Sie wird nie wieder die Selbe sein

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Steve Pov:

In Gedanken versunken schritt ich durch die große Eingangstür des Towers. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, dennoch war ich bereits auf den Beinen und fuhr mit dem Fahrstuhl hoch in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Danach würde ich eine Runde laufen gehen, einfach um den Kopf frei zu bekommen. Meinen Kaffee hätte ich zwar auch zuhause trinken können, doch musste ich da raus. Ich hielt es nicht aus, die Stille war unerträglich und nichts konnte meine Gedanken übertönen, weswegen ich mich irgendwie zu beschäftigen versuchte. Und wenn es nur der Weg zum Avengers Tower war, sich mit Jarvis unterhalten oder joggen zu gehen... Alles war besser als diese Stille. Diese Stille, in der ich mir selbst die Schuld für ihren Zustand gab. Ich hätte sie einfach nie gehen lassen dürfen oder sie früher finden müssen. Genauso wie ich nicht einfach hätte verschwinden dürfen, als ich sie entdeckt hatte. Es hätte nie so weit kommen dürfen. Niemals. Und ich war Schuld daran.

Wegen genau dieser Schuld, versuchte ich die Stille zu vermeiden. Denn sie tat weh und ließ mich verzweifeln.

So versuchte ich angestrengt, mich davon abzuhalten über jemand bestimmten nachzudenken, weswegen ich nicht die Person bemerkte, welche soeben die Küche betrat.

"Steve." Überrascht blickte ich von meiner Kaffeetasse nach oben und machte im schwachen Licht die grünen Augen der rothaarigen Frau aus. Mich wunderte es sie hier anzutreffen, denn normalerweise war niemand vor sechs Uhr hier.

"Kann ich was für dich tun?" fragte ich höflich nach, nahm meine Tasse in die Hand und wollte an ihr vorbei um den Raum zu verlassen. Ich ging davon aus dass sie mir folgen würde, doch stattdessen legte Natasha ihre Hand auf meine Brust, mit welcher sie mich sanft, aber bestimmt zurück drückte. Verwirrt blickte ich zu ihr hinunter.

"Ist was?" Langsam wurde ich nervös, als sie mich einfach nur anstarrte. Ohne eine Miene zu verziehen schaute sie zu mir hoch, was mich nervös werden ließ. Was sollte das nun werden?

"Sie ist wach." kam es tonlos von ihr. Ich brauchte einen Moment um zu realisieren was sie sagte, doch als ich es verstand, weiteten sich meine Augen ungläubig. Es waren so viele Wochen vergangen, weswegen es auf einmal so surreal wirkte. Für einen Moment schaute ich sie einfach nur regungslos an. Zu sehr überrumpelte diese Information mich.

Sanft nahm mir Nat die Tasse aus der Hand, was vermutlich auch besser war, bevor sie auf dem Boden landet. Keiner sagte etwas, bis ich mich selbst zurück in die Realität holte, indem ich verstehend nickte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging ich an ihr vorbei und ließ sie somit einfach stehen.

"Steve!" hielt sie mich jedoch erneut auf. Gezwungenermaßen blieb ich stehen und schaute sie abwartend an, während ich spürte wie mein Körper nervös zu zittern begann. Nicht viel, doch konnte ich meine Hand nicht mehr ruhig halten, genauso wie mein Herz einen Ticken schneller als sonst schlug. Doch versuchte ich meinen Blick so neutral wie möglich zu halten, ich wollte nicht das Nat sich dadurch noch mehr zusammen reimt, als sie es eh schon tat.

"Sie ist..." schwer seufzte sie aus und ließ ihre Blick zu Boden gleiten, was mich nur noch mehr beunruhigte.

"Was ist mit ihr?" fragte ich sogleich besorgt nach.

"Sei einfach vorsichtig." Ihr Kopf hob sich erneut, dass sich ihre grünen Augen fest in meine bohrten.

"Sie ist nicht mehr die, die sie früher einmal war. Und das wird sie auch nie wieder sein. Erwarte nicht zu viel von ihr." schüttelte sie leicht den Kopf und ihr kalter Gesichtsausdruck wandelte sich in einen mitleidigen.

"Wie lange?" Ich wollte wissen wie lange sie nun schon wach lag ohne das ich es wusste.

"Ein paar Stunden." murmelte die Agentin leise.

"Sie hat noch nichts gesagt, geschweige denn sich überhaupt bewegt." beantwortete sie mir direkt meine nächste Frage, bevor ich überhaupt dazu kam diese zu stellen. Verstehend nickte ich, drehte mich um und machte mich auf den Weg zum Gefängnis.

Dort angekommen ließen mich die Wachen auch gleich zu ihr durch. Heute waren es Leonard und Jacob die den Eingang bewachten. So oft wie ich inzwischen hier war, hatte ich mich auch das ein oder andere Mal mit den Wachen unterhalten, wodurch ich auch ihre Namen kannte. Freundlich grüßten sie mich und machten mir den Weg frei.

Mit zögerlichen Schritten lief ich den Gang zu ihrem Zimmer, besser gesagt zu ihrer Zelle, entlang. Einige Sekunden blieb ich einfach nur vor der Tür stehen und starrte diese an. Doch zwang ich mich selbst dazu nun keinen Rückzieher zu machen. So schlimm wird es schon nicht werden. Hoffentlich...

Leise klopfte ich der Höflichkeitshalber an, auch wenn ich wusste das keine Antwort kommen würde. Vorsichtig drückte ich die Klinke hinunter und betrat das Zimmer. Es sah alles genauso aus wie die letzten Tage schon. Der einzige Unterschied, Anastasia lag mit geöffneten Augen auf dem Bett. Starr blickte sie an die Decke ohne meine Anwesenheit auch nur in irgendeiner weise anzuerkennen.

Erneut packte mich die Nervosität als ich mit vorsichtigen Schritten zu ihr lief.

"Anastasia?" hauchte ich und wartete auf eine Reaktion von ihr, möge sie noch so klein sein. Ohne auch nur eine Emotion blickten ihre grünen Augen an die graue Decke. Als jedoch auch nach weiteren Sekunden keine erfolgte und sie noch immer still blieb, griff ich zögerlich nach ihrer Hand. Meine Finger strichen zart über ihren Handrücken. Ich wollte bereits nach ihrer Hand greifen und diese mit meiner umschließen, da zuckte sie zusammen. Für einen Moment schienen sich ihre Augen zu vergrößern und ließen mich das erste Gefühle in ihrem Gesicht erkennen. Angst.

Nun verstand ich auch was Natasha mir damit sagen wollte.

Anastasia schaute mich nicht an, doch sie wusste das ich es bin. Da war ich mir sicher. Dennoch hatte sie Angst. Angst vor mir. Und diese abweisende Haltung von ihr schmerzte. Sie war erst aufgewacht, ich konnte wirklich nichts von ihr erwarten. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass es mich verletzte.

Was hatte ich mir dabei denn überhaupt gedacht? Was hatte ich erwartet? Das sie freudig aufspringt und mich umarmt? Das sie mir sagt, dass sie mich genauso vermisst hatte wie ich sie? Das sie mir sagt, dass sie mich ebenfalls...

Kopfschüttelnd seufzte ich aus, senkte den Blick und zog meine Hand wieder zurück, um diese unbeholfen in meine Hosentasche zu stecken. Einen Moment lang blieb ich einfach stehen. Ein unangenehmes Schweigen legte sich über uns. Keiner bewegte sich, keiner sagte etwas. Es schien fast die gleiche Situation wie die letzten Wochen zu sein, der einzige Unterschied dabei, dass sie nun wach war. Und dieser Unterschied machte sogleich alles besser, wie auch schlimmer. Besser, weil ich wusste das sie lebt und wieder gesund werden würde. Schlimmer, weil sie sich so abweisend verhielt und still da lag, das man meinen könnte sie wäre noch immer nicht aufgewacht. Und dies war schrecklich mit anzusehen.

"Geh." hauchte sie leise. Sehr leise und brüchig, doch ich verstand es. Überrascht schaute ich die braunhaarige Frau an, welche mit Verbänden um, und Schläuchen in, ihrem Körper auf dem Bett lag, mich aber noch immer nicht ansah. Einen Moment hielt ich inne, bevor ich ihrer Anweisung widerwillig nachkam. Es verletzte mich, keine Frage. Doch ist sie erst vor wenigen Stunden aufgewacht und war davor für eine lange Zeit eingesperrt. An ihren Verletzungen konnte man den Schmerz, welchen sie erleiden musste, nur erahnen. Sie brauchte eben ihre Zeit, weswegen ich ihr diese auch geben wollte. Doch wusste ich nicht, dass dies ihr erstes und letztes Wort für die gesamten nächsten Wochen sein würde.

Die Türklinke hielt ich bereits fest umschlossen in meiner Hand, als ich erneut stoppte. Mein Blick war auf den Boden gerichtet und meine Stimme eher leise, dennoch laut genug damit sie mich verstand.

"Du bist in Sicherheit. Dir wird niemand mehr etwas antun, dafür sorge ich." versprach ich ihr, bevor ich die Tür öffnete und den Raum verließ. 

Soulmate in the Shadow (Steve Rogers FF / Band 2)Where stories live. Discover now