10. Schwimm

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Vier Tage war er schon hier.

Weston seufzte leise und saß auf einem der Dächer in der Stadt. Es war nicht so, dass er schlecht behandelt wurde, aber alles fühlte sich sinnlos an. Er fühlte sich nutzlos.

Das Gute jedoch war, dass Weston nicht mehr zum Studium musste. Er hätte keine weitere Sitzung ausgehalten, in der es um Business und Vertrieb ging. Zumindest hatte er für seine jetzige Situation die Wahl gehabt. Weiter den lieben Sohn zu spielen konnte er nicht mehr. Die Berlusconi hatten sicher schon an eine Enterbung gedacht. Der Ruf war das Wichtigste, und nicht einmal ihr Sohn durfte dem in die Quere kommen. Hier hatte er die Freiheit das Haus zu verlassen wann er durfte. Die einzige Regel war in der Stadt zu bleiben, und damit hatte Weston kein Problem.

"Hübsches Plätzchen hast du dir ausgesucht."
Weston zuckte zusammen und sah einen Lockenkopf auf ihn zukommen. "Wie bist du hier hoch gekommen?", fragte er Nova und sah wieder zum Meer.

Die Aussicht von hier oben war einmalig. Einige Möwen flogen am Hafen über den Schiffen und man hörte ihr Lachen, als würden sie sich über die Seemänner witzig machen, welche während eines Sturms segeln wollten. Heute war der Himmel jedoch wolkenklar und verschmolz beinahe am Horizont mit dem Meer.

"Nun, du bist nicht der Einzige der flink auf den Beinen ist" Lächelnd gesellte sie sich zu ihm und atmete die salzige Meeresluft ein. "Schön hier, oder..." Weston nickte und sah sie von der Seite an. Ihre Haut sah aus wie Karamell und ihre Locken umrahmten ihr schönes Gesicht. Sie hatte wahrlich das Potenzial mit ihrem Anblick zu verführen. Das galt jedoch nicht für Weston.

"Was für Sachen macht ihr..." Dem Mädchen entwich ein Lachen. "Nichts weshalb du dir den Kopf zerbrechen solltest." "Illegale Sachen?" Sie zuckte mit den Schultern und grinste. "Wir tun Dinge, die nur eine Art von Menschen betreffen. Und egal wie sehr manche denken, dass wir Robin Hood sind, das sind wir nicht. Wir sind von innen irgendwo alle verdorbene Bastarde..."

Weston sah sie überrascht an und ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen. "Kann ich nicht leugnen... Ihr habt mich immerhin gekidnappt." Nova sah ihn leicht schuldbewusst an und seufzte. "Um ehrlich zu sein hatten wir nicht vor, dir weh zu tun...Nur Evelin...Naja, sie ist etwas...ungeduldig. Wir haben gewusst, dass du nicht antworten würdest und uns dementsprechend vorbereitet, aber unser Fehler war es, eine ehemalige Auftragskillerin nach dir zu schicken."

Weston verschluckte sich beim letzten Satz an seiner eigenen Spucke und sah sie entgeistert an. "Eine was?" Nova musste durch die Reaktion schmunzeln und Weston wurde klar, dass diese Frau ihn hätte umbringen können. Es wäre ihr sicher ganz leicht gefallen und niemand hätte Westons Leiche gefunden.

"Deshalb hat sie so zielgenau schießen können, als ich aus der Fleischerei fliehen wollte." Wie auf Kommando meldete sich die Wunde an seinem Bein. Es tat weh, wenn er sich bewegte, und die Naht war schon einige Male aufgegangen, weil der schwarzhaarige sich ständig bewegte. Mittlerweile hatte er die ganze Stadt erkundigt und kannte jeden guten Ort hier, sei es ein kleines Café in einer Straßenecke oder ein Dach, von welchem man eine schöne Aussicht geboten bekam.

Die Leute von Mars behandelten ihn auch gut. Er hatte ein Zimmer, Klamotten, bekam gutes Essen und konnte frei rumlaufen. Am Tag zuvor hatte er sich dem Stadtrand genähert, nur aus Neugierde was passieren würde, und tatsächlich fing Evelin ihn ab. Sie hatte ihn genervt angesehen und mit ihrer rechten Hand die Waffe an ihrem Gürtel angetippt. "An deiner Stelle würde ich es erst gar nicht versuchen mein Lieber." Weston hatte einen Schritt zurück gemacht und abwehrend die Hände gehoben. "Ist ja gut. Ich wäre mit deinem reizenden Geschenk sowieso nicht weit gekommen. Oder hättest du mir gleich eine Kugel ins andere Bein geknallt?" Er hatte sie genervt angesehen und sich die Provokation nicht sparen können.

Die for me (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt