3 - Erster Tag an der Northeastern High

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Der nächste Morgen sah ganz anders aus, als die restlichen in meinem bisherigen Leben. Er war stressiger, doch nicht besonders aufregend, wenn ich ehrlich sein sollte.

Meine Mom hatte mir extra für diesen Anlass meinen Lieblingskuchen mit jeder Menge Schokolade gebacken. Doch durch dieses Geschenk ließ sich meine Stimmung auch nicht beeinflussen.

In meiner Tasche war lediglich ein Notizbuch und eine Federtasche untergebracht. Alles, was ich für meinen ersten Tag an der Northeastern High, der High School von Elizabeth City, brauchte.

"Du rockst das heute, ganz sicher!", machte mein Dad mir klar, obwohl mich diese Zusprechung kaltließ. Seine Hand ruhte auf meiner Schulter. - "Wir werden sehen", gab ich stur zurück, mein Blick auf meine Mom fokussiert, die hektisch ihr Handy aus ihrer braunen Tasche kramte. Diese stand immer in irgendeiner Ecke des Schiffes, wenn Mom nicht gerade mit ihr am Land unterwegs war.

"Hab sie!", äußerte sie stolz, als sie auch schon ein Foto von mir knipste. Genervt hielt ich mir die Hand vor mein Gesicht, wegen des Blitzes, den sie vergessen hatte, auszustellen.

"Mom! Ich bin keine sieben mehr! Ich werde nicht eingeschult!", protestierte ich wütend und stemmte meine Hände in die Hüfte.

"Ja", antwortete sie überglücklich: "Es fühlt sich trotzdem so an, weil dies das erste Mal ist, dass du in eine richtige Schule mit echten Menschen gehst!"

"Mir hat es eigentlich ganz gut gefallen, so wie es war. Und neue Leute brauche ich sowieso nicht kennenzulernen. Die bringen nur Probleme mit sich und dann muss ich dafür geradestehen!"

"Ach Quatsch! Sieh es doch mal optimistisch, so wie wir!", dabei legte mein Dad meiner Mom einen Arm auf die Schultern: "Wir waren auch mal jung! Du weißt gar nicht, was du verpasst! Da draußen wartet eine ganze Welt auf dich. Und wenn du erst einmal nette Freunde gefunden hast, wird es dir ganz sicher hier gefallen. Du wirst schon sehen!"

Ich strich mir eine meiner Strähnen aus dem Gesicht. Meine Haare lagen wie immer wild und ungebändigt. Auch meine Kleidung war wie jeden Tag im Sommer. Ich hatte nicht vor, mich extra für diese dämliche High School herzurichten.

Bevor meine Eltern noch ein Wort über irgendetwas aus meinem Leben, der High School oder meinem Aussehen auszusetzen hatten, verschwand ich schnell ins Freie.

"Ziemlich blöd, dass wir noch kein Auto haben. Dann hätten wir dich gefahren. Sobald wir ins neue Haus gezogen sind, besorgen wir uns eins, ja Jenny?", rief meine Mom, dabei hatte ich schon längst auf stumm geschaltet und war mit dem Skateboard auf und davon.

Zum Glück hatte ich mich vorher bei Google Maps noch nach dem Weg erkundigt, damit ich mich nicht auf dem Weg zur High School verfahren konnte, so wie gestern.

Bei dem Wort gestern kam auf einmal alles wieder hoch. Cathrin, das Chatter und die Drogen. Wenigstens konnte ich nun nicht mehr sagen, dass der erste Tag hier langweilig gewesen war.

***

Überall tummelten sich Autos, Schüler drängelten sich vom Parkplatz zum Eingang des riesengroßen Gebäudes, an dem der Name der High School in Großbuchstaben stand.

Als ich mit meinem Board auf dem Gelände einfuhr, beobachtete ich mit hochgezogenen Augenbrauen die vielen Eltern, die ihren Kindern auf Wiedersehen sagten. Der Großteil von ihnen waren Schüler aus der Unterstufe.

Die Schüler der Oberstufe, wozu ich nun auch zählte, fuhren mit ihren Wagen direkt vor das Schulgebäude vor. Entweder in Fahrgemeinschaften oder alleine. Überall so weit das Auge reichte, hielten sich Schüler, Mädchen als auch Jungen, in kleinen Gruppen auf. Untereinander gaben sie mit ihren Wagen an, die sie von ihren Eltern bestimmt als Geburtstagsgeschenk bekommen hatten. Die beliebten Schüler steckten die Loser der Schule, Schrägstrich die Versager, die sich kleinmachen ließen und die Hausaufgaben der High Society erledigten, in eine der überfüllten Mülltonnen mit dem Kopf voran.

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