Kapitel 30

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Han Jisung Point Of View:

Und dann tue ich schließlich etwas, das ich vermutlich nie in meinem Leben getan hätte.
Ich überbrücke die letzten Zentimeter zwischen unseren Lippen.

Es ist kein wirklicher Kuss. Es ist nur ein Lippen aneinander Schmiegen. Keiner von uns weiß, was nun zu tun ist. Streng genommen ist es das erste mal, dass ich so etwas mache.
Doch es fühlt sich so unglaublich gut an. Minho hat raue und grobe Lippen, sie schmecken auch nicht nach Erdbeeren, wie man es in jedem Film und Buch beschreiben würde, doch es fühlt sich einfach magisch an. Und ich bereue mein Handeln auch nicht, denn ich spüre an einem wohligen Aufseufzen Minhos, dass er sich etwas entspannt und Teayong nun tatsächlich komplett ausblendet. Dieser scheint jedoch von mein Handeln genauso überrascht zu sein, wie mein Schwarm zu Anfang und hält tatsächlich für einen Moment die Klappe.

Langsam lasse ich meine Hand zu Minhos Nacken gleiten und berühre ihn leicht, während ich mich etwas aufsetze. Mein Gegenüber schließt entspannt seine Augen und fährt ebenfalls mit seiner Hand zu mir, doch diese legt er an meine Hüfte und zieht mich so näher an sich, sodass unsere Lippen mehr Druck auf einander ausüben.
Und plötzlich beginnt der hübsche Brünette seine Lippen gegen meine zu bewegen. Sanft und langsam, als würde er Angst haben, dass ich ihn von mir stoßen würden.
Fast sofort passe ich mich zurückhaltend und vorsichtig an. Ich habe Angst etwas falsch zu machen, denn das ist mein aller erster Kuss. Schon in vielen Filmen und Serien habe ich gesehen wie sich Hauptcharaktere küssen, doch entweder fand ich es zu ekelhaft oder ich fand die Beschreibung übertreiben.
Niemals hätte ich gedacht, dass ich einen Kuss so sehr genießen würde wie ich es jetzt gerade tue.
Gerade fühle ich mich, als wäre ich im Himmel und das ist keine Übertreibung.

Sanft und vorsichtig bewegen wir unsere Lippen gegeneinander und genießen dieses Gefühl.
Doch so schön dieser Moment auch sein mag, irgendwann geht auch dieser zu Ende und somit lösen wir uns von einander.
Schweigend betrachte ich das hübscheste Gesicht, das ich jemals gesehen habe.
Auch Minho traut sich nicht ein Wort zu sagen. Stattdessen weicht er meinen Blicken aus und sieht starr zu Boden. Als hätte er bereut mich geküsst zu haben. Und das tut weh..

Die Stille rundherum ist bedrückend. Nichteinmal Taeyong sagt etwas. Dieser beäugt uns nur schmunzelnd und verschränkt seine Arme.
"Minho?", flüstere ich leise.
Der Angesprochene rührt sich nicht.

"Das war ja ein süßes Bild, das ihr uns da abgegeben habt.", versucht uns Taeyong weiterhin auf den Nerv zu gehen. Und leider gelingt es ihm auch, denn er macht mich rasend vor Wut.
"Halt du doch einfach deine gottverdammte Klappe!"
Und schon bereue ich, was meine dumme Aktion verursacht hat, denn die Gesichtszüge des Gangmitglieds wurden wieder scharf und bedrohlich, als auch wütend.
Er kommt auf mich zu.
"Pass auf wie du mit mir redest, du kleiner Scheißer. Ich habe dich ins Krankenhaus befördert und ich scheue mich nicht davor es nocheinmal zu tun. Deinen Schatzi Mausi Bärli schicke ich dann gleich nach."
Gefährlich nah bleibt Taeyong schließlich bei mir stehen und beginnt dann wieder böse zu grinsen.
"Schrei, kreisch und bettle um dein und Lee Knows wertloses Leben!"
Gerade hebt er seine Hand, um mir vermutlich ins Gesicht zu boxen.
Schnell kneife ich meine Augen zusammen.
Doch das einzige, das ich spüre ist wie mich irgendjemand am Handgelenk packt und nach hinten zieht.
Erschrocken öffne ich die Augen und blicke in die Minhos, der kurz über seine Schulter blickt und sich schützend vor mir aufbaut.
"Minho?", flüstere ich, doch dann höre ich ein dumpfes Geräusch. Es hört sich gar nicht gut an.
Gleich darauf taumelt Minho plötzlich einige Schritte zur Seite, kommt aber sofort wieder zu mir und zieht mich ein Stückchen weiter nach hinten.
Als er kurz zu mir sieht, um meine Reaktion zu sehen, bemerkte ich plötzlich eine breite Blutspur, welche langsam das Gesicht des Dunkelhaarigen entlangfließt. In Minhos Blick erkenne ich Sorge und Angst. Doch als er bemerkt, dass es mir gut geht, atmet er erleichtert aus und drückt mich noch ein Stück nach hinten. Weiter weg von Teyong.
"Minho da-", beginne ich, doch bringe es nicht fertig meinen Satz zu beenden.
"Keine Sorge, mein Kleiner. Mir geht es gut. Wenn das Ganze vorbei ist, kannst du wieder Krankenschwester spielen."
Der Ältere schenkt mir ein sanftes und zärtliches Lächeln.
Tränen stauen sich in meinen Augen auf und das ist auch nicht das einzige, das meinen Körper zu beben beginnen bringt.
Denn ich bin wütend. Verdammt wütend.
Ich habe es zwar nicht gesehen, aber Teyong hat meinem Minho wehgetan. Und mit einem Mal hasse ich diesen Mann mehr, als ich es jemals hätte in Worte fassen können. Er kann mich verletzen und mir wehtun, mich in den Dreck ziehen, doch er wird Minho nicht nocheinmal anfassen!

"Wie erbärmlich du doch bist, Lee Know. Am liebstem würde ich dir deinen Schädel brechen!", macht sich zu meinem Bedauern das rothaarige Gangmitglied wieder bemerkbar.
Und ab hier verliere ich die Fassung.
"Du-!" Ich versuche hinter Minho hervorzukommen und strecke meine Arme aus, um den Rothaarigen Arsch zu erreichen. Doch zwei starke Arme schlingen sich um mich und halten mich zurück.
Wild zapple ich herum und versuche mich zu lösen, jedoch komme ich gegen die Kraft die mich festhält nicht an.
"Jisung! Lass es! Mir geht es gut!", versucht Minho verzweifelt meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen und drückt mich näher an sich.
"Lass mich los! Ich will ihm eine reinhauen!", schreie ich laut und versuche mit meiner ganzen Kraft aus Minhos Griff zu entkommen.
"Der Arsch hat es nicht anderes verdient! Er hat dir wehgetan!"
Doch der Dunkelhaarige denkt nichteinmal daran mich loszulassen. Stattdessen dreht er mich zu sich um und presst meinen Körper gegen seine Brust. Seine Hand legt er an meinen Kopf.
Anfangs wehre ich und versuche aus der fesselnden Umarmung loszukommen. Doch als ich den etwas schnelleren Herzschlag meines Schwarms vernehme, verstehe ich, dass es sinnlos ist, sich zu wehren und lasse die gezwungene Umarmung über mich ergehen.
Nach einigen Sekunden schließe ich meine Augen und schmiege mich ein Stückchen näher in Minhos Brust.
Meine Arme schlinge ich dabei unsicher um den Älteren und beginne leise zu schluchzen.
Erleichtert atmet Minho aus und beginnt meine Haare zu streicheln.
"Es ist alles gut Jisung. Keine Sorge." Die samft und weiche Stimme Minhos ist so beruhigend und warm. Es fühlt sich so an, als würde er die Worte mit nichts anderem als Liebe aussprechen.

Und schon wieder muss Taeyong den Moment zerstören: "Der Kleine hat Glück, dass du ihn aufgehalten hast. Sonst wäre es für ihn nicht ganz so rosig ausgegangen." Der Ton klingt kalt und macht mir Angst. Ich vergrabe meinen Kopf tiefer in Minhos Pullover.
"Normalerweise würde ich die Situation jetzt ausnutzen und euch beide so dermaßen fertig machen, dass ich nichteinmal abschätzen könnte, ob ihr noch lebt."
Der Junge lacht bitter.
Minho hingegen spannt sich an und festigt seinen Griff um mich. Er hat definitiv Angst. Nicht um sich, nein um mich.
"Doch ihr habt sozusagen Glück. Es war nicht lange her, dass der kleine Scheißer im Krankenhaus gelandet ist. Und dank ihm wurde ich von der Polizei erwischt."
Teayong wirft mir einen wütenden Blick zu.
Auch ich bekomme mehr Angst und vergrabe mein Gesicht in Minhos Pullover. Dieser hingegen versucht mich zu beruhigen und streichelt sanft meinen Kopf.
"Es wäre äußerst unvorteilhaft, wenn ich nocheinmal die Aufmerksamkeit der Bullen errege."
Enttäuscht reibt sich der Psychopath die Schläfe.
"Ihr könnt echt froh sein, jetzt seid ihr zwei geschützt vor uns. Tja, das ist jetzt Pech. Betet, dass wir uns nicht mehr über den Weg laufen, denn beim nächsten mal werde ich mich nicht zurückhalten."
Mit diesen Worten pfeift der Anführer der Gruppe seine unzähligen Leute zusammen und verabschiedet sich mit einem Handkuss von Minho und mir.
Anschließend verschwindet er wie ein Schatten in einer der dunklen Gassen, dicht gefolgt von seinen Leuten.

Ängstlich und Zitternd blicke ich der Gruppe hinterher und schweige.
Minho hingegen atmet erleichtert auf und entspannt sich ein wenig.
"Minho...", flüstere ich leise.
Der Blick, den mir der Dunkelhaarige zuwirft ist herzzerreißend. Er ist voller Schmerzen, Angst und Verzweiflung. Der Anblick treibt Tränen in die Augen.
"Was ist denn?", frage ich leise.
Minho sagt kein Wort, stattdessen drückt er mich von sich.
Erschreckend schnell breitet sich eine unbeschreibliche Kälte in mir aus. Der angenehme Geruch, die Sicherheit und Geborgenheit, das alles verschwindet, nachdem Minho mich losgelassen hat.
"Warum?", flüstere ich verletzt, nachdem ich bemerke, dass von meiner großen Liebe immer noch keine Antwort zu erwarten ist.
"Rede doch mit mir!", flehe ich schließlich, da mich das Schweigen meines Gegenübers äußerst beunruhigt.
"Bitte!"
Der Junge, den ich über alles liebe kehrt mir den Rücken. Die Hände zu Fäusten geballt und die Stimme so kalt, dass mir eine Gänsehaut den Rücken hinunterläuft, beginnt er nun endlich zu sprechen, doch mir wäre sein Schweigen lieber, als seine folgenden Worte:
"Jisung, es ist besser, dass du dich von mir fernhälst."

Uuuund da bin ich wieder nach meiner viel zu langen Pause. Ich hoffe, dass euch die lange Zeit nicht allzu sehr gestört hat. Aber ich denke, ich kann einigermaßen normal weitermachen. Manchmal werde ich vielleicht ein Kapitel pro Woche ausfallen lassen müssen, aber ich gebe mein Bestes, dass mir das nicht allzu oft passiert.

-Eldi-

The Coffee Of My Life (Minsung Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt