern-" unterbrach er mich. Er sah ein wenig erschrocken, überfordert zu mir. ,,Ich kann mich daran erinnern, wie ich hier ankam. Nur an Bruchteile, doch die Umgebung ist mir nicht fremd. Da bin ich mir sicher." lächelte er voller Vorfreude. Ich wurde nervös, konnte es kaum noch abwarten. Er nahm mich behutsam an meiner Hand, lächelte mir zu.
,,Wir haben es geschafft" hauchte er. ,,Bald wissen wir, wer wir wirklich sind."

Ich griff fester in seine Hand, schenkte ihm ebenso ein Lächeln und nickte ihm zu. Wir gingen noch eine zeitlang weiter, ehe wir unmittelbar vor dem Schloss standen. Wir waren nicht geladen, hatten keinen Termin. Doch davon ließen wir uns nicht abhalten, traten schließlich ein. Wir sahen uns um. Keine Professoren oder Schüler weit und breit. Wahrscheinlich war so eben Unterricht, es war erst kurz nach 8 Uhr. Wir sahen uns ein wenig um. Ich strich vorsichtig mit meinen Fingern über die kalten Mauerwände. Erinnerungen, welche sich durch eine Art Flashback bemerkbar machten, stiegen in mein Gedächtnis. Immer nur Bruchteile, wenige Sekunden lang. Erinnerungen, welche länger andauerten, schmerzten, es fühlte sich an wie der schlimme Kopfschmerz nach zu viel Alkohol.

,,Ich glaube ich traue meinen Augen nicht..." hauchte ich und griff nach einem Buch. Wir hatten mittlerweile die Bibliothek gefunden, sahen uns auch hier weiter um. ,,Hier, schau mal-" ich reichte ihm ein Buch, nahm gemeinsam mit Ihm in einer verwinkelten Sitzecke platz. ,,Das Jahrbuch des Jahrgangs 1991/1992. Das müsste das Jahr gewesen sein, indem wir eingeschult wurden."
Aufgeregt sahen wir uns eine zeitlang in die Augen, entschieden uns jeden einzelnen Namen durchzugehen. Solange, bis wir unsere Fotos vorfinden würden.
,,Ok, was wissen wir alles?"
,,Unsere Namen fangen mit L und D an. Wer welchen Anfangsbuchstaben trägt, wissen wir nicht. Du warst im Haus Slytherin, ich in Ravenclaw." fasste ich kurz unsere bisherigen Informationen zusammen. Es waren nicht viele, doch immerhin ein Anfang. Ein Geräusch, die Schritte einer Person, ließen uns aufschrecken. Er klappte eilig das Buch zu, ließ es in meiner Tasche verschwinden.
,,Wir sollten verschwinden. Wir dürfen nicht erwischt werden."
Er hatte Recht. Es war zu gefährlich. Leise und dennoch schnell verließen wir die Bibliothek, gingen aus dem Schloss, zogen uns in den nahgelegenden Wald zurück. Wir setzten uns auf einen Baumstamm, schlugen nervös das Buch auf. Es war riesig, umfasste hunderte von Seiten. Die Recherche würde ewig dauern. Doch das war es eindeutig wert. Die Minuten vergingen, wenn nicht sogar Stunden. Zumindest fühlte es sich so für mich an. Die Konzentration ließ einmählig nach.

,,Bei Merlins Bart..." unterbrach uns Minuten später eine tiefe Stimme. Wir schraken auf, erblickten einen ziemlich großen Mann. Er trug langes zerzaustes Haar, einen dichten Bart. Er war um einiges größer als wir, wirkte jedoch keines Wegs angsteinflößend. Eher freundlich, familiär?
,,Was macht ihr denn hier? Ich glaube ich kann meinen Augen nicht trauen" entgegnete er weiter und ließ einen Stapel von Ästen fallen. Er trat näher, begutachtete uns genauer.
,,Entschuldigung, wir wollten nicht-"
,,Kennen Sie uns?" unterbrach ich Adams Worte und richtete mich hoffnungsvoll an den fremden Riesen. Dieser sah sich bloß nervös um, kam erneut auf uns zu.
,,Nicht hier" flüstete er. ,,Folgt mir" hauchte er und deutete auf eine kleine, steinernde Hütte, welche einige Meter weiter, am Rand des Waldes, ihren Platz fand. Adam und ich waren irritiert, doch folgten seiner Aufforderung. Er kannte uns, das war offensichtlich.

Wir traten in die Hütte ein. Sie war klein und dennoch groß, zumindest für uns. Die Mehrzahl an Möbeln war in Übergröße. So tranken wir den angebotenen Tee aus einer Tasse in der größe einer Schüssel, saßen auf einem viel zu großen Stuhl.
,,Ich kann nicht glauben, dass ihr euch gefunden habt. Das ihr hier seid." lachte der warmherzige Riese unglaubwürdig. ,,Wie habt ihr euch gefunden?! Ich dachte ihr wärt... tot."
Noch immer verwirrt sah ich ihn an. Strengte mich an, mich an Ihn zu erinnern. Er bemerkte unsere Ungewissheit, ließ sein Lächeln sinken, wechselte zu einer konzentrirten Mimik über.
,,Ihr wisst es noch immer nicht..." hauchte er. Sein Lächeln verschwand vollständig. ,,Ihr habt euer Gedächnis noch nicht wieder, habe ich recht?"
,,Nein, doch wir arbeiten daran. Lily und ich haben bereits-"
,,Lily?" unterbrach er Adams Worte. Er sah zu mir, verstand, dass ich noch immer nicht wusste wer ich selbst eigentlich war. Er blickte auf das Buch, verstand wonach wir suchten.
,,Ihr wisst nicht mehr wer ich wirklich seid?"
Wir schüttelten unsere Köpfe.

,,Es ist mir nicht erlaubt, diese Informationen preis zugeben. Der dunkle Lord ... er bestraft Jeden der sich seinen Befehlen wiedersetzt. Ihr seid in Gefahr, ihr dürftet gar nicht erst hier sein. Ihr solltet besser gehen. Ihr-" er blickte an uns vorbei, durch ein kleines offenes Fenster. ,,Ihr müsst gehen!" erwiederte er hektisch.
,,Was, wie-"
,,Professor Dumbledore kommt, er darf euch nicht sehen!" stieß er nervös aus. Er öffnete eine Hintertür, half uns heraus. Ich vertraute ihm, glaubte ihm jedes einzelne Wort.
,,Doch wer bist du ?" hakte ich nach. Ich musste einen Namen hören. ,,Ich flehe Sie an!
,,Rubeus Hagrid" antwortete er mit einem Zwinkern. ,,Ihr wart Jahre lang ein Paar, vielleicht wird euch das weiter helfen!" grinste er.
Ich lächelte ihm zu, vermittelte ihm so meine Dankbarkeit. Er schloss seine Tür. Adam und ich rannten in Richtung Wald, versteckten uns. Blieben einige hundert Meter hinter der Hütte stehen, verborgen hinter dichten Tannen, umgefallen Baumstämmen.

,,Was hat er noch gesagt, Lily?"
Ich wurde nervös, lächelte verlegen und sah auf unsere Hände hinab. Sie waren ineinander verhakt, lösten ein Gefühl der Freude in mir aus. Meine Gefühle hatten mich nicht getäuscht, sie hatten Recht behalten.
,,Er heißt Rubeus Hagrid." antwortete ich und sah wieder zu ihm hoch.
,,Hagrid...der Name sagt mir etwas.." grübelte er und sah auf unsere Hände hinab. Noch immer waren sie ineinander verhakt.
,,Oh, entschuldige-" er zog seine Hand weg.
,,Nein! Warte-" ich griff nach seiner Hand, ließ sie nicht mehr los.
,,Hagrid meinte ... wir waren Jahre lang ein Paar gewesen.." flüsterte ich ein wenig nervös. Ich bekam Gänsehaut, konnte nicht aufhören zu lächeln. Diese Tatsache ließ mich ein Gefühl spüren, welches mich süchtig machte. Es macht mich glücklich, Erleichterung kam auf, vielleicht auch ein wenig Hoffnung.
,,Tatsächlich?" hakte Adam nach und griff nach meiner zweiten Hand. Auch er lächelte, war ein wenig verlegen. Ich nickte ihm zu.
Wir sahen uns in unsere Augen, sprachen eine zeitlang kein Wort. Wir lebten in diesem Moment. In der Tatsache, dass wir uns wiedergefunden hatten. Nach über 15 Jahren.
Mein Herzschlag wurde schneller, meine Atmung schwerer. Seine Augen, sein Lächeln. Ich konnte es nicht länger leugnen.

Ich hatte mich verliebt. Erneut. 15 Jahre später und das in den selben Jungen. Nun, in den selben Mann. In meinen Seelenverwandten.

Obliviate - Draco MalfoyWhere stories live. Discover now