Kapitel 18

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Als Nemuri wieder zurückkam, saß Shota längst in eine Decke gehüllt auf dem Sofa und nippte an seinem Tee, während Hizashi wenig später dazu stieß. Wie zwei verhungernde Löwen stürzten sie sich auf die Burger, die die Dunkelhaarige mitgebracht hatte. Cheeseburger für Shota, der neben seinen Proteinpäckchen gerne Fast Food aß, und Chickenburger für Hizashi, der Hühnchen über alles liebte und sich am liebsten nur davon ernähren würde, wenn er nicht so oft darauf vergaß, überhaupt etwas zu essen. Mit einem breiten Lächeln ließ sie sich zwischen die beiden fallen und seufzte, ehe sie beiden kurz über durch die Haare wuschelte, was den beiden ein Grummeln entlockte. „Wie würdet ihr zwei nur ohne mich überleben?", scherzte sie belustigt. Nur zu gerne würde sie das Gespräch auf ein anderes Thema lenken, doch sie wagte es nicht, die ruhige und angenehme Stimmung zu zerstören. Sie wusste, dass Shota niemals darüber reden wollte, obwohl er wohl nur einen Schubser in die richtige Richtung bräuchte.

Im Moment war jedoch nicht der richtige Zeitpunkt dafür, auch wenn beide wieder versöhnt schienen. Oder gerade weil zwischen den beiden wieder alles im Lot zu sein schien, war es wohl besser, es erst einmal ruhen zu lassen. Der Tag war erst zur Hälfte rum und war bereits viel zu ereignisreich gewesen. Nemuri wollte nicht noch eine Schippe drauflegen. Am Ende passierte noch etwas Schlimmeres, als dass die beiden sich am Dach aussperrten Tatsächlich war sie heilfroh, dass keiner der beiden auf die Idee gekommen war, runter zu klettern oder zu springen. Vielleicht waren sie ja doch schon etwas erwachsener geworden.

Als sie doch in die Gesichter der beiden sah, verwarf sie diesen Gedanken ganz schneller wieder. Während Shota Ketchup von den Pommes an der Backe kleben hatte, hatte es ein Stück Salat tatsächlich in Hizashis bescheuerten kleinen Schnauzbart geschafft. Es war wirklich ein Wunder, wie die beiden so weit gekommen waren. Ohne Nemuris Fürsorge und die Tatsache, dass sie sich ständig um die beiden kümmerte und auf sie achtgab, hatte wohl einiges dazu beigetragen. Lachend reichte sie ihnen Servietten und deutete ihnen, dass sie sich die Gesichter abwischen sollten. „Zum Glück ist Eri nicht da, sonst würde sie sich noch eure miesen Tischmanieren abgucken", scherzte sie, „ich kann verstehen, dass Shota einen Bärenhunger hat, aber wieso schlingst du so?"

Hizashi warf ihr nur einen finsteren Blick zu, während er sich mit der Serviette den Salat wegwischte. „Steh du mal länger als ne Stunde in der Kälte. Zittern macht hungrig!" Außerdem hatte er von seinem Frühstück nicht so viel runter gebracht. Seine Gedanken waren viel zu sehr bei dem verängstigten Gesichtsausdruck Shotas gewesen, und hatten seinen Appetit verschwinden lassen. Doch nun, als sein Blick kurz zu dem Schwarzhaarigen glitt, konnte er nur noch an den Kuss denken, und lief dabei leicht rot an, grinste verschmitzt.

„Hebt euch aber was von eurem Hunger für später auf. Beim Filmeabend soll es wohl auch Pizza geben", erklärte Nemuri und bekam zum Glück Yamadas Blick nicht mit.

Sich das Ketchup in den Ärmel wischend lehnte Shota sich zurück und grummelte. „Muss ich da wirklich hin?" Irgendwie hatte er nicht wirklich große Lust auf seine Schüler zu treffen, nachdem er zuvor zu viele Gefühle ihnen gegenüber gezeigt hatte. Das beste war wohl, erst einmal einen Schleier des Vergessens darüber zu breiten und sie erst am Montag in der Klasse wieder zu sehen. So wäre es am allerbesten.

Doch Nemuri boxte ihn sachte in die Seite. „Nachdem du ihnen gesagt hast, dass sie sich verpissen sollen, ist es wohl das Mindeste, was du als Wiedergutmachung machen kannst, oder nicht? Sie wollen sich mit dieser Geste bei dir entschuldigen und es wäre ein guter Weg, dich für deine Worte zu entschuldigen, indem du auftauchst!", mahnte sie ihn und nahm die Serviette, die Shota verschmäht hatte, zur Hand, um den letzten Rest Ketchup von seiner Wange zu wischen. Er hatte sie zuvor mehr verschmiert, als abgemacht.

Natürlich tat es ihm leid, dass er das gesagt hatte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, und sich wortwörtlich abgekühlt hatte, hätte er vermutlich anders reagiert. Der Umstand, dass sie sich eingemischt und eine Menge Staub aufgewirbelt hatten, blieb nach wie vor, allerdings hatte es letzten Endes auch etwas Gutes gebracht, auch wenn weder Shota noch Hizashi das laut vor Kayama aussprechen würden. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke, dass sie selbst dahinter kommen musste, viel mehr. Yamada musste es wohl ähnlich gehen, ansonsten hätte er wohl längst über den Kuss getratscht, doch bisher entkam ihm kein Sterbenswörtchen darüber. Vermutlich wusste er, dass er Shota damit nur von sich wegstoßen würde. „Na gut", murmelte Shota schließlich und sank in die Sofakissen, „wenns sein muss." Es war wohl wirklich die einfachste Lösung, um den Kindern eine stumme Entschuldigung zukommen zu lassen, ebenso wie ein unausgesprochenes Dankeschön. Ohne ihre Neugierde wäre so vieles weiterhin verborgen geblieben.

„Vielleicht sollten wir ihnen dann die Pizzen zahlen?", schlug der Blondschopf vor und ließ sich ebenso zurücksinken. Als die beiden ihn verwirrt ansahen, setzte er ein Lächeln auf. „Naja, als Wiedergutmachung und ich meine, Shota sollte die Kosten nicht allein tragen, oder?", warf er schnell als Erklärung ein. Eigentlich hatte er ebenso darüber nachgedacht, als Dankeschön etwas zum Essen beizusteuern, doch das konnte er vor Nemuri kaum laut aussprechen. Da war es einfacher mal wieder darauf herumzureiten, wie knapp bei Kasse der Undergroundhero ständig war.

Der warf ihm natürlich einen finsteren Blick zu, ehe Nemuri die beiden zu sich heranzog und sie fest an sich drückte. „Dann machen wir das so!", meinte sie, „ich war immerhin auch nicht sonderlich nett zu Izuku." Damit schlugen sie einfach ganz viele Fliegen mit einer Klappe und machten sich bestimmt super beliebt bei allen. „Eri freut sich bestimmt auch darauf!"

Der PaktWhere stories live. Discover now