Kapitel 66

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Obwohl Shota ziemlich sauer geklungen hatte, gab es für die drei zukünftigen Helden nicht allzu viel Ärger. Im Grunde genommen war er sogar froh, dass sie sich dazu bereit erklärt hatten, seinen Platz einzunehmen, um Hizashi Beistand zu leisten. Glücklicherweise wusste er jedoch nicht, worüber die vier mit der heilenden Heldin besprochen hatten, sonst wäre er wohl oder übel wirklich sauer. Der Dunkelhaarige hasste es, wenn jemand mehr über ihn wusste, vor allem wenn es sich um solche privaten Dinge handelten. Er selbst dachte nur ungern an diese Zeit zurück und wollte schon gar nicht, dass jemand davon wusste.

Im Augenblick war er nur glücklich darüber, dass Yamada nach dem Termin in der Krankenstation nicht mehr so nervös wirkte, auch nicht, als er Shota von dem neuen Speiseplan berichtete. Es grämte ihn zwar, dass er etwas mehr essen sollte, als bisher, aber er schien guter Dinge zu sein. Ein wenig fragte Aizawa sich da doch, ob etwas vorgefallen sein mochte, doch er sparte sich die Frage. Vermutlich würde er ohnehin keine Antwort erhalten. Außerdem musste er auch nicht alles wissen.

Am nächsten Schultag behielt er Mina und Denki natürlich besonders im Auge. Nicht, dass sie erneut auf die Idee kamen, seinen Unterricht in irgendeiner zu schwänzen. Tatsächlich schienen die Jugendlichen seinen ständigen Blick zu bemerken und zuckten stets zusammen, wenn sie direkt in seine dunklen Augen blickten, wenn sie aufsahen. Ein wenig belustigte ihn dieser Umstand, immerhin schien er seine strenge Aura und Autorität nicht eingebüßt zu haben, obwohl sie bereits einiges über ihn wussten.

Als das Ende der Stunde näher kam und es klingelte, atmeten die beiden erleichtert aus. Doch zu früh gefreut. „Kaminari, Ashido, ihr bleibt noch hier. Eure Freunde können auch direkt hier auf euch warten!", fügte er an, und sah auch den Rotschopf, Bakugo und Sero kurz eindringlich an. Er wollte nicht direkt darum bitten, dass alle Mitglieder des Bakusquads hier bleiben sollten, damit es nicht zu auffällig wurde. Schließlich spürte er, dass gerade seine schlausten Schüler, so wie Midoriya es war, langsam Lunte roch, wenn Aizawa ständig bei diesen bestimmten Schülern anzutreffen war.

Erst nachdem alle anderen den Raum verlassen hatten, traten die beiden aufgerufenen Schüler an den Lehrertisch heran und warfen noch einmal kurz einen Blick zur Tür, um sicher zu gehen, dass auch niemand mehr hier war, der nicht mithören durfte. „Geht es um gestern?", begann Denki sofort und wollte sich schon verteidigen, „wir wollten nur sicher gehen, dass es Zashi gut geht!"

Aizawa hob jedoch die Hand und winkte ab. „Es war zwar nicht ideal, mich anzulügen, aber ich kann euer Handeln nachvollziehen. Aber darum geht es nicht", meinte er, ehe er seinen Ellenbogen auf der Tischplatte abstellte, um seinen Kopf auf der Handfläche abzustützen, „es ist ... es ist bald Valentinstag ..." Nun, da er seine Gedanken wirklich aussprechen wollte, kam es ihm wirklich albern vor, was er nun vorhatte. Vielleicht hätte er doch mehr darüber nachdenken sollen, anstatt es nun Hals über Kopf mit einer Bande chaotischer Jugendlicher zu besprechen.

Doch allein das letzte Wort hatte Mina hellhörig werden lassen. Sofort hatte sie beide Ellenbogen auf dem Tisch abgestellt, um ihren Kopf darauf zu stützen und Shota direkt in die Augen zu sehen. „Sprich weiter!", forderte sie ihn neugierig und aufgeregt auf.

Seine Wangen liefen leicht rot an, weil ihm diese Reaktion doch mehr als peinlich war, weswegen er sich etwas aufrechter hinsetzte und sein halbes Gesicht hinter seiner Fangwaffe verbarg. Dieser Umstand ließ Mina breit grinsen. Sie fand es süß, wenn Aizawa sich so unsicher verhielt. Tatsächlich fiel es dem Mann schwer, seine nächsten Worte auszusprechen. Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. „Ich wollte ... ich plane ... ähm ..." – verdammt, er musste sich zusammenreißen. Seine Sprachlosigkeit brachte Ashido zum Kichern. – „Ich würde Yamada gerne mit einem selbstgemachten Essen überraschen", schaffte er schließlich über seine Lippen zu bringen, „und da es nicht nur aus einem belegtem Brot bestehen sollte, wollte ich euch darum bitten, mir zu zeigen, wie man ein einfaches Gericht zubereitet." Am Ende des Satzes waren seine Wangen und auch seine Ohren glühend rot. Es war ihm so peinlich, einen Haufen Jugendlicher um Hilfe zu bitten. Doch diese Bitte war ohnehin mehr an Bakugo gerichtet, da er der einzige war, von dem Shota wusste, dass er wirklich kochen konnte.

Der Aschblonde verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch. „Wie hast du dir das vorgestellt? Ich soll dir in ein paar Tagen beibringen, die Küche heil zu lassen und anständig zu kochen? Für so etwas braucht man mindestens Wochen, wenn nicht Monate! Ich kann doch nicht zaubern!", motzte der Junge sofort drauf los. Der Valentinstag stand kurz bevor und jetzt kam der Dunkelhaarige auf solche Ideen! Wie wollte er das überhaupt anstellen, nachdem Midnight ihnen verraten hatte, dass Aizawa Küchenverbot hatte! Es war wirklich unmöglich.

„Du könntest es ja versuchen. Ein einfaches Reisgericht. Das dürfte er doch hinbekommen. Notfalls helfen wir einfach", schlug Eijiro vor und versuchte seinen Freund damit zu besänftigen, indem er ihn von hinten umarmte und seinen Kopf auf seine Schulter legte, „komm schon Kats! Das wird bestimmt lustig!" Sie mussten immerhin dem Mann helfen und in gewisser Weise belohnen dafür, dass er es geschafft hatte, um Hilfe zu bitten. Schließlich war es ihm scheinbar nicht sonderlich einfach gefallen. Ihn nun vorzuführen und die Bitte auszuschlagen wäre nicht sonderlich nett. Vor allem hatten sie doch geschworen, ihrem Klassenlehrer ebenso zu helfen wie sie Yamada helfen wollten. Shota ein bisschen Kochen beizubringen war also für beide Männer gut.

Eigentlich hatte Bakugo vor, weiter zu protestieren. Doch ihm kam das Gespräch, das er und seine Freunde erst am Vortag geführt hatten, in den Sinn. Seufzend ließ er seine Schultern ein wenig sinken. „Na gut. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Am besten treffen wir uns heute gleich nach dem Unterricht. Ich nehme an, dass es das Beste wäre, wenn wir uns in der Schulküche treffen", plante Katsuki sofort und dachte selbst bereits darüber nach, wo sie am sichersten herumprobieren konnte, ohne dämliche Frage beantworten zu müssen, oder von Yamada gesehen zu werden.

„Das wäre der beste Ort dafür, ja", meinte Shota, ehe er seufzte, „aber heute geht leider nicht. Nach meiner unfreiwillig langen Pause hänge ich mit meiner Arbeit hinterher. Heute bin ich nach dem Unterricht bis spät nachts auf Patrouille." Er hatte es schon zu lange schleifen lassen. In letzter Zeit schien gerade in der Zeit, in der er für gewöhnlich unterwegs war nachts, die Kriminalität gestiegen zu sein. Dagegen musste er etwas unternehmen. Schließlich war es seiner Pause zuzuschreiben, dass es wohl dazu gekommen war.

Diese Antwort gefiel Bakugo natürlich so gar nicht. „Dein ernst? Wie willst du kochen lernen, wenn du wenig Zeit hast?", beschwerte er sich sofort. Dieser Mann war einfach unmöglich und obendrein Verantwortungslos in Katsukis Augen.

Während sich der Aschblonde deswegen aufregte, tauschten seine Freunde aus einem ganz anderen Grund einen Blick untereinander aus. Sie waren sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, wenn Aizawa nun seinem Job nachging. Vor allem nachdem, was sie erfahren hatten, kam es ihnen ein wenig fahrlässig vor, ihn alleine gehen zu lassen. „Vielleicht bist du ja schneller fertig, wenn ein paar von uns dich begleiten?", schlug Eijiro daher vor, „Katsuki, und ich könnten helfen. Wir haben heute sonst nichts zu tun und es wäre unglaublich lehrreich, dir bei der Arbeit zuzusehen!"

„Ohja, ich würde auch gern mitkommen. Immerhin kann ich sehr viel von deiner Arbeit mit dem Fangtuch lernen und so", fügte Sero schnell an. Auch Denki und Mina wären nur zu gerne mitgekommen, doch zum einen wären sie dann wohl oder übel zu viele und zum anderen hatte Momo ihnen heute für eine Nachhilfestunde zugesagt. Die sollten sie lieber nicht verschieben.

Genervt seufzend ließ Shota ein wenig die Schultern hängen, ehe er die drei Jungs kurz musterte. „Ich nehme an, dass ich euch nicht davon abhalten kann, mir auch ohne Erlaubnis zu folgen", stellte er fest und sah das Funkeln in ihren Augen, das nie etwas Gutes zu bedeuten hatte, „na schön. Dann kommt mit. Aber ihr folgt meinen Anweisungen. Sollte ich euch sagen, dass ihr euch zurückhalten sollt, dann werdet ihr das tun!" Er wartete darauf, dass die drei nickten. Hoffentlich ging das gut.

Der PaktWhere stories live. Discover now